Microsoft versucht schon seit Jahren, die Windows-Anwender von der Nutzung des Edge-Browser zu überzeugen und konnte dabei bisher nur überschaubare erfolge einfahren. Wie eine aktuelle Mozilla-Studie jetzt belegt, setzt Microsoft zu diesem Zweck auf die Methode der „Dark Pattners“ – nämlich die gezielte Manipulation. Wirklich überraschend ist das nicht, das Ausmaß hingegen recht groß.
Betrachtet man die gesamte Geschichte inklusive Vorgänger (Internet Explorer), ist der Browser Microsoft Edge seit gut drei Jahrzehnten auf dem Markt und kann auf eine sehr wechselhafte Geschichte zurückblicken. Vom absolut dominierenden Marktführer in die Nische und mittlerweile wieder ein wenig aufsteigend – allerdings nicht durch Nutzerüberzeugung. Ich hatte hier im Blog schon in den letzten zwei Wochen gezeigt, wie Microsoft den Chrome-Download verhindern will und wie man Edge regelrecht als Chrome ausgibt. Jetzt kommt Mozilla zu ähnlichen Ergebnissen.
Die Mozilla-Studie hat zahlreiche „Dark Patterns“ gefunden, also manipulative Verfahren, um die Nutzer in den Chrome-Browser zu drängen. Man setzt auf „Vorauswahl“, „trickreiche Formulierungen“, „visuelle Einmischung“ und ähnliche Dinge, um Edge immer wieder zum Öffnen oder als Standard festzulegen, ohne dass die Nutzer konkret danach gefragt werden. Auch gab es bereits versehentliche Bugs, bei denen sich Edge nach einem Update automatisch als Standard festlegt. Wobei man „versehentlich“ sicherlich ebenfalls mit Anführungszeichen sehen muss.
Neben den sichtbaren Manipulationen bei der Installation, dem Download oder Start eines Konkurrenten, setzt man aber auch auf Windows-interne Tricks, die weder sichtbar, noch von anderen Browsern abfangbar sind. Dazu gehört etwa die Nutzung von Link-Protokollen mit „microsoft-edge://“ statt „https://“. Unabhängig vom Standardbrowser wird sich jedes Mal Edge öffnen. Windows-Nutzer kennen das.
Die Ergebnisse dieser Studie wird wohl Niemanden überraschen und es ist eher überraschend, dass Microsoft mit all diesen Tricks trotz Windows-Dominanz am Desktop nicht nachhaltig erfolgreich ist. Eher ist es wohl umgekehrt, dass die Nutzer trotz so manchem funktionellen Vorsprung eine regelrechte Verweigerungshaltung gegenüber Edge haben. Denn der größte technologische Vorsprung bringt nicht viel, wenn man als Nutzer eine negative Meinung hat.
Ich hatte bereits am Wochenende in Frage gestellt, ob Microsoft wirklich mit solchen Methoden „gewinnen“ will. Edge ist noch Lichtjahre von der Marktführerschaft entfernt, aber selbst wenn man diese erobern sollte, wären das keine nachhaltigen Methoden. Und als Softwaregigant, gleichzeitig derzeit wertvollstes Unternehmen der Welt, sollte man solche Methoden eigentlich nicht notwendig haben.
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[heise]