Die Woche hat für Google nicht gut begonnen, denn ein US-Gericht hat den Google Play Store zum illegalen Monopol erklärt und unabhängig vom weiteren Verlauf ist schon jetzt klar, dass sich etwas ändern muss. Auch wenn es noch keine Details zu möglichen Auflagen gibt, könnte eine Einschränkung der Play Store-Geschäftspraktik Auswirkungen auf das gesamte Android-Ökosystem haben. Vielleicht ein Urteil mit weitreichenden Folgen.
Das hätten wir beim Start des Verfahrens vor einigen Jahren auch nicht erwartet: Der Google Play Store wurde zum illegalen Monopol erklärt und somit hat Epic erst einmal vor Gericht gegen Google gewonnen. Google hat bereits Berufung angekündigt und das Verfahren wird sich somit noch länger ziehen, aber das erste Urteil lässt dennoch nichts Gutes hoffen. Man kann hinterfragen warum der Play Store ein Monopol hat und Apples App Store nicht, aber persönliche Ansichten ändern nichts an Gerichtsentscheidungen.
Aus Ökosystem-Sicht könnte eine Einschränkung des Google Play Stores problematisch werden. Denn auch wenn Google stets die Freiheiten der Android-Nutzer betont, ist Google auf die faktische Dominanz des Play Store und dessen bis zu 30-prozentige Provisionen angewiesen. Denn dieser trägt einen erheblichen Anteil zur Finanzierung der Android-Entwicklung bei. Über die internen Kalkulationen ist nichts bekannt, aber es ist gut möglich, dass der Play Store allein die Refinanzierung von Android stemmt. Wenn dieser wichtiger Geldfluss eingeschränkt wird, fällt somit die Finanzierungsgrundlage für das Betriebssystem.
Denn wir dürfen nicht vergessen, dass Google am Produkt Android nichts verdient. Man stellt es allen Nutzern und Smartphone-Herstellern praktisch kostenlos zur Verfügung. Doch die Weiterentwicklung des weltweit meistgenutzten Betriebssystems dürfte nicht ganz billig sein. Das Geld kommt über den Play Store und die Verbreitung der Google-Apps mit deren Werbeeinnahmen oder Abo-Einnahmen herein. Natürlich kann der Google-Konzern die Android-Entwicklung problemlos stemmen, aber aus betriebswirtschaftlicher Sicht erscheint das nicht sinnvoll. Nach einem starken Einbruch der Play Store-Einnahmen müsste man daher nach neuen Geldquellen schauen. Das könnte dazu führen, dass Android nicht mehr kostenlos angeboten werden kann – was wiederum den Kaufpreis von Android-Smartphones erhöhen könnte.
Bei Apple sieht die Kalkulation etwas anders aus, denn das Unternehmen refinanziert die iOS-Entwicklung mit iPhone-Verkäufen und kann daher auch die App Store-Umsätze als Zusatzeinnahmen verbuchen. Bei Google würden Stand heute die Pixel-Umsätze wohl nicht zur Finanzierung der Android-Entwicklung reichen. Aber auch wenn sie das tun würden, warum sollte Google das Betriebssystem dann noch der de-facto-Konkurrenz kostenlos anbieten?
Nicht umsonst spricht Google in Statements zum kürzlichen Urteil von einer „Verteidigung des Android-Geschäftsmodells“, denn nichts anderes ist der Play Store. Natürlich dürfte auch der Betrieb des Google Play Store bei weitem nicht billig sein, auch wenn diese Kosten von vielen Nutzern immer wieder unterschätzt werden. Zwei Milliarden Geräte regelmäßig mit Dutzenden App-Updates zu versorgen erfordert eine gewaltige technische Infrastruktur. Wie viel das Unternehmen insgesamt über Google Play umsetzt, wie viel Gewinn übrig bleibt und wie viel die Android-Entwicklung verschlingt, ist nicht bekannt.
Natürlich gibt es die eine oder andere Stelle im Ökosystem, bei der Google den Play Store priorisiert – allen voran die Standard-Sperre für Apps aus anderen („unsicheren“) Quellen. Doch auch wenn das den eigenen Interessen nützt, ist das in erster Linie eine Sicherheit für das gesamte Android-Ökosystem. Ich frage mich daher, was Google faktisch ändern müsste, um das vom Gericht erkannte illegale Monopol zu verhindern. Vor allem mit Blick darauf, dass Apple angeblich kein Monopol hat…
Letzte Aktualisierung am 2024-11-05 / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Affiliate Links, vielen Dank für eure Unterstützung!