Wir beschäftigen uns hier im Blog schon seit vielen Jahren mit Googles Betriebssystem Fuchsia, das man trotz nach wie vor nicht erfolgtem breiten Release eigentlich gar nicht mehr als „neu“ bezeichnen kann. Vor wenigen Tagen wurde der nächste große Schritt für Fuchsia bekannt, der aber womöglich wieder im Sande verlaufen wird. Warum hält Google das aufwendige Produkt so extrem zurück?
Google arbeitet seit bald zehn Jahren am Projekt Fuchsia und seit über einem halben Jahrzehnt beobachten wir das Betriebssystem schon hier im Blog. Mehrfach gab es „jetzt aber wirklich“-Momente, die den großangelegten Release des Produkts vermuten ließen, aber daraus geworden ist bisher nie etwas. Daher ist auch die Begeisterung für weitere Schritte, so verheißungsvoll sie auch sein mögen, längst im Keller angekommen und kaum noch interessant – aber warum ist das so?
Vor wenigen Tagen haben wir darüber berichtet, dass Google Fuchsia in Android integrieren wird. Allerdings nicht in irgendeiner aufregenden oder sichtbaren Form, sondern eher unter der Haube. Konkret soll Fuchsia dafür zum Einsatz kommen, die Kompatibilität mit anderen Plattformen sowie die Sicherheit beim Ausführen von Apps zu erhöhen. Es soll als eine Art VM laufen. Also etwas, das zwar in Android vorhanden ist, die Nutzer aber niemals zu Gesicht bekommen. Also ist es eher ein Technologie-Transfer und keine Produkt-Integration.
Und auch an diesem Punkt muss man sich fragen, wozu Google das Betriebssystem Fuchsia überhaupt entwickelt hat. Denn was damals sogar einen Desktop und eine schicke Benutzeroberfläche hatte sowie auf zahlreichen Plattformen vom Smartphone über Computer bis Tablets und Smart Displays getestet wurde, ist eigentlich gar nicht mehr vorhanden. Die Code-Basis steht, aber neben Android, ChromeOS und weiteren integrierten Plattformen wird sie nicht benötigt.
Vom Android-Killer zur langweiligen Komponente
In der Hochphase der damaligen Fuchsia-Leaks hatte man dem Betriebssystem plötzlich alles zugetraut – nicht nur hier im Blog, sondern auch in unzähligen weiteren Medien. Oftmals war vom Android-Killer die Rede, was einfach mit der damaligen Konstellation zu erklären war. Das ist es natürlich nicht geworden, ebenso wenig wie ein ChromeOS-Killer, ein VR-Betriebssystem oder eine Plattform für ein revolutionär neues Produkt. Mittlerweile gibt es kaum noch Visionen für Fuchsia.
Stattdessen kommt Fuchsia heute nur auf Smart Displays zum Einsatz, wobei man es selbst auf diesen Geräten versteckt. Die allermeisten Nutzer haben das Update vom bisherigen Betriebssystem auf Fuchsia gar nicht bemerkt, denn es bildet nur den Unterbau. Wer nicht gerade tief in die Systeminfos einsteigt, wird gar nicht wissen, dass Fuchsia zum Einsatz kommt. Das wird sich wohl auch in Zukunft nicht ändern und die erwartete Expansion auf Smart Speaker wird natürlich ebenfalls nicht sichtbar sein.
Fuchsia dürfte wohl längst den Status eines Produkt haben, bei dem man eigentlich gar nicht weiß, wofür man es benötigt. Umso überraschender ist es, dass das Betriebssystem bisher alle Einstellungswellen überlebt hat und nach wie vor aktiv gepflegt und in geringem Maße gar weiterentwickelt wird. Ob sich das jemals ändert und wir irgendwann einmal etwas von Fuchsia hören werden, lässt sich kaum prognostizieren.
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