Chancen und Grenzen von AI Overviews: Wie revolutionär wird die Google-Suche bald?

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Mit der Einführung von AI Overviews plant Google das „nächste große Ding“ in Sachen künstliche Intelligenz. Mit der Entwicklung von ChatGPT wurde der Konkurrenzdruck auf den Konzern größer. Weniger Menschen googeln, mehr Personen nutzen die generative KI, wenn es um Fragen und Ratschläge geht. AI Overviews gilt als Paradigmenwechsel bei der modernen Onlinesuche, aber gibt es auch Grenzen?


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Quelle: Unsplash

Eines der Ziele von Google wird sein, Nutzer erst gar nicht mehr auf Websites umzuleiten. Stattdessen soll die Beantwortung einer Frage direkt in der Übersicht erfolgen. Das kennen wir teilweise schon von der „Extended-Search-Integration“, mit der es Google für Suchende einfacher macht. Diese „Featured Snippets“ hatten für zahlreiche Websitebetreiber Traffic-Einbrüche zufolge und die Angst vor AI Overviews ist zumindest unter SEO-Experten spürbar.

Bislang ist die Einführung erst in den USA erfolgt. Wann Länder wie Deutschland folgen sollen ist unklar. Der Trend war aber schon viel länger abzusehen, denn Google hat die eigene Arbeitsweise mit der direkten Anzeige von Antworten in den Suchergebnissen schon länger verändert.

User sind verstimmt – AI Overviews gefährden den Traffic von Websitebetreibern

Google selbst ist vom Potenzial der AI Overviews überzeugt, weniger begeistert zeigen sich Websitebetreiber. Sie fürchten um ihren Traffic. Denken wir an den Inhaber einer Vergleichsplattform, der in mühevoller Kleinarbeit alle Informationen rund ums Online Casino zusammengetragen und sich an Affiliate-Partner angeschlossen hat. Für ihn ist Traffic lebenswichtig, denn wenn der Suchende seine Antwort direkt bei Google findet, klickt er gar nicht mehr auf die Website. Somit erfolgt kein Klick mehr auf einen Affiliate-Link und die Einkünfte bleiben aus.

Der Trafficverlust ist aber nicht das einzige Problem, wie die Aussagen zahlreicher Nutzer beweisen. Auch die Qualität der gegebenen Ratschläge scheint zweifelhaft. Berichten zufolge soll die KI beispielsweise den Rat gegeben haben, einen ungiftigen Klebstoff zur Befestigung von Pizzakäse zu nutzen. Sicher war sich AI Overviews wohl auch dahingehend, dass Barack Obama als erster muslimischer Präsident die USA vertreten habe.

Ursache hierfür scheint zu sein, dass die KI bei Quellen nicht zwischen Spaß und Ernst unterscheiden kann. So ist es durchaus denkbar, dass der Postillon für AI Overviews eine valide Quelle zur Generierung einer Antwort darstellt. Was dann dabei herauskommt, können wir uns bildhaft vorstellen. Das sorgt vielleicht für den ein oder anderen Lacher bei der Suche, nicht aber für sinnvolle Informationen, die benötigt werden.

Google selbst sieht das Problem nicht so eng. Laut einer Sprecherin soll es sich hierbei um Einzelfälle handeln. Man würde diese Vorfälle nutzen, um die Suchergebnisse noch weiter zu verbessern.

Wie berechtigt ist die Sorge der Publisher?

Wer schlägt das Buch noch auf, wenn er die Antwort auf seine Frage bereits im Klappentext findet? Niemand, und genau hier liegt das Problem vieler Publisher. Wenn der Endverbraucher seine Antworten bereits via KI in der Google-Suche erhält, braucht er die Website in vielen Fällen gar nicht mehr. Blogger sind hiervon am meisten betroffen, denn ihre Websites dienen dazu, Informationen an Menschen zu bringen. Geld verdienen sie durch Affiliate-Marketing oder auch Werbeschaltungen auf dem eigenen Blog. Keine Besucher = kein Geld und damit kein sicheres Geschäft mehr.

Google weist zwar darauf hin, dass jeder Publisher selbst über die Auswertung seiner Inhalte für AI Overviews entscheiden kann, das nützt den Betroffenen aber auch nicht weiter. AI Overviews werden gezeigt und wenn die Antwort auf eine Frage so bereits gegeben wurde, bricht der Traffic ein.

Wenn die Suchanzeige schon Teil der Kaufentscheidung wird

Die Google Websuche könnte durch die Implementierung von AI Overviews von einer reinen Informationsquelle zur Nutzererfahrung werden. Das bringt auch Werbetreibende ins Grübeln, denn sie müssen sich die Frage stellen, ob eine geschaltete Anzeige im Rahmen einer AI-Antwort auch wirklich geklickt wird. Wenn Google es schafft, die Bedürfnisse von Nutzern direkt auf der eigenen Website zu erfüllen, ist der zweite Klick eigentlich obsolet.

Für Google scheint es an der Zeit zu sein, den Prozess der Kaufentscheidung auf die eigene Plattform zu ziehen. Suchanzeigen wirken dann nicht mehr nur als unverbindliche Angebote, sondern als direkte Erfahrung. Für Unternehmer soll es möglich werden, via Anzeige mit Interessenten zu kommunizieren.

Ein Beispiel: Ein Reseller-Portal für alte Bücher könnte Kunden anbieten, ein Bild des zu verkaufenden Werks innerhalb der Google-Anzeige hochzuladen. Auf dieser Basis könnte dann schon eine Schätzung erfolgen, ohne dass der Kunde die Website überhaupt betreten hat.

Anzeige von AI Overviews geht bereits zurück

Zu Beginn der Einführung von AI Overviews wurden rund 84 % der Suchergebnisse von KI generiert. Bedingt durch die absurden Antworten reduzierte Google die Zahlen drastisch. Weniger als 15 % der Anfragen sollen mittlerweile von der KI beantwortet werden.

Googles KI hat das gleiche Problem, dem bislang alle generativen KI-Programme unterliegen – sie halluziniert. Wird also plötzlich ein Klebstoff zur Befestigung von Käse auf der Pizza empfohlen, liegt eine ganz klare Halluzination des Programms vor. Diese entsteht, wenn die bisherigen Trainingsdaten keine Ergebnisse für eine konkrete Frage liefern. Die KI generiert dann zwar eine grammatikalisch korrekte Antwort, der Inhalt ist jedoch völlig frei erfunden.

Während der Pizza-Gate für die meisten Nutzer ein harmloser Witz ist, können falsche Informationen drastischere Folgen haben. So empfahl die KI wohl auch schon, bei Nierensteinen Urin zu trinken und täglich einen Stein zu verzehren. Wer solche Ratschläge umsetzt, gefährdet unter Umständen die eigene Gesundheit. Es gilt also genau abzuwägen, in welchen Fällen eine KI-generierte Antwort überhaupt sinnvoll ist, ohne potenzielle Nutzer zu gefährden.

Es wird vermutet, dass die Anzahl der Antworten auch aus Kostengründen reduziert wurde. Die Nutzung von AI Overviews ist für Google kostenintensiv, die Nachfrage seitens der Werbetreibenden aber noch gering. Da Werbung die wichtigste Einnahmequelle des Konzerns ist, muss hier auf Rentabilität geachtet werden.

Fazit: AI Overviews kann recherchierte Informationen nicht ersetzen

So wie ChatGPT den klassischen Journalisten nicht ersetzen konnte und kann, so wird AI Overviews die Website nicht ersetzen. Einerseits stammen die Informationen der Overviews von Publishern und ihren Inhalten, andererseits ist nicht jede Frage darauf ausgelegt, in einem kurzen KI-Snippet beantwortet zu werden. Welche Auswirkungen die Einführung in Europa haben wird, wann AI Overviews in Deutschland etabliert wird und was das für die SEO bedeutet, steht aktuell noch in den Sternen.




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