Gemini: Viele neue und bestehende Funktionen sind jetzt kostenlos – was ist eigentlich Googles Konzept?

Google hat für das KI-Modell Gemini extrem hohe Ziele gesteckt, die noch in diesem Jahr werden sollen – oder gar müssen. Es war zu erwarten, dass man dem großen Ziel der Marktführerschaft alles unterordnen wird, doch die aktuelle Entwicklung wirft sicherlich Fragen auf. Denn plötzlich bietet man viele wichtige Funktionen, die bisher kostenpflichtig waren, allen Nutzern kostenlos an. Kann diese Strategie wirklich aufgehen?

Unter Marktführerschaft macht es Google nicht. Das lässt sich in vielen Bereichen ablesen, denn wenn ein Produkt unter die zehnstelligen Nutzerzahlen (sprich eine Milliarde) rutscht, verliert man schnell das Interesse und zieht zur nächsten Baustelle weiter. Das gilt auch für das KI-Modell Gemini, dessen Weiterentwicklung unter einem offenbar enorm hohen Druck erfolgt. Selbst als Außenstehender ist der Druck zu spüren, sodass man sich kaum vorstellen kann, wie die internen Peitschenhiebe aussehen, um das gesamte KI-Ökosystem auf Höchsttempo zu bringen.
Google-CEO Sundar Pichai hat zu Beginn des Jahres die Marktführerschaft als Ziel ausgegeben. Diese Aussage hatte er in den nächsten Wochen mehrfach unterstrichen. Viele Manager haben das wiederholt, selbst Googles Finanzchef hat ein starkes Gemini gefordert und Google-Gründer Sergey Brin will gar dass KI-Mitarbeiter 60 Stunden pro Woche arbeiten. Man benötige jetzt einen gewaltigen Kraftakt und soll „turbocharged“ arbeiten, weil die bisherigen Entwicklungen wohl nicht weit genug gehen. Alle Ergüsse von Brin in diese Richtung könnt ihr in diesem Artikel nachlesen.
Die Zeichen stehen also darauf, dass Google in diesem Jahr die Gemini-Marktführerschaft erreichen MUSS. Gemini muss der meistgenutzte KI-ChatBot werden. Gemini muss das meistgenutzte KI-Modell werden. Gemini muss das beste KI-Modell werden. Und Gemini muss in alle Produkte integriert werden, sodass die Nutzer gar nicht mehr um die Verwendung der Künstlichen Intelligenz herumkommen, wenn sie ein Google-Produkt nutzen wollen. Dieses Vorhaben führt mittlerweile zu absurden Gemini-Integrationen in den Google-Produkten.
Marktführerschaft für Gemini – koste es was wolle
Bei Google hat man wohl bemerkt, dass das Ziel der Marktführerschaft schwer zu erreichen ist, wenn man die besten Funktionen hinter einer Paywall versteckt. Daher gibt es derzeit die bemerkenswerte Entwicklung, dass viele Gemini-Funktionen plötzlich kostenlos sind, für die die Nutzer bisher ein Advanced-Abo abschließen mussten. Das freut die breite Nutzerschaft, verprellt aber die bisherigen Abonnenten, die kaum noch wissen, wofür sie eigentlich knapp 22 Euro pro Monat bezahlen. Das wird die Abo-Zahlen nicht unbedingt anheizen, aber darum geht es Google derzeit auch gar nicht.
Man will die Nutzer jetzt erst einmal ködern, mit Gemini vertraut machen, von Gemini überzeugen und ihre täglichen digitalen Abläufe mit Gemini verknüpfen. In diese Phase ist man nun ganz offensichtlich eingetreten, was auch die aktuellen Entwicklungen und Aussagen erklärt. Sind die Nutzer erstmal im Gemini-Netz „gefangen“, kann man sie immer noch zur Kasse bitten. In den nächsten Jahren werden viele Nutzer von dieser Entwicklung profitieren, langfristig könnte es aber teuer werden, sodass ihr euch schon heute gut überlegen solltet, ob ihr Gemini in euren Alltag lassen möchtet.
Ob sich all das tatsächlich auszahlt oder Gemini phänomenal floppen und Google in die Krise stürzen wird, werden erst die nächsten Jahre zeigen. Die Strategie ist in jedem Fall sehr riskant und dürfte weiterhin für Nervosität und Druck innerhalb des Unternehmens sorgen. Spannend werden auch die weiteren Auswirkungen auf die bestehenden, erfolgreichen, Produkte sein, die weiter mit Gemini ausgestattet werden und dadurch vielleicht an Nutzungskomfort einbüßen.
Letzte Aktualisierung am 2025-03-22 / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Affiliate Links, vielen Dank für eure Unterstützung!
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