Google hat schon sehr viele Produkte gestartet und im Laufe von zweieinhalb Jahrzehnten einen großen Teil davon auch wieder eingestellt – nicht selten zum Leidwesen der Nutzer. Heute wollen wir euch an ein Produkt erinnern, das schon sehr lange in der Versenkung verschwunden ist, obwohl es weder an Relevanz verloren hätte noch eine echte kostenlose Konkurrenz gäbe: Wir zeigen euch den Google Body Browser für die Reise durch den menschlichen Körper. Tatsächlich ist die App heute noch unter anderem Namen verfügbar.
Der Google Body Browser wurde erstmals im Dezember 2010 gestartet und fiel somit in eine Zeit, in der Google gefühlt wöchentlich neue Produkte auf den Markt gebracht und in viele Bereiche eingestiegen ist. Man hat sprichwörtlich unzählige Dienste an die Wand geworfen und geschaut, was kleben bleibt. Der Body Browser bestand grundlegend aus zwei 3D-Modellen von Menschen (Mann und Frau), die aus allen anatomisch bekannten Details in vielen Layern aufgebaut waren. Jeder einzelne Layer ließ sich einblenden oder ausblenden, sodass Knochen, Muskeln, Nerven, Organe oder auch die Haut ausgeblendet oder separat betrachtet werden konnten.
Die Modelle ließen sich, so wie man es von 3D-Darstellungen kennt und gewohnt ist, frei bewegen, zoomen und drehen, sodass man einen sehr genauen Blick auf die Anatomie des menschlichen Körpers erhalten konnte. Was in vielen Schulen bis heute mit alten Kunststoffpuppen gelehrt wird, hatte Google schon vor bald 15 Jahren in den Browser gebracht. Bei der reinen Betrachtung blieb es aber nicht, denn zu sehr vielen Körperteilen – bis hin zu einzelnen Nervenbahnen – gab es detaillierte Beschreibungen in dem Modell. Vor allem das Hervorheben von Organen oder Körperteilen konnte sehr lehrreich sein.
Besser als auf diese Art kann man den menschlichen Körper kaum kennenlernen, denn der Google Body Browser kann durchaus als das „Google Earth der Anatomie“ beschrieben werden. Das volle Potenzial zeigte die Plattform allerdings nur ein einziges Mal, ausgerechnet am 1. April 2011 – als statt einem Menschen eine Kuh mit voller Anatomie gezeigt wurde. Das wäre sicherlich auch heute noch interessant, um die Anatomie von Tieren zu zeigen.
Leider wurde der Google Body Browser schon im Oktober 2011 – also nach nicht einmal einem Jahr – wieder eingestellt. Glücklicherweise hat Google das Projekt vollständig an den Partner Zygote übergeben, der die Plattform bis heute fortführt und bis auf ein zusätzliches Bezahlmodell kaum etwas verändert hat. Die Plattform ist also weiterhin als Zygote Body online, wird aber meines Wissens nach völlig zu Unrecht kaum beachtet und auch schon seit Jahren nicht weiterentwickelt.
Warum sich Google so früh aus dem Projekt zurückgezogen hat, lässt sich nicht beantworten. Im Gegensatz zur Erde oder dem Web, wo die Daten ständig aktualisiert werden müssen, ändert sich der menschliche Körper nicht bzw. neue Erkenntnisse wird es heutzutage kaum noch geben. Die einmal aufgebaute Datenbank muss also so gut wie gar nicht aktualisiert, sondern höchstens ergänzt werden. Da Google Maps auch fremde Planeten zeigt, auf die kein heute lebender Mensch jemals einen Fuß setzen wird, stellt sich eigentlich auch die Sinnfrage hinter Google Body nicht wirklich. Das Tool lag voll in Googles Mission und würde es auch heute noch tun. Interessant wäre es, so etwas neu aufzubauen oder an einen Betreiber abzugeben, der es pflegen kann.
Vielleicht kommt das Angebot aber irgendwann wieder zurück, denn gerade durch die Augmented Reality haben 3D-Objekte an Relevanz gewonnen. Wäre es nicht toll, wenn zu menschlichen Körperteilen gleich das gesamte 3D-Modell mitgeliefert wird? Vielleicht entdeckt Google das Tool ja irgendwann wieder 🙂
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