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Google Maps: Warum kommt das neue Kartendesign so schlecht an? Die Pastelltöne haben nur wenige Fans

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Aus visueller Sicht hat Google Maps kürzlich das größte Update seit über 15 Jahren erhalten, das in diesen Tagen für alle Nutzer auf allen Plattformen ausgerollt wird. Die neue Farbgebung hat wenig überraschend für Diskussionen gesorgt und dürfe wohl noch längere Zeit ein Thema bleiben. Doch was ist eigentlich so schlecht am neuen Design, das die Nutzer mit diesem nicht warmwerden? Ein Versuch der Annäherung.


Google Maps ist seit vielen Jahren die meistgenutzte Kartenplattform und hat trotz prominenter Konkurrenz eine ganze Reihe von Alleinstellungsmerkmalen, die zusammen ein starkes Gesamtpaket ergeben. Dazu gehörte auch die Farbgebung der Karte, denn das vertraute Design hat einen großen Wiedererkennungswert und hebt sich von der Masse der anderen Plattformen ab. Während viele andere Kartenplattformen seit jeher eher pastellartige Töne genutzt haben, hob sich Google Maps aus dieser Masse heraus. Genau das hat man mit dem Redesign der Kartenfarben nun aber vollständig aufgegeben.

Die Karten von Google Maps sehen jetzt sehr beliebig aus und lassen sich auf den ersten Blick nicht mehr von der Konkurrenz unterscheiden. Das dürfte auch schon der erste große Kritikpunkt daran sein, denn es gab eigentlich keinen Grund, dieses Alleinstellungsmerkmal aufzugeben. Dadurch fehlt das Vertraute, das viele Menschen schätzen und als Gewohnheitstier einfach brauchen. Ein Nutzer hatte das kürzlich mit den Worten zusammengefasst, dass man bei Google wieder einmal etwas geändert hat, das keiner Verbesserung bedurfte. Dass man das alte Design über 15 Jahre nahezu unverändert genutzt hatte, spricht dafür.

Aber das sind nur die subjektiven Wahrnehmungen der Nutzer, die sich schnell ändern können. Große Redesigns bei weitverbreiteten Produkten werden fast immer negativ aufgenommen – das ist normal. Wenn man aber nach ein paar Monaten auf alte Screenshots zurückblickt, ändert sich nicht selten plötzlich die Meinung. Also gehen wir einmal faktisch an die Sache heran.




Straßen sind besser und schlechter sichtbar
Auch wenn nahezu alle Farben auf der Kartendarstellung geändert wurden, stechen die Straßen am deutlichsten hervor – oder eben nicht. Vielen Nutzern fehlen die gelben Straßen, die die Karte stets dominiert hatten und als Orientierung dienten. Allerdings waren stets nur wichtige Verkehrsachsen wie Autobahnen oder Landstraßen gelb eingezeichnet, während alle anderen eher untergegangen sind und erst bei größerem Zoomlevel sichtbar wurden.

Gerade in Städten waren Straßen eher die „weiße Lücke zwischen den Häusern“ und nicht viel mehr. Mit dem vor einiger Zeit eingeführten höheren Detailgrad für Straßenverläufe, Straßeninseln, Fußgängerübergänge und Ampeln hat sich das ein wenig geändert, aber herausgestochen sind die Straßen noch immer nicht. Mit dem neuen Design hat sich das geändert, denn jetzt sind alle Straßen grau. Die Relevanz der Straße hebt sich durch die Dunkelheit des Grautons ab. Autobahnen und Landstraßen haben ein dunkleres Grau als andere Straßen.

Und so kommt es, dass die wichtigen Straßen zwar deutlich schlechter sichtbar sind, aber gleichzeitig die Gesamtheit aller Straßen besser sichtbar ist. Es kommt daher auf den eigenen Bedarf an, ob das gut oder schlecht ist. Zur Orientierung ist die neue Farbgebung meiner Meinung nach schlecht. Für den Überblick hingegen gut. Wer Google Maps zur Orientierung verwendet und den Rest der Routenplanung überlässt, wird daher nicht begeistert sein. Wer selbst die Abenteuer des Straßendschungels begehen will, wird die Änderung lieben.

Naturfarben sind sich zu ähnlich
Grünflächen von Wiesen über Parks bis hin zu Wäldern sind bei Google Maps seit langer Zeit in verschiedenen Grüntönen eingezeichnet, während der Rest der Karte eher gelb-weiß war. Flüsse, Seen und sonstige Gewässer sind passend Blau. Das ist auch jetzt noch der Fall, doch der Wechsel zu den eher gedämpften Pastelltönen sorgt dafür, dass sich diese kaum voneinander abheben. Vor allem bei Gewässern kann das kritisiert werden, denn zwischen den grünen Flächen und grauen Straßen fällt das seichte Blau kaum auf.

Ich denke, dass ein stärkerer Blauton das Gesamtbild wieder aufwerten könnte. Allerdings könnten Gewässer dann wieder zu sehr auffallen, obwohl diese faktisch bei der Kartennutzung eher eine untergeordnete Rolle spielen und nicht deutlicher sein sollten als Straßen.




Google Maps-Designerin lässt kein gutes Haar an der Änderung
Erst gestern hatten wir darüber berichtet, dass sich die ehemalige Google Maps-Designerin zu Wort gemeldet hat und bei X-Twitter schrieb, dass sie kein Fan des neuen Designs sei. Es ist aber nicht irgendeine Designerin, sondern Elizabeth Lakari entwarf das über 16 Jahre genutzte (und von vielen geliebte) Kartendesign. Lest euch einmal durch, was sie zu sagen hat und welche Empfehlung sie ihren Nachfolgern geben würde.

Blasse Farben für auffälligeres Marketing?
Was bisher noch gar nicht zur Sprache kam, aber für mich auch ein wichtiger Grund für die Farbänderung sein könnte, ist das Marketing. Vielen Nutzern wird in der Vergangenheit aufgefallen sein, dass immer wieder einmal Logos von Unternehmen auf der Karte auftauchen. Diese werden von Google Maps nicht zufällig platziert, sondern es sind Werbeanzeigen der entsprechenden Händler. Durch eine eher blasse Karte werden diese Logos mehr hervorgehoben und wohl auch angeklickt. Und das wiederum steigert den Google Maps-Umsatz.

Eine echte Begründung für das Redesign hat es bisher nicht gegeben, doch es wäre sicherlich interessant, wie das Google Maps-Team diesen Schritt darstellt. Schon die damalige Ankündigung bestand nur aus einem Nebensatz. Das lässt darauf schließen, dass es auch intern wohl nicht nur Freunde des neuen Designs gibt…

Letzte Aktualisierung am 2024-11-14 / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Affiliate Links, vielen Dank für eure Unterstützung!


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