Google setzt bei den Pixel-Smartphones seit der sechsten Generation auf den Tensor-SoC, dessen Weiterentwicklung stets vorangetrieben wird. Zukünftig dürfte man sich auch in der Breite aufstellen und den wichtigen Chip auch in anderen Geräteklassen verwenden wollen, in denen Google selbst aktiv ist. Das wäre eine wichtige Grundlage, um die teure SoC-Entwicklung zu refinanzieren.
Der Wechsel von den etablierten Qualcomm-Chips zum hauseigenen Tensor-SoC war für Google sicherlich nicht ohne Risiko, hat sich aber sehr schnell als ein Schritt in die richtige Richtung herausgestellt. Denn Google ist in vielen Bereichen darauf bedacht, eigene Innovationen voranzutreiben oder diese durch einen umfangreichen Einfluss überhaupt erst zu ermöglichen. Das ist im Hardware-Bereich noch etwas kniffliger als im Softwarebereich, doch mit Samsung als Partner für die ersten vier Generationen hatte man einen Glücksgriff gemacht.
Im nächsten Jahr steht ein großer und ebenso wichtiger Schritt wie damals an: Google verabschiedet sich von der Samsung Exynos-Basis und lässt den Chip stattdessen in Eigenregie vom neuen Partner TSMC fertigen. Das wird einen technischen Fortschritt mit sich bringen und Google noch mehr Kontrolle über das Chipdesign ermöglichen. Dazu kommt natürlich, dass man die Fertigung in einigen Jahren auch an einen anderen Partner abgeben kann und somit eine ganz andere Verhandlungsbasis als bisher hat. Denn zumindest in den ersten Generationen war ein Samsung-Abschied gar nicht möglich.
Es ist davon auszugehen, dass Google auch den nächsten Schritt erfolgreich bewältigen wird und damit eine neue Ära für Tensor anbricht. Denn der SoC wird zukünftig nicht mehr nur in den Pixel-Smartphones sowie dem Pixel Tablet zum Einsatz kommen, sondern auch in mindestens einer weiteren Geräteklasse. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der Tensor in die Pixel Watch kommen und eine künftige Generation der Smartwatch antreiben soll.
Tensor wird wohl langfristig zum einzigen Google-Chip
Die Expansion auf die Smartwatch ist ein großer Schritt für Tensor, kann aber auch als Probelauf bewertet werden. Denn es stehen noch weitere Geräteklassen an, in denen Google den Chip verbauen könnte: Smart Speaker, Smart Display (die kein Pixel Tablet sind), vielleicht die Pixel Buds, Nachfolger des Google TV Streamer oder langfristig vielleicht auch Chromebooks. Also alle Geräteklassen, in denen Google selbst aktiv ist und bisher Rechenpower-Chips zukaufen muss.
Wäre Google mit den SoC-Konzepten am Markt zufrieden, würde man keine eigene teure Entwicklung starten. Ich gehe daher davon aus, dass es in einigen Jahren erste Schritte geben wird, die mit anderen Herstellern nicht möglich gewesen wären. Vielleicht eine einheitliche Basis mit modularem Aufbau, auf deren Grundlage man eine Generation für sehr viele Geräteklassen entwickeln kann. Das wäre dann auch für künftige Geräte interessant, etwa smarte Brillen oder weitere Wearables.
Für Google ergibt sich durch den eigenen Tensor ein großer strategischer Vorteil, den in der Form (Hardware + Software) bisher nur Apple hat. Aber auch der finanzielle Aspekt spielt eine Rolle. Denn die Entwicklung und Produktion eines SoC für nur wenige Millionen Smartphones ist teuer. Kann man die Mengen durch die Nutzung in weiteren Geräten hochfahren, sinken natürlich auch die Entwicklungskosten pro Gerät. Daher ist ein breiter Einsatz in immer mehr Produkten derzeit zwar noch spekulativ, aber mittelfristig sinnvoll und somit auch sehr wahrscheinlich.
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