Vor wenigen Tagen hat ein US-Gericht geurteilt, dass Google ein illegales Suchmaschinen-Monopol erschaffen hat, das jegliche ernstzunehmende Konkurrenz nahezu unmöglich macht. Dieses illegale Monopol basiert vor allem darauf, dass man strategische wichtige Partner für die Positionierung als Standardsuchmaschine bezahlt. Es ist daher anzunehmen, dass diese Praxis schon bald enden wird. Mit möglicherweise sehr großen Auswirkungen auf andere Unternehmen und Ökosysteme.
Für Google dürfte es in den nächsten Jahren in den USA und auch anderen Teilen der Welt sehr ungemütlich werden. Denn das Urteil zum illegalen Suchmaschinen-Monopol ist nur der Anfang und wohl ein Grundstein für weitere Verfahren und mögliche Auflagen. Mittlerweile ist von einer Aufspaltung des Unternehmens die Rede, US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump droht mit der Schliessung des Unternehmens und in jedem Fall ist wohl davon auszugehen, dass die Zahlungen in der derzeitigen Form nicht mehr lange weitergeführt werden können.
Es ist seit Jahren bekannt, dass sich Google den Platz als Standardsuchmaschine außerhalb von Google Chrome und den Pixel-Smartphones sehr teuer erkauft. Allein Apple erhält mehr als 20 Milliarden Dollar pro Jahr, Smartphone-Marktführer Samsung erhält acht Milliarden Dollar pro Jahr, weitere größere Android-Smartphone-Hersteller erhalten ebenfalls Zahlungen in dreistelliger Millionenhöhe. Aber auch am Desktop fließt Geld, denn Google zahlt Firefox-Entwickler Mozilla 510 Millionen Dollar für den Platz als Standardsuchmaschine.
Das sind gewaltige Summen, die sich mit Blick auf Googles Quartalszahlen aber dennoch lohnen. Denn natürlich liegen Googles Werbeumsätze höher als diese Beträge und sind daher aus Google-Sicht ein gutes Geschäft. Doch damit erkauft man sich die Dominanz und macht es der Konkurrenz schwer, sich in irgendeiner Form zu etablieren. Ein späteres Gerichtsurteil dürfte diese Praxis daher wohl untersagen. Und das könnte sehr große Auswirkungen haben. Auf andere Unternehmen wohl mehr als auf Google.
Auswirkungen auf das Google-Geschäft
Für Google würde ein Aus dieser Zahlungen zunächst einmal bedeuten, dass man gut 30 Milliarden Dollar pro Jahr weniger Ausgaben hat. Das ist ja gar nicht so schlecht. Davon könnte man einen beträchtlichen Teil in das Marketing investieren, um die Nutzer auch selbst dazu zu motivieren, Google als Standardsuchmaschine zu nutzen. Wie zahlreiche Statistiken zeigen, tun das die meisten Nutzer sowieso. Wäre Google auf dem iPhone oder auf Samsung nicht die Standardsuchmaschine, würden die allermeisten Nutzer dies sofort ändern. Daher wäre es aus Google-Sicht mittelfristig eine gute Sache. Mit dem restlichen Kapital könnte man das Pixel- und Chrome-Geschäft weiter ausbauen, in dem die Google Websuche natürlich Standard ist.
Auswirkungen auf Apple
Für Apple wären die Auswirkungen, dass das Unternehmen gute 20 Milliarden Dollar pro Jahr weniger erwirtschaftet. Denn der Google-Deal bringt tonnenweise Geld ohne Gegenleistung – das Geschäft des Lebens. Es ist nicht anzunehmen, dass eine andere Suchmaschine auch nur annähernd so viel zahlen könnte. Bei Apples Finanzkraft ist das dennoch für das Unternehmen kein echtes Problem, lediglich der Wegbruch des wohl lukrativsten Geschäfts.
Auswirkungen auf Samsung, Mozilla und andere
Anders sieht es bei Samsung und anderen Smartphone-Herstellern aus, die mit dem Smartphone-Verkauf bekanntlich nur wenig Gewinn erwirtschaften. Gut denkbar, dass allein der Google-Deal die Smartphones im grünen Bereich hält. Fällt der Deal, könnten die Hersteller rote Zahlen schreiben und das Smartphone-Business zurückgefahren werden. Existenzbedrohend ist es vor allem für Mozilla, das mehr als 90 Prozent seiner Einnahmen durch den Google-Deal erhält.
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Wie auch immer die Geschichte weitergeht, die Zahlungen werden wohl nicht mehr lange fließen können. Es wird spannend sein, in wie vielen Bereichen sich dies dann auswirken wird…
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