Der Google Assistant könnte in wenigen Monaten bereits den achten Geburtstag feiern, doch aufgrund jüngster Entwicklungen sieht es ganz danach aus, dass dieser nicht unbedingt zelebriert werden kann oder gar nicht erreicht wird. Nachdem die Weiterentwicklung schon vor langer Zeit eingeschlafen ist, hat Google in den letzten Tagen selbst deutliche Fakten dafür geschaffen, dass die Weichen Richtung Abstellgleis gestellt wurden.
Es ist zu gewissen Phasen sehr einfach, einige Google-Produkte tot zu schreiben und deren Einstellung zu prognostizieren. Auch ich tue dies hier im Blog gelegentlich, stecke dann einiges an Kritik ein und behalte oftmals wenige Monate später Recht. Dass der Google Assistant keine große Relevanz mehr hat, kann jeder Nutzer und auch Außenstehende seit vielen Monaten beobachten. Ein Auf und Ab gehört zum normalen Zyklus der Google-Produkte, doch irgendwann muss man erkennen, dass es kein Auf mehr geben wird, sondern einen Neustart mit einem anderen Produkt.
Ist der Google Assistant schon am Abstellgleis?
Das letzte große funktionale Update für den Google Assistant ist schon sehr lange her, 2023 gab es praktisch gar keine Verbesserungen. Die Rolle als absolutes Fokusprodukt, die der Assistant vor allem vor 2020 hatte, hat es längst verloren. Android-Integrationen werden zurückgefahren, neue Smart Home-Hardware hat es von Google mit Ausnahme des Pixel Tablet als Smart Display-Alternative ebenfalls seit langer Zeit nicht mehr gegeben. Das ist aber kein Google-exklusives Problem, denn auch Amazon und Co haben die Sprachassistenten deutlich zurückgestuft.
Zuerst hat der Google Assistant an Relevanz verloren, dann an wirtschaftlicher und strategischer Perspektive – und dann kam spätestens Anfang 2023 der große KI-Boom. Es wurde deutlich, dass der Google Assistant nicht einmal im Ansatz mit ChatGPT oder Ähnlichem mithalten könnte. Das ist aber auch nicht verwunderlich, denn man vergleicht auch kein Dreirad mit einem Ferrari. Das wusste auch Google und hat daher gar nicht den Versuch gewagt, den Assistant aufzubohren. Stattdessen wurden Bard und Gemini aus dem Boden gestampft.
Großer Neustart mit Bard?
Mit Bard und dem erst vor wenigen Wochen gestarteten Sprachmodell Gemini hat sich Google im Bereich der KI-Assistenten völlig neu aufgestellt. Die Anfänge waren holprig, doch die Qualität steigt von Tag zu Tag, ebenso der Funktionsumfang. Es kann eigentlich nur noch Tage dauern, bis man endlich die Handbremse löst und das wirklich große Bard-Update ankündigt, das den KI-ChatBot erneut auf die nächste Stufe heben soll. Allen voran mit Bard Advanced, Gemini Pro und bald Gemini Ultra.
Google will Bard aber nicht nur funktional stark ausbauen, sondern auch dessen Reichweite deutlich vergrößern – und hier kommt der Google Assistant ins Spiel. Denn schon vor einigen Monaten wurde das neue Google Assistant with Bard angekündigt, das die beiden Produkte unter einem Dach zusammenfassen soll. Das Ziel ist es, dass Bard sehr schnell eine enorme Reichweite erhält und dafür den etablierten Assistenten verwenden soll.
Google Assistant zieht den Kürzeren
Eigentlich sind Google Assistant und Bard ein perfektes Team, denn die beiden gleichen ihre Schwächen gegenseitig aus und legen ihre Stärken zusammen. Doch seit dieser Woche wissen wir, dass aus „Google Assistant with Bard“ plötzlich nur noch „Bard“ geworden ist. Der Google Assistant mag vielleicht noch irgendwo in den Untiefen des neuen Produkts stecken, kommt aber selbst bei der Produktbezeichnung nicht mehr vor und ist damit eigentlich ganz offiziell erledigt.
Denn „Google Assistant with Bard“ ist der Nachfolger von Google Assistant und wenn das neue Produkt nicht einmal mehr dessen Namen trägt, dann kann man kaum von einer Wiederbelebung des Assistant sprechen. Ganz im Gegenteil.
Zahlreiche Google Assistant-Funktionen eingestellt
Aber das ist noch längst nicht alles. Denn nur wenige Tage vorher hat Google die Einstellung von mehr als einem Dutzend wichtigen Assistant-Funktionen angekündigt. Darunter vor allem viele Features, die die Schnittstellen des Assistant benötigen, die Bard derzeit nicht bedienen kann. Ein weiteres deutliches Zeichen dafür, dass der Assistant im neuen Paket eigentlich gar nicht mehr enthalten ist.
Der Google Assistant ist tot, lang lebe Bard
Wer angesichts obiger Fakten noch bestreiten will, dass der Google Assistant so langsam am Ende seiner Lebenszeit angekommen ist, braucht gute Argumente. Denn neben der gestoppten Weiterentwicklung, neben dem verschwundenen Namen, neben den eingestellten Funktionen und auch neben dem völlig eingestellten Fokus auf das Produkt gibt es auch noch interne Veränderungen. Schon im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass das Google Assistant-Team vollständig im KI-Team aufgeht. Und vor wenigen Tagen wurden Hunderte Mitarbeiter aus der Google Assistant-Abteilung auf die Straße gesetzt. Was soll da noch übrig bleiben?
Vielleicht wird der Google Assistant noch an einigen Stellen bestehen bleiben, an denen Bard nicht nutzbar ist. Etwa auf alten Android-Smartphones, auf älteren Smart Speakern oder innerhalb anderer Apps. Doch das wären dann nur noch Überbleibsel, die keine Bedeutung mehr haben und nach einigen Jahren praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit einfach eingestellt werden. Angesichts des deutlich leistungsfähigeren Bard muss dem aber auch kaum einer hinterhertrauern.
Interessant wird auch sein, was aus „Hey Google“ werden wird. Wird man das beibehalten? Ein „Hey Bard“ klingt weder im Englischen noch im Deutschen wirklich gut. Da wäre Pixie schon die bessere Alternative, aber diesen Assistenten wird es maximal für die Pixel-Geräte und nicht für die ganz breite Masse geben. Wir dürfen auf Googles Ankündigung gespannt sein…
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