Ist Apple von Google abhängig? Großer Teil des Apple-Gewinns stammt von Google + Apps auf dem iPhone

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Die Beziehung zwischen Google und Apple war über die Jahre sehr wechselhaft und reichte von einer engen Partnerschaft, über eine fast schon leidenschaftliche Feindschaft bis hin zum aktuellen Stand der gegenseitigen Toleranz. Nachdem ich erst vor wenigen Tagen thematisiert hatte, dass Google ein wenig von Apple abhängt, will ich das Blatt heute einmal umdrehen: So manche jüngst bekannt gewordene Information lässt vermuten, dass umgekehrt auch Apple von Google abhängig ist.


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Apple und Google stehen sich in mehreren Branchen als Konkurrenten gegenüber, doch die ohne Frage wichtigste ist der Smartphone-Markt und damit der ewige Wettstreit zwischen Android und iOS bzw. mittlerweile auch Pixel vs. iPhone. Dieser Markt ist es auch, den sich die beiden rechnerisch zu 100 Prozent untereinander aufgeteilt haben. Dadurch ergibt sich nicht nur die Konkurrenz, sondern in gewissen Bereichen auch eine Zusammenarbeit.

Apple gibt sich gern unantastbar und ist nicht gerade dafür bekannt, es den Partnern leicht zu machen – weder in puncto Sicherheit noch Finanziell. Auch Google gehörte einstmals zu diesen engen Partnern, allen voran auf dem iPhone. Als Steve Jobs das Wundergerät vorstellte, waren wenig später nicht nur die Google Websuche auf dem Smartphone zu finden, sondern auch Google Maps und YouTube. Neben der Telefonie und der Musik waren es die Google-Apps, die den größten Auftritt hatten.

Damals saß Google-CEO Eric Schmidt sogar noch im Verwaltungsrat von Apple, doch mit dem Start von Android sollte sich das ändern. Denn aus dem engen Partner wurde plötzlich ein Feind, der den damaligen Apple-CEO in Steve Ballmer-Manier wohl mehrfach in Wallung gebracht haben soll. In der Folge flogen die vorinstallierten Google-Apps nach und nach vom iPhone – medienwirksam war hauptsächlich Google Maps – doch die Google Websuche ist nach wie vor auf dem iPhone zu finden.




Die Google Websuche lässt Apples Quartalszahlen glänzen
Erst kürzlich wurde bekannt, dass Google 18 Milliarden Dollar pro Jahr an Apple zahlt, damit die Google Websuche die Standardsuchmaschine auf dem iPhone ist. Apples Gegenleistung besteht einzig und allein darin, keinen anderen Partner zu suchen. Sicherlich wird man die eine oder andere Entwicklungsstunde darin investieren müssen, dass das alles läuft, aber aus Konzernsicht verursacht das für Apple keinerlei Kosten. Eine Marge von 100 Prozent.

Selbst für Apple-Verhältnisse ist das eine sehr große Summe. Denn erst jüngst wurde vorgerechnet, dass dieser Betrag in etwa 16 Prozent des gesamten Apple-Gewinns ausmacht. Würde dieser Deal also abrupt gestoppt werden, was derzeit aufgrund eines bevorstehenden Kartellverfahrens für denkbar gehalten wird, würde Apples Gewinn gewaltig sinken. Gigant Apple kann das natürlich verkraften, dennoch wird man darauf nicht verzichten wollen und hat laut eigenen Angaben keine Alternative zu Google. Ergo: Apple ist in diesem Punkt von Google abhängig.

Apple greift Google nicht (mehr) direkt an
Vor einigen Jahren hatte Apple die Android-Smartphones in einer Präsentation als massive tracking device bezeichnet und eine ganze Reihe von Nachweisen nachgeschossen, um das zu untermauern. Zwar hat man sich auch in den Folgejahren immer wieder über die Android-Probleme rund um die Updates lustig gemacht, aber insgesamt unterlässt man Angriffe auf den Konkurrenten. Nicht nur, um Google auf den eigenen Präsentationen keine Bühne zu bieten, sondern wohl auch wegen der Umstände. Es wäre merkwürdig, gegen ein Google-Produkt zu schießen und gleichzeitig die Google-Suchmaschine auf dem iPhone vorzuinstallieren.

Ich denke aber auch, dass man den Partner Google bei Apple durchaus zu schätzen weiß. Mehr dazu im letzten Punkt dieser Auflistung.

Eine Google-App auf dem iPhone?
Während eines Treffens zwischen Apple-CEO Tim Cook und Google-CEO Sundar Pichai sollen die beiden wohl debattiert haben, die Google-App auf dem iPhone vorzuinstallieren. Eigentlich nach obigen Aussagen undenkbar und selbst der Suchmaschinen-Deal dürfte Apple wohl (abgesehen vom finanziellen Aspekt) kaum schmecken. Dennoch sollen die Gespräche weitergelaufen sein und Apple sich erst nach längere Zeit dazu entschieden haben, nicht über eine Google-App auf dem iPhone zu verhandeln.

» Alle Infos zur geplanten Google-App auf dem iPhone

Apple Watch und iMessage für Android
Apple ist hauptsächlich im eigenen Ökosystem aktiv. Dennoch hat man, beides ist belegt, vor einigen Jahren erwogen, sowohl iMessage als auch die Apple Watch Companion-App zu Android zu bringen. Beides soll wohl schon in Entwicklung gewesen sein, wurde dann aber dennoch gestoppt. Die Motivation ist klar, denn man hat auf die größere Zielgruppe der Android-Nutzer geschielt. Bei der Apple Watch hätte das einen deutlichen Verkaufsschub bedeuten können, aber dennoch hat man sich im Interesse des iPhones dafür entschieden, die Apple Watch nur für iOS-Nutzer vollumfänglich nutzbar zu machen.




Welche Relevanz haben die Google-Apps auf dem iPhone?
Während Apple nur wenige eigene Apps für Android anbietet, sieht das bei Google völlig anders aus. Denn alle wichtigen Google-Apps werden auch für iOS angeboten und es scheint bei Google keinerlei Bevorzugung der eigenen Plattform zu geben. Wie oft haben wir in Feature-Updates schon gelesen, dass es zuerst auf iOS startet und später zu Android kommt? Klar, für Googles Umsatz spielt das keine Rolle. Denn man verdient mit Android als Produkt kein Geld, sondern mit der Verbreitung der Apps. Und ob die Apps nun auf Android, iOS, Windows oder sonst wo laufen, ist schlussendlich egal. Dazu kommt, dass Apple-Nutzer allgemein als zahlungskräftiger gelten.

Doch wenn es eines Tages hart auf hart kommt und eine explosive Konfrontation unausweichlich ist, was wären die Auswirkungen? Wie würden die Nutzer reagieren, wenn Google alle eigenen Apps aus dem Apple App Store entfernt und diese nur noch exklusiv unter Android anbietet? Trotz aller Loyalität könnte ich mir vorstellen, dass viele iOS-Nutzer mit Android liebäugeln würden. Allein die nicht mehr nutzbare Websuche oder YouTube (das gilt dann auch für die Webversion) wären den Nutzern sicherlich wichtiger als iOS.

Zu dieser Situation wird es wohl niemals kommen, aber wenn doch, könnte Google am längeren Hebel sitzen. Das zeigen zumindest die Beispiele Huawei (damals fast Smartphone-Marktführer) und Windows Phone (das unter anderem an den nicht-verfügbaren Google-Apps gescheitert ist). Apple bzw. die Marke iPhone ist stärker als Huawei und Windows Phone, aber dennoch dürfte das zu größeren Nutzerwanderungen führen. Kein Wunder, dass Apple seit Jahren versucht, die Google-Apps trotz Vorhandensein so gut es geht zu ersetzen.

Und damit wäre die Frage aus der Überschrift zumindest aus meiner persönlichen Sichtweise beantwortet. Natürlich ist Apple nicht existenziell von Google abhängig, aber durchaus zu einem deutlich spürbaren finanziellen und strategischen Anteil.

» Apples iMessage soll endlich RCS unterstützen: Google holt die Brechstange heraus; EU-Kommission soll prüfen




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comment 1 Kommentare zum Thema "Ist Apple von Google abhängig? Großer Teil des Apple-Gewinns stammt von Google + Apps auf dem iPhone"

  • Das allererste, was ich bei jeder Mac-Installation und auch auf meinem iPad deaktiviere, ist die Google Suche. Duck Duck Go ist mittlerweile fast gleichauf mit Googles Suchmaschine bzw. auf alle Fälle ausreichend und deutlich sicherer als diese. Manchmal nutze ich in letzter Zeit aber auch Bing, dessen KI um Lichtjahre vor Googles seltsamen Nichts Namens Bard liegt.

    Schön für Apple, dass ihnen Google freiwillig so viel Geld in den Rachen wirft. Sehr viele Apple-User kommen aber auch ohne die Segnungen der Datenkrake zurecht.

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