Google hat sowohl den Pixel-Smartphones als auch dem Betriebssystem Android schon vor längerer Zeit eine ganze Reihe von Funktionen rund um die persönliche Sicherheit spendiert, die immer weiter ausgebaut werden. Erst vor wenigen Wochen wurde ein sehr wichtiges Update für Notfall-SOS ausgerollt, das die eine Seite begeistern und die andere eher weniger freuen wird. Es stellt sich die Frage, ob das Feature nicht völlig anders umgesetzt werden müsste.
Unter dem Dach von „Persönliche Sicherheit“ bietet eine Reihe von Funktionen an, um die selbige für die Nutzer zu gewährleisten – im Rahmen der Möglichkeiten eines Smartphones. Neben der vollständig automatisierten Autounfallerkennung gehört dazu auch Notfall-SOS, mit dem die Nutzer unbemerkt und ohne großen Aufwand einen Notruf absetzen oder hinterlegte Notfallkontakte informieren können. Das Ganze ist für Situationen gedacht, in denen die Nutzer nicht dazu in der Lage sind, auf normalem Wege um Hilfe zu rufen. Sei es aufgrund eines Unfalls oder einer Bedrohungslage.
Ausgelöst wird diese Funktion durch fünfmaliges Drücken auf die Power-Taste. Wird diese Aktion ausgeführt, erscheint auf dem Smartphone-Display ein Countdown, der nach fünf Sekunden die Notrufkette in Gang setzt. Nachdem man das vor einigen Monaten standardmäßig für alle Nutzer aktiviert hatte, zeigte sich allerdings sehr schnell, dass sich diese Funktion versehentlich in der Hosentasche auslösen lässt. Selbst wenn das nur sehr selten vorkommt, ist die Wahrscheinlichkeit dafür bei drei Milliarden Android-Nutzern hoch genug, um die Rettungsdienste zu überlasten.
Aus diesem Grund hat Google vor wenigen Tagen eine zweite Sicherheitsstufe eingezogen, die eine weitere Bestätigung erfordert, bevor der Notruf gewählt wird: Nutzer müssen nach dem fünfmaligen Drücken der Taste auch noch für drei Sekunden den Finger auf dem Display halten. Das ist nicht schwer, aber je nach Gefahrensituation vielleicht nur schwer bis gar nicht zu bewerkstelligen. Und damit führt man die gesamte Funktion ein wenig ad absurdum.
Wer kennt die Fünfmal-drücken-Geste überhaupt?
Es muss die Frage erlaubt sein, wie viele Nutzer die Rettungsfunktion mit dem fünfmaligen Drücken der Power-Taste überhaupt kennen. Vielleicht haben sie mal davon gehört oder durch eine zufällige Auslösung damit Bekanntschaft gemacht, aber haben sie das auch verinnerlicht? Mir war die Funktion „berufsbedingt“ bekannt, aber ob ich mich im Notfall daran erinnern würde? Ich weiß es nicht. Dennoch ist es eine Funktion, die sich unbemerkt mit der Hand in der Hosentasche auslösen lassen soll.
Aber nach dem Update ist das deutlich schwerer. Man muss zuerst unterbewusst das fünfmalige Drücken mitzählen (was je nach Situation schon schwer sein kann) und dann auch noch im passenden Moment für drei Sekunden den Finger am Display halten. Das ist schon im Alltag nicht ganz einfach, in einer möglichen Schocksituation aber wohl eine große Herausforderung. Natürlich könnte man auch das Smartphone aus der Tasche holen, aber dann kann man das „unbemerkt“ ohnehin vergessen und könnte auf klassischem Weg etwas schneller den Notruf verständigen.
Versteht diesen Artikel nicht falsch, jede Hilfe ist eine gute Hilfe und wenn es nur ein einziges Leben rettet, hat sich das alles gelohnt. Aber wenn man das nun umständlich gestaltet, dann vermittelt es vielleicht ein falsches Gefühl von Sicherheit, die gar nicht gegeben ist. Man muss nicht alles mit dem Smartphone umsetzen, nur weil es technisch möglich ist.
Das Gleiche gilt für die Einstellungsmöglichkeiten, die natürlich vorab festgelegt werden müssen. In einigen Fällen ist der Notfallalarm sinnvoll, in anderen nicht. Aber da man sich die Gefahrensituation ja nicht ausgesucht hat, lässt sich das vorher unmöglich sagen. Es sollte daher dynamisch möglich sein, den Alarm bei Bedarf zu unterdrücken, unabhängig von der Einstellung. Ich bin kein Produktdesigner und weiß auch nicht wie man das umsetzen sollte, aber dennoch dürfte mir sicherlich manch einer zustimmen, dass das eine Baustelle ist, auf der Google hoffentlich zeitnah weitere Fortschritte macht.
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