Android ist seit vielen Jahren als Smartphone- und Tablet-Betriebssystem sehr erfolgreich, doch der große Sprung auf den Desktop ist bisher noch nicht gelungen. An unterschiedlichen Projekten hat es nicht gemangelt und jetzt könnte aufgrund aktueller Entwicklungen eine Grundsatzentscheidung darüber anstehen, welchen Weg Google als Android-Betreiber gehen möchte: Android-Apps am Desktop oder Android am Desktop?
Das Android-Ökosystem erfreut sich bester Gesundheit und dank der Smartphone-Popularität konnte Google viele erfolgreiche Ableger etablieren, die vom Tablet über Infotainment-System bis hin zu Smart TVs und Smartwatches viele Geräte antreiben. Doch ausgerechnet die nach den Smartphones erfolgreichste Produktgruppe – nämlich die der Desktopcomputer – scheint bisher eine unüberwindbare Hürde zu sein. Anläufe gab es zur Genüge, aber bisher konnte sich keiner wirklich durchsetzen.
Nachdem Microsoft die Android-Unterstützung aus Windows entfernen und sich damit erst einmal vollständig von diesem Bereich verabschieden will, könnte auch bei Google ein Umdenken oder zumindest eine neue Strategieplanung einsetzen. Gestern hatte ich die rhetorische Frage gestellt, ob der Microsoft-Ausstieg aus Android für Google ein Gewinn oder Verlust ist – was gar nicht so leicht zu beantworten ist.
Zufall oder nicht, aber nur wenige Tage nach der Microsoft-Ankündigung hat Google einen neuen Displaymodus auf den Pixel 8-Smartphones aktiviert, mit dem die Nutzung des Android-Smartphones an einem großen Display möglich wird. Und das nicht nur per direkter Spiegelung, sondern optional auch mit einem eigenen Android Desktop-Modus, der sich seit einigen Jahren in Entwicklung befindet, aber ebenfalls nicht so recht vorankommen will. Zumindest bis jetzt.
Android-Apps auf dem Desktop oder Android als Desktop-Oberfläche?
Ich denke, dass nach dem Microsoft-Aus die Zeit der Entscheidung gekommen ist, wie man bei Google Android am Desktop künftig platzieren will – oder ob überhaupt. Will man die Android-Apps in andere Betriebssysteme bringen, so wie man das mit Google Play Games für Windows tut? Oder will man die gesamte Android-Oberfläche auf den großen Bildschirm bringen, so wie das seit langer Zeit zumindest in der Theorie mit dem Android Desktopmodus möglich ist?
Beide Ansätze haben ihre Daseinsberechtigung und sicherlich auch ihre Vor- und Nachteile. Ein vollständiger Android-Desktopmodus dürfte deutlich leichter umsetzbar sein und vielen Kompatibilitätsproblemen aus dem Weg gehen. Aber es ist eben ein vollständiger Ökosystem-Wechsel, zu dem man die Nutzer erst einmal überzeugen muss. Und wenn man bedenkt, dass selbst Windows-König Microsoft es nicht geschafft hat, die einzelnen Android-Apps auf dem Desktop schmackhaft zu machen, wie sollte es dann Google gelingen?
Die Desktopmodus-Variante dürfte aber auch für Produktgruppen wie die Pixel-Smartphones oder künftige Pixel Tablets interessant sein. Denn wer Android-Apps am Desktop möchte, könnte vielleicht auch zu einem Chromebook greifen, während die All-in-One-Lösung bei einem echten Android-Desktop liegt. Ähnlich zu dem, wie es Samsung mit DeX schon seit einiger Zeit mehr oder weniger erfolgreich vormacht.
» Android-Apps auf dem Desktop: Nach dem Microsoft-Ausstieg – hat Google jetzt gewonnen oder verloren?
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