Manipulationsverdacht im deutschen Amateurfußball: DSWV warnt vor illegalem Wettmarkt im Darknet

Wieder einmal wird der deutsche Fußball von einer Welle an Manipulationsvorwürfen erfasst. Und wieder geht es dabei vorrangig um Amateuerspiele. Diesmal sollen 17 Partien aus der 3. Liga, den Regionalligen und den Oberligen betroffen sein. Laut Ermittlungen wurden die Ergebnisse auch im Darknet gehandelt – mit dem Ziel, illegale Wettgewinne abzustauben. Dieser Fall gesellt sich zu einer Reihe von Manipulationsserien, die sich in den letzten Jahren im deutschen Amateurfußball zugetragen haben sollen.


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Bildquelle: Pexels

Was läuft im Darknet?

Der Verdacht richtet sich vor allem auf Begegnungen, in denen verdächtige Aktionen – von fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen bis zu kuriosen Patzern – für Aufsehen gesorgt haben. Laut der Hamburger Morgenpost wurden einige dieser Spielausgänge im Darknet gehandelt. Dort ist Anonymität Trumpf. Möglicht macht dies der sogenannte Tor Browser. Dieser verbindet sich – ähnlich wie ein VPN – mit einem weltweiten Servernetzwerk, über das der Nutzer ins Internet gelangt. Im Gegensatz zu Standard-Browsern wie Chrome macht das die direkte digitale Überwachung so gut wie unmöglich.

Hinzu kommt, dass Transaktionen bei Anbietern im Darknet in aller Regel mit Kryptowährungen wie Bitcoin getätigt werden. Aufgrund ihrer dezentralen Natur sind diese Transaktionen nur schwer nachzuverfolgen. Die Kombination dieser Faktoren macht das Darknet zur perfekten Spielwiese für illegale Geschäfte.

Geht es um Wettmanipulation, ist in Deutschland insbesondere der Amateurbereich betroffen. Denn dort gibt es viel weniger Kontrollen. Zudem haben Spieler aufgrund ihrer im Vergleich zu Profiligen geringen Bezahlung einen höheren finanziellen Anreiz, sich an derartigen Geschäften zu beteiligen.

Mathias Dahms, Präsident des DSWV, betont allerdings, dass regulierte Wettanbieter hier kaum etwas gefunden hätten: „Unsere Mitglieder haben keine Anzeichen für Manipulationen entdeckt.“ Seiner Meinung nach liegt das eigentliche Problem im wachsenden Schwarzmarkt, der sich den Behörden entzieht und immer größere Ausmaße annimmt.

Schwarzmarkt: Das eigentliche Problem

Aktuell schätzt Dahms, dass rund 30 Prozent des deutschen Sportwettenmarktes keiner Regulierung unterliegen. Auf diesen Plattformen können Wettkunden ungehindert auf Amateurpartien setzen, Transaktionen über Kryptowährungen abwickeln und weitestgehend rechtsfrei agieren. Oft werben die Betreiber solcher Seiten sogar mit Prominenten oder Influencern und ziehen damit vor allem jüngere Leute an.

Während lizenzierte Anbieter sich an klare Vorgaben halten müssen, segeln diese „Schwarzmarkt-Kapitäne“ unbemerkt am Radar der Glücksspielaufsicht vorbei. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) versucht zwar gegenzusteuern, stößt jedoch auf enorme Schwierigkeiten. „Wegen der fehlenden Transparenz kann man Manipulationen nicht ausschließen“, warnt Dahms. Ohne schärfere Kontrollen und eindeutige Regeln bleibt der Sport weiter angreifbar.

Gegenmaßnahmen und aktuelle Lage

Nach dem Hoyzer-Skandal von 2005 ist Deutschland zwar deutlich wachsamer geworden – damals wurde ein Schiedsrichter wegen Spielmanipulation verurteilt. Seitdem hat sich einiges verändert: Es gibt einen neuen Glücksspielstaatsvertrag, spezielle Gesetze zur Strafverfolgung und die Nationale Plattform zur Bekämpfung von Manipulation im Sport. Über diese Plattform, die vom Bundesinnenministerium koordiniert wird, arbeiten Sportverbände, Wettanbieter und Strafverfolgungsbehörden enger zusammen. „Eigentlich mangelt es nicht an Regeln“, erklärt der DSWV. Dennoch wird jeder Verdacht ernst genommen und genau unter die Lupe genommen.

Warum Amateurspiele besonders gefährdet sind

Der Amateurfußball liefert einen ergiebigen Nährboden für Manipulationen. Denn die Gehälter sind gering, der finanzielle Anreiz, sich auf zwielichtige Geschäfte einzulassen, entsprechend groß. Zudem stehen diese Spiele nicht im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Täter haben es so scheinbar leichter, „unter dem Radar“ zu agieren.

Ein wichtiges Element dieses Geschäfts sind sogenannte Datenscouts. Diese sitzen im Stadion und versorgen illegale Wettanbieter mit Live-Daten des Spiels. Dadurch werden auch kleinere Spieldetails – z.B. Eckbälle oder Gelbe Karten – erfasst, die der Anbieter dann wiederum als Wettoption anbieten kann. Einige Vereine, darunter Altona 93, gehen aktiv gegen diese Scouts vor und versuchen sie vom Spielfeld auszuschließen – das klappt aber nicht immer, weil die entsprechenden Personen nur schwer zu identifizieren sind.

Mehr Anreize für legale Anbieter zur Bekämpfung des Schwarzmarkt-Angebots

Der DSWV schlägt vor, den legalen Markt durch Angebote wie einen 15 Euro Bonus ohne Einzahlung attraktiver zu machen. Auch 20 Euro oder mehr sind als Willkommensgeschenk denkbar. Das soll bei Wettkunden einen Anreiz setzen, sicheren und regulierten Plattformen vorzuziehen.

Das Ziel ist, so Kunden aus dem Schwarzmarkt abfließen zu lassen. Ob das alleine ausreicht, ist allerdings fraglich: Denn die deutsche Regulierung legaler Anbieter ist in vielerlei Hinsicht äußerst restriktiv. Das macht es schwierig, mit Betreibern, die im rechtsfreien Raum operieren, in Wettbewerb zu treten.

Fachleute sehen daher in mehr Marktfreiheit den einzigen Weg nach vorne. Erhalten legale Anbieter mehr Spielraum bei der Werbung und Angebotsgestaltung, könnten diese leichter mit der Konkurrenz am Schwarzmarkt mithalten.

Fazit: Der Kampf geht weiter

Die aktuellen Vorwürfe verdeutlichen eines: Im deutschen Fußball, insbesondere im Amateurbereich, ist Manipulation weiterhin präsent. Die Gründe dafür sind primär finanzieller Natur – solange Spieler und Schiedsrichter aus den unteren Ligen schlecher bezahlt werden als Profis, ist ein Teil von ihnen für illegale Wettgeschäfte empfänglicher.

Diese Akteure besser zu bezahlen, um Straftaten zu verhindern, ist allerdings kaum rational.

Trotzdem gibt es positive Ansätze: Seit 2005 wurden wichtige Gesetze erlassen, Kontrollsysteme verfeinert und die Zusammenarbeit zwischen Sport, Behörden und Wettanbietern verbessert. Bis alles rundläuft, ist aber noch ein gutes Stück Arbeit nötig. Jetzt geht es vor allem darum, den Schwarzmarkt weiter einzudämmen und gleichzeitig den legalen Markt attraktiver zu gestalten – nur so bleibt das Spiel fair, und Wetten machen Spaß, ohne ein ungutes Gefühl im Hinterkopf.




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