Vergessene Google-Produkte: Picasa – die ehemals umfangreiche Fotoverwaltung für den Desktop

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Google hat im Laufe der Jahre sehr viele Produkte geschaffen, die zwar aus den unterschiedlichsten Gründen wieder eingestellt wurden, aber längst nicht vergessen sind. Das gilt vor allem für den Desktopklassiker Picasa, der bei so manchem Nutzer auch heute noch im Einsatz sein dürfte. Dabei handelt es sich um ein Paket für die Verwaltung, Bearbeitung und Betrachtung von lokalen und in der Cloud abgelegten Fotos.


Langjährige Google-Nutzer haben schon sehr viele Produkte kommen und gehen gesehen und immer wieder muss man sich fragen, warum bei manchen Angeboten der Stecker gezogen wurde – vor allem rückblickend ist das nur selten nachvollziehbar. Nachdem wir uns kürzlich die allumfassende Datenbank Google Base angesehen haben, blicken wir heute auf eine App zurück, die sehr viele Fans hatte und deren Einstellung auch mit großem Abstand einfach nur als unnötig beschrieben werden kann, denn sie hinterlässt bis heute eine große Lücke. Picasa war DAS Google Fotos für den Desktop und ist bis heute (von kostenlosen Apps) unerreicht.

picasa logo

Langjährige Google-Nutzer haben schon viele Produkte kommen und gehen gesehen, wobei einige trotz Einstellung auch weiterhin genutzt werden können. Zu dieser Kategorie gehört Picasa – sozusagen DAS Google Fotos für den Desktop, dessen Leistungen bis heute von kostenlosen Apps unerreicht ist. Die App dient(e) zur Verwaltung von lokal abgelegten Fotos, zur Betrachtung, Organisation und auch zu einem überraschend großen Teil zur Bearbeitung. All das, was Google Fotos heute bietet, konnte schon vor eineinhalb Jahrzehnten am Desktop genutzt werden.

Als Picasa entstanden ist, haben die meisten Nutzer ihre Fotos und Videos noch per Ordner-Struktur auf dem lokalen Laufwerk im Betriebssystem verwaltet, was damals für den privaten Gebrauch meist noch ausreichend gewesen ist. Denn Fotos wurden entweder im Urlaub per Digitalkamera geschossen oder gar noch eingescannt und von der heutigen Bilderflut dank Smartphone war noch gar keine Rede. Dennoch stößt die Ordnerstruktur schnell an ihre Grenzen und konnte für größere Fotosammlungen keine zufriedenstellende Lösung sein.

In diese Kerbe stieß Picasa, denn dabei handelte es sich praktisch um eine große lokale Galerie-App, die alle Medien auf dem Computer nach Belieben organisieren konnte, ohne dass die Dateistruktur auf der Festplatte angetastet werden musste. Und genau das war eines der Erfolgsrezepte der App.




picasa screenshot

Die Oberfläche von Picasa teilte sich grundlegend in zwei große Bereiche: Auf der linken Seite gab es die vom Nutzer gewünschte Struktur und Hierarchie der einzelnen Alben und im Hauptbereich fand sich der große Stream, in dem unmittelbar miteinander verknüpft nach und nach alle Ordner und Galerien aufgelistet wurden. Man konnte bei dem zuvor etablierten Ordner-System bleiben, aber auch Alben oder gar Unteralben anlegen, um eine ganz eigene Ordnung in die Flut der Bilder hereinzubringen.

Jedes Bild ließ sich verschieben, auch mehrfach in Ordner ablegen und somit bestens organisieren. Zur einfachen Indexierung gab es auch die Möglichkeit, die Bilder mit weiteren Details, Informationen und Kommentaren zu versehen, sodass sie per Suchfunktion blitzschnell wieder gefunden werden konnten. Alles das geschah, ohne dass die Dateien auf dem Computer angetastet wurden oder wild durch Ordner kopiert und verschoben werden mussten. Die gesamte Galerie-Hierarchie fand nur bei Picasa statt.

Aber damit war noch lange nicht Schluss. Google hatte Picasa einige Jahre lang mit großem Tempo weiterentwickelt und hat weitere Dinge wie eine recht starke Fotobearbeitung integriert, bot das Erstellen von Collagen und Videos an, konnte Bilder (testweise) auf der Karte anzeigen oder Medien direkt zu Picasa Web Albums oder auch YouTube hochladen. Selbst eine Gesichtserkennung war an Bord, die damals schon sehr gut funktioniert hat und keine Cloud-Anbindung benötigte. Dadurch konnte das auch ohne Stolpersteine global angeboten werden.

Als die App bereits im Spätherbst ihrer Existenz stand, wurde sogar noch Google+ Photos angebunden und ermöglichte es, die Bilder automatisch untereinander zu synchronisieren. Wer wollte, konnte also die Bilder von Google+ Photos direkt in Picasa sehen und auch darüber verwalten. Das ist genau die Form von Desktop-App, die Google Fotos meiner Meinung nach bis heute fehlt. Das sehen Googles Strategen aber wohl leider etwas anders und haben sich schon vor Jahren von Picasa verabschiedet.




Picasa wurde 2015, nach dem Start von Google Fotos, endgültig eingestellt und hat leider keine Anbindung mehr an das neue Produkt erhalten. Wer Picasa noch installiert hat, kann es bis heute nutzen und sich sogar in das Google-Konto einloggen (wobei das mit der 2FA manchmal für Probleme sorgt), aber die Online-Anbindung funktioniert bis auf YouTube leider nicht mehr. Die Fotoverwaltung ist aber nach wie vor möglich, wer die App also besitzt, kann sie wie gewohnt weiter benutzen.

Picasa gehört zu den vergessenen und eingestellten Google-Apps, um die es wirklich extrem Schade ist. Die App zeigt heute noch ihre Stärken und mit zeitgemäßen Updates hätte sie vermutlich aus dem Stand weg die Marktführerschaft in diesem Bereich Inne – was auch Google Fotos mit einer starken Anbindung zugutekommen würde. Die heutige Desktop-Anbindung per Google Drive-App ist eher eine Krücke, wäre mit Picasa aber auch gar nicht notwendig.

Eine etwas modernisierte Oberfläche, stärkere KI-Funktionen, eine verbesserte Suchfunktion und weitere Verbesserungen und schon glänzt Picasa wie neu – denn das Konzept würde auch heute noch sehr gut in die Zeit passen. Denn wenn man so will, ist Google Fotos unter Android eine Vermengung von lokalen Bildern und in der Cloud abgelegten Fotos, was es in der Form für Windows nicht gibt – zumindest nicht für das Google-Universum.

Und noch eine eingestellte, aber nicht vergessene Google-App:
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