Der Krieg um die besten Browser geht weiter. Gestern hat Apple eine HTML5-Demo gestartet - die wird allerdings nur von Safari unterstützt - sagt Apple. Jedoch steckt dahinter nichts weiter als ein geschickter Trick, damit andere Browser es nicht abspielen können. Ist also HTML5 wieder mal ein Made-by-Apple-Produkt?
Wer auf
Apple.com/HTML5 geht, wird sich sicherlich freuen, endlich mal ein paar Demo's zu sehen. Leider sind diese Demos überhaupt nicht für HTML5 allgemein, sondern für Safari only,
wie Fefe heute herausgefunden hat. Auch bei uns zeigt Apple mal wieder Freundlichkeit zur Konkurrenz und
sperrt Chrome und Firefox aus.
Nun könnte man ja meinen, dass das vielleicht an irgendwelchen Codecs liegt oder sonst irgendwas, das im Chrome und den anderen Browsern nicht funktioniert.
Zuerst einmal: Nein. Ich habe mir die mühe gemacht und den User-Agent von Chrome geändert (geht über die Commandline --user-agent="Mozilla/5.0 (Windows; U; Windows NT 6.1; de-DE)AppleWebKit/531.22.7 (KHTML, like Gecko) Version/4.0.5Safari/531.22.7") - und siehe da:
Alle Demos funktionieren - bis auf die Video-Demo. Natürlich kann man die Demos
auch direkt über einen kleinen Umweg und ohne UA-Änderungen aufrufen.
Also habe ich mal bei Felix von Leitner (Fefe) angefragt und wollte wissen, warum denn das so ist. Zunächst ist der MOV-Conatiner ein H.264-Video und ein AAC-(MPEG4)-Audio. Für Chrome kein Problem - geht ja auch bei YouTube. Allerdings ist das Verwirrende bei den Apple-Demos: Es sind ganz einfache Links, die gerade mal um die 400 KB haben:
Wenn du in Chrome auf dem Video bist, rechtsklicke mal draufund sage "Save As". Ich kriege da eine 359-Byte-Datei. Das versucht Chrome abzuspielen und findet keinen Film, weil das eben nur eine Umlenkung ist, und das supported Chrome nicht.
Es gibt keinen Grund, das so zu machen, außer um dafür zu sorgen, dass
nur Quicktime das abspielt.
So hat Apple natürlich ein Argument mehr, damit der User QuickTime und Safari benutzt - schließlich kann nur das Plugin das Video abspielen.
Das ist allerdings wieder falsch. Schaut man sich den Link genauer an, dann ist das nur eine Playlist-Datei, die dann am Ende ein Video auf http://movies.apple.com/media/us/html5/.. und so weiter abspielt. Und genau dieses originale Video kann Chrome abspielen,
wie Fefe eindrucksvoll
in einer Demo belegt.
Apple versucht also andere Browser so hinzustellen, als würden sie unfähig sein, HTML5 auszuführen. Dazu manipuliert man die Videos (was man übrigens auch bei den Produkt-Videos getan hat) und schießt eine Anzeige vor, wenn derjenige nicht Quicktime nutzt. Bei der HTML5-Demo ist das allerdings noch kritischer, denn HTML5 ist ein Standard. In diesem Standard ist festgelegt, wie Methoden funktionieren und wie Browser damit umzugehen haben. Bei der Codec-Diskussion ist aktuell klar (nicht zuletzt durch Lobbyarbeit von Apple), dass H264 sich als Standard etablieren wird bzw. schon ist. Aktuell ist auch noch das Gerede um VP8 (also WebM) von Google. Viele Browser haben den Support schon angekündigt oder implementiert.
Also ist dieser HTML5-Test nur eine Promotion-Aktion von Apple, denn die wahren Gründe dürften ganz woanders liegen. Offener sind da eher
die Tests, die man sonst noch so bei Google findet. Die sind auch von keinem Apple kontrolliert und garantiert auch ohne Quicktime und ohne Safari benutzbar.
Übrigens: Im Praxistest von HTML5Test.com hatte
Chrome Stable einen Score von 142,
Chromium Dev mit 135,
Firefox Stable 101,
Internet Explorer Stable 19 und
Safari 70.
So viel zum Thema HTML5-Kompatibilität.
Vielen Dank
Fefe für das Interview ;)