Gemini: Googles KI-Plattform soll allgegenwärtig werden – aber wollen die Nutzer das überhaupt? (Meinung)
Google hat große Pläne mit der KI-Plattform Gemini, die laut offiziellen Ankündigungen noch einmal weit über das hinausgehen, was man bisher erreichen konnte. Der ChatBot, dessen Ableger und die darunterliegende Plattform sollen ihre Arme weit ausstrecken und für alle Nutzer möglichst unverzichtbar werden. Klingt interessant, zumindest für Googles Strategen. Aber wollen die Nutzer das überhaupt?
Wenn es Google an einem nicht mangelt, dann ist es unternehmerisches Selbstvertrauen mit einer Prise Größenwahn. Jedes wichtige Produkt muss über eine Milliarde Nutzer erreichen, sonst droht die interne Keule und mehrfache Konkurrenz aus eigenem Hause. Das gilt auch für Gemini, das in diesem Jahr stark wachsen soll. Google-CEO Sundar Pichai hat Gemini zum „biggest focus“ erklärt und man strebt nichts weniger als die KI-Marktführerschaft mit Gemini an – sowohl funktionell als auch qualitativ und in puncto Reichweite.
Theoretisch ist Google ohne Frage dazu in der Lage, Gemini innerhalb kürzester Zeit zum Milliardenprodukt zu formen. Plattformen wie Android, Chrome, YouTube, GMail, Maps und Co können durch tiefe Integrationen allein dafür sorgen, dass die Nutzer nicht um Gemini herumkommen. Die Frage wird allerdings sein – und die wird sich 2025 vielleicht noch öfter stellen – ob die Nutzer das überhaupt wollen und dazu bereit sind, Gemini tief in ihren digitalen Alltag zu integrieren.
Google träumt neben der angepeilten Marktführerschaft von einem globalen KI-Assistenten, der immer und überall bereitsteht. Das klingt für Zukunftsvisionen natürlich ganz gut, ist technisch machbar und mit Googles Mitteln auch umzusetzen. Doch die menschliche Komponente kann bekanntlich schwer zu knacken sein. Vor allem dann, wenn ein Produkt zu massiv in den digitalen Alltag gedrückt wird und eher störend statt nützlich empfunden wird.
Sind die Nutzer schon KI-Müde?
Man kommt nicht umhin, bei immer mehr Nutzern eine gewisse KI-Müdigkeit festzustellen – da nehme ich mich auch selbst gar nicht aus. Klar, alles ist wunderbar beeindruckend und vor einigen Jahren haben wir vielleicht von so etwas geträumt. Doch jetzt, wo die Möglichkeiten vorhanden sind, sind sie vielleicht doch nicht mehr so toll. Wollen wir nicht einfach selbst E-Mails schreiben, statt diese schreiben zu lassen? Wollen wir nicht selbst mit Menschen kommunizieren? Selbst nach Informationen suchen – der Weg ist das Ziel? Muss jedes Detail im digitalen Alltag mit KI aufbereitet werden? Die Antworten darauf kann sich nur jeder selbst geben.
Wollen wir einen digitalen Assistenten?
Wir erinnern uns: Vor einigen Jahren kamen die Smart Speaker auf, sind in unzählige Haushalte eingezogen und brachten die digitale Zukunft in die eigenen Vier Wände. Heute sind sie immer noch da und schalten einmal am Abend das Licht an oder aus – überspitzt gesagt. Die Müdigkeit hat sich auch in diesem Bereich sehr schnell eingestellt und nicht wenige Menschen würden einen Smart Speaker heute nicht einmal mehr geschenkt haben wollen. Warum sollte es mit den zahlreichen KI-Schnittstellen anders sein?
Hoffentlich hat Google eine Bremse
Google ist auch dafür bekannt, dass ein Fokusprodukt nicht nur intern, sondern auch in der Öffentlichkeit als ein solches wahrgenommen wird. Hat man mal wieder das aus eigener Sicht „next big thing“ gefunden, muss alles drumherum gebaut und integriert werden. Das ist auch bei Gemini der Fall. Aber gerade das kann in der Nutzerschaft schnell eine Abwehrhaltung auslösen und jede neue Integration sorgt dafür, dass es noch weniger bis gar nicht genutzt wird. Hoffen wir daher, dass Google bei den großen Plänen auch eine Bremse verbaut hat, die man bei Bedarf vielleicht einmal betätigen und einen Gang herunterschalten sollte…
Letzte Aktualisierung am 2024-12-30 / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Affiliate Links, vielen Dank für eure Unterstützung!
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