Android-Apps auf dem Desktop: Nach dem Microsoft-Ausstieg – hat Google jetzt gewonnen oder verloren?
Vor wenigen Tagen hat Microsoft mit der Ankündigung überrascht, die Android-Unterstützung aus Windows zu entfernen und sich somit erst einmal vollständig von den mobilen Apps am Desktop zu verabschieden. Google war am gesamten Projekt zwar nicht beteiligt, aber dennoch könnte die Einstellung auch Folgen für die eigenen Ambitionen haben. Man kann die Frage stellen, ob der Microsoft-Schritt für Google ein Gewinn oder ein Verlust ist.
Manchmal sind die Träume größer als die Realität: Seit vielen Jahren gibt es laute Forderungen nach einer praktikablen Möglichkeit, Android-Apps am Desktop zu nutzen und über viele Jahre hat sich kaum etwas in diese Richtung getan. Spätestens vor zwei Jahren kam endlich Bewegung in die Sache und es gab gleich drei unterschiedliche Ansätze von Google, Microsoft und Samsung. Doch wie sich zeigt, waren die schreienden Nutzer wohl plötzlich gar nicht mehr begeistert oder dermaßen in der Unterzahl, dass Microsoft nun die Notbremse gezogen hat.
Die jüngste Entscheidung bedeutet sowohl für Microsoft als auch für den Amazon App Store das vorübergehende Aus für Android am Desktop (Hier die Amazon-FAQ zum Android-Aus). Es verbleiben daher nur die Anläufe von Google und Samsung, die nach einigen großen Ankündigungen im vergangenen Jahr aber auch nur auf der Stelle treten. Google Play Games am Desktop ist zwar möglich, aber wie viele Nutzer verwenden es tatsächlich? Es gibt keine belastbaren Zahlen, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass die Masse überschaubar ist.
Und somit stellt sich die Frage, ob Google die Microsoft-Entscheidung bejubeln oder bedauern kann. Bejubeln, weil man den vermeintlich größten Konkurrenten in diesem Bereich verliert und somit selbst den Ton angeben und die Richtung vorgeben kann. Bedauern, weil selbst zwei prominente und finanziell auf Rosen gebettete Unternehmen wie Microsoft und Samsung es nicht geschafft haben, das Interesse für das ebenso sehr populäre und mächtige Produkt Android zu wecken.
Macht Google weiter, oder zieht man ebenfalls den Stecker?
Google hat die eigenen Android-am-Desktop-Anläufe bisher auf Spiele beschränkt. Eine offizielle Möglichkeit zur Ausführung von Android-Apps am Desktop hat man bisher nicht geschaffen. Wird man diese jetzt anbieten, um die entstehende MS-Lücke zu füllen, oder die Ambitionen ebenfalls überdenken? Im Zeitalter der multiplen Gerätenutzung, der Cloud sowie der starken Web-Apps kann der Vorteil einer Android-App am Windows-Desktop sicherlich hinterfragt werden. Vor allem, wenn das Smartphone ohnehin nur wenige Zentimeter neben dem Computer liegt.
Das Interesse an Android-Apps am Desktop dürfte derzeit überschaubar sein, sodass man sich auch bei Google fragen muss, ob sich die Entwicklung überhaupt lohnt. Denn schlussendlich stärkt man damit auch die Microsoft-Plattform, statt sich selbst darauf zu konzentrieren, das gesamte Android-Betriebssystem auf größere Displays zu bringen. Auf der anderen Seite besteht auch die Gefahr, dass Microsoft einen neuen Smartphone-Vorstoß mit der Windows-Power im Rücken wagt und Windows Phone zurückbringt.
Derzeit würde ich davon ausgehen, dass Google die Situation erst einmal beobachtet und nicht großartig in die Weiterentwicklung der Android-Desktop-Abläufe investiert. Schon die Microsoft-Ankündigung hat eine eher kleine Enttäuschungswelle hervorgerufen, die kaum der Rede wert ist. Daher halte ich es für eher wahrscheinlich, dass die Ambitionen von Android-Apps am Windows-Desktop eher abflauen werden.
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Microsoft hat mal wieder bewiesen, dass man kein Durchhaltevermögen hat. Beim Surface RT hat man die Benutzer einfach abserviert, beim Windows Phone ebenso, Abonnenten von MS Groove vor den Kopf gestoßen und nun macht man bei Android App ebenfalls wieder einen Rückzieher und lässt die Nutzer – auch wenn es wenige sein sollten – im Regen stehen. Sollte Microsoft tatsächlich einen neuen Anlauf mit Windows Phone wagen, werde ich das genauso links liegen lassen, wie das Surface. Ich bin mir Microsoft Hardware mehrfach von MS in den Hintern getreten worden, da ist das Vertrauen leider gegen Null.