Der einstige Internetpionier Yahoo! ist in den letzten Jahren gehörig ins Straucheln geraten, woran auch die von Google abgeworbene Marissa Mayer nichts ändern konnte. Wärend man bisher dachte, dass der wankende Pionier Google wohl nicht mehr gefährlich werden könnte, wird nun aber eines besseren belehrt: Denn wie jetzt aufgedeckt wurde, stammt Googles Suchtechnologie von Yahoo!
Gestern Abend hat Yahoo! die Geschäftszahlen für das 3. Quartal 2015 verkündet und musste wieder einmal einen weiteren Rückgang verkraften: Um die Analysten etwas von dieser weiteren Hiobsbotschaft abzulenken, hat man am Rande der Konferenz auch eine erfreuliche Nachricht verkündet: Yahoo! hat einen neuen 3-Jahres-Vertrag mit Google geschlossen, der es dem Portal ermöglicht, die Google Websuche und auch die Werbeanzeigen von dem Unternehmen aus Mountain View zu beziehen. Allerdings wird Google kein Exklusiv-Lieferant sein, sondern muss sich den Platz mit Microsoft und eventuellen anderen Konkurrenten teilen.
Yahoo! dürfte wohl die Suchmaschine sein, die in der Vergangenheit am häufigsten die verwendete Technologie hinter den eigenen Suchergebnissen gewechselt hat. Erst hatte man sich die Engine hinter der Suchmaschine von AltaVista und Inktomi gekauft um dann anschließend für mehrere Jahre zum damals aufstrebenden Star Google zu wechseln. Anschließend entwickelte man eine eigene Suchtechnologie, die dann nach einigen Jahren wieder für die Suchtechnologie von Bing aufgegeben wurde. Und jetzt testet Yahoo! erneut die Verwendung der Google Websuche im eigenen Angebot.
Mehr als 10 Jahre lang war Google die Standard-Suchmaschine, bis man diesen Platz - zumindest in den USA - Ende vergangenen Jahres an Yahoo! verloren hat. Natürlich hatte dies auch Auswirkungen auf die Marktanteile, so dass Google im vergangenen Monat erstmals seit 7 Jahren wieder mit einem Marktanteil unter 75 Prozent auskommen musste. Doch Google hatte geschworen, diese Nutzer zurück zu gewinnen und geht dafür nun einen doch recht überraschenden Weg.
In den USA musste Google im Dezember erstmals einen starken Verlust an Marktanteilen bei den Suchmaschinen verzeichnen und nahezu den ganzen Verlust an Yahoo! abgeben. Dies war allerdings keine große Überraschung, da der Google-Konkurrenz seit Ende November die Standard-Suchmaschine im Firefox ist und sich damit viele Millionen potenzielle Nutzer gesichert hat. Allerdings ging die Abwärtsspirale auch im Januar weiter nach unten, so dass Google erstmals seit 7 Jahren wieder unter 75 Prozent Marktanteil gerutscht ist.
Vor wenigen Wochen wurde Google in den USA als Standard-Suchmaschine im Firefox abgelöst und durch den Konkurrenten Yahoo! ersetzt. Die Auswirkungen dieses Deals haben sich auch gleich in den Marktanteilen der Suchmaschinen der niedergeschlagen, bei denen Google im Dezember 2014 2 Prozent verloren hat. Dieser Verlust wäre vielleicht kurzfrisig zu verschmerzen, aber dennoch möchte sich Google die verloren gegangenen Nutzer nun zurückholen und zeigt Firefox-Nutzern jetzt eine entsprechende Meldung an.
Seit Einführung der Suchfelder in den Browser und Smartphone-Betriebssysteme ist Google auf allen erdenklichen Plattformen (außer Microsoft) als Suchmaschine voreingestellt - und das wird von einem großen Teil der Nutzer auch so erwartet. Doch schon im nächsten Jahr könnte diese Selbstverständlichkeit gefährlich bröckeln, denn nach Mozilla überlegt nun auch Apple den Wechsel des Suchmaschinen-Anbieters im Safari-Browser. Microsoft und Yahoo! dürften sich im nächsten Jahr eine wahre Bieterschlacht um diese Position liefern.
Knalleffekt in den USA: Seit 10 Jahren war Google im Mozilla-Browser Firefox die Standard-Suchmaschine und hat sich das von Google auch sehr gut bezahlen lassen, aber damit ist nun Schluss. Schon ab Dezember wird nun Yahoo! die Standard-Suchmaschine sein, vorerst aber nur in den USA. Mozilla beschwichtigt aber, dass die Standard-Suchmaschine natürlich auch weiterhin vom Nutzer umgestellt und auch in Zukunft Google oder eine weitere Alternative genutzt werden kann.
Einige Unternehmen werden in diesem Leben keine Freunde mehr werden, und dazu gehören sicherlich auch Apple und Google: Der Smartphone-Pionier aus Cupertino versucht schon seit einiger Zeit die Abhängigkeit von Google zu verringern und hat dafür unter anderem im vergangenen Jahr die Google Maps vom iPhone geworfen. Jetzt stochert Marissa Mayer in diese Wunde und möchte auch die Google-Suche durch Yahoo! ersetzen.
Kleine Sensation in den USA: Laut den Marktforschern von comScore hat sich Yahoo! erstmals wieder an die Spitze der größten US-Webseiten gesetzt und Google damit nach zwei Jahren vom Thron gestoßen. Knapp 200 Millionen Nutzer haben sich im Juli auf den Webseiten des Unternehmens versammelt - gut 4 Millionen mehr als im Google-Netzwerk.
Nach jahrelangsam Stillstand weiß der einstige Web-Pionier Yahoo! derzeit selbst nicht mehr was es eigentlich ist und wo es hin will - was den jährlich fallenden Umsätzen auch sehr gut zu erkennen ist. Dass das Unternehmen eigenenständig eigentlich kaum noch eine Chance auf ein dauerhaftes Überleben hat ist klar - und viele sind am Kauf des Unternehmens interessiert, auch Google. Der Yahoo!-Circus...
Yahoo Google

In Japan geht man allgemein andere Wege, auch was die Wahl der Suchmaschine angeht. Nicht zuletzt deshalb verzichtet Yahoo in Japan auf Bing. Nun geht Yahoo Japan CEO Masahiro Inoue einen Schritt weiter: Er will googlen lassen.

Die Suchtechnologie von Google scheint auch bei der Konkurrenz nicht zuletzt zum Staunen zu führen. So berichtet die Nachrichtenagentur AFP, dass die Google Suche künftig auch für die japanische Yahoo-Suche zum Einsatz kommt. Möglich macht das aber nur die Unabhängigkeit vom USA-Riesen Yahoo, der erst letztes Jahr Microsoft ins Boot geholt hat, um gegen Google anzukämpfen. Yahoo Japan ist weitgehend unabhängig und hat daher sein eigenes Portal, indem Yahoo international nur 35% Anteil hat, dem Rest gehört einem Bankunternehmen.

Screenshot: Links/oben: Google Japan, Rechts/unten: Yahoo Japan

Yahoo's derzeitiger Marktanteil in Japan übertrifft dem der USA locker: Die Hälfte des japanisches Marktes gehört Yahoo, zu Google geht gerade einmal jede dritte Anfrage. So könnte sich das Geschäft in Japan für Google also wieder lohnen.

Allerdings kündigt Masahiro Inoue gleich an: Es wird nur bei der Suche bleiben - die anderen Services sollen weitgehend unberührt bleiben.

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Update: Microsoft hat sich in einem Blogpost zu Wort gemeldet und das Verfahren als "wettbewerbswidrig" bezeichnet. Eine Monopolstellung von Google in Japan würde damit Zukunft sein, das Unternehmen würde Suchergebnisse kontrollieren und filtern. Diese Bedenken hat Microsoft schon 2008 zugegeben - damals hatten die japanischen Wettbewerbshüter die Nutzung von Google unterbunden.