Google hat unter dem Motto Made on YouTube viele neue Funktionen und Tools für Creator angekündigt, mit denen der Arbeitsalltag der YouTuber erleichtert werden soll – womöglich auch, um noch mehr Videos zu veröffentlichen. Wenig überraschend drehen sich alle Neuerungen um die generative Künstliche Intelligenz, die womöglich schon jetzt eine Grenze überschreitet. Denn wenn die KI alle Aufgaben übernimmt, wozu gibt es dann noch die Creator?
Die Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben – das muss jedem klar sein. In den letzten Monaten gab es schon sehr viele Diskussionen über KI-Inhalte, das Urheberrecht und die Arbeitsplätze, die von den Algorithmen weitgehend abgelöst werden könnten. Das gilt vor allem im kreativen Bereich, sodass selbst Hollywood-Starts längst die Sorge haben, durch starke Animationen ersetzt zu werden. Aber nicht nur Autoren und Schauspieler sind betroffen, sondern auch YouTuber.
KI übernimmt alle Aufgaben
Vor wenigen Tagen hat Googles Videoplattform viele neue KI-Funktionen angekündigt, die den Creatorn die Arbeit abnehmen sollen. Tatsächlich greift das in alle Bereiche, denn das erste KI-Werkzeug setzt schon ein, bevor die Idee überhaupt entstanden ist. Das Tool soll Videothemen vorschlagen, Interessen auswerten und für Inspirationen sorgen. Tatsächlich liefert es aber schon ein grobes Drehbuch des zu erstellenden Videos.
Mit einem weiteren Tool lassen sich Videos vollständig KI-generiert erstellen. Vorerst gilt das zwar nur für Kurzvideos, aber der Schritt zu den langen Videos ist nicht mehr weit. Das nächste Tool kann das Video optimieren, sowohl Bild als auch Audio und selbst die grobe Darstellung. Ein weiteres Tool kann passende Hintergrundmusik auswählen und im Video platzieren und die nächste KI-Funktion übersetzt ein Video inklusive Sprache, Stimme und Ausdruck in eine andere Sprache. Fehlt eigentlich nur eine KI, die das Video ansieht, kommentiert und auf Werbung klickt.
Und was machen die Creator?
Klingt ganz danach, dass die Creator demnächst die Füße hochlegen und einen großen Teil ihres Teams auf die Straße setzen können. Bis man dann bemerkt, dass man auch als Creator eigentlich gar nicht mehr gebraucht wird und sich die Videoplattform oder gar jeder einzelner Nutzer selbst Videos auf Anweisung erstellen lassen kann. Und dann stellt sich die Frage, wozu es die Creator überhaupt noch braucht oder ob wir nicht gleich den Wandel zur KI-Plattform vollziehen.
Natürlich ist das heute noch nicht in allen Bereichen möglich, aber die Entwicklung macht immer wieder riesige Sprünge. Die unzähligen Tutorial-Videos liefern genügend Stoff, um davon KI-generierte Varianten mit KI-generierten Menschen zu erstellen, die KI-generiert sympathisch und unterhaltsam sind. Schon heute würde ich behaupten, dass viele Zuseher das gar nicht bemerken würden. Und so könnte diese Arbeitserleichterung für die Creator dazu führen, dass es sehr viel weniger von ihnen gibt. Den meisten dürfte das heute nur noch gar nicht bewusst sein.
Google trifft für diese Entwicklung keine Schuld, denn wenn das eigene YouTube solche Dinge nicht entwickeln würde, würde es die Konkurrenz tun. Ich denke, dass die KI-Entwicklung schon in den nächsten zwei bis drei Jahren sehr große Fragen aufwerfen wird und die Stimmung unter den Creatorn schneller als erwartet kippen könnte. Das, gemeinsam mit den YouTube Shorts-Sorgen, dürften für die Videoplattform in den nächsten Jahren die großen Herausforderungen sein.
P.S. Natürlich werden die Creator als solches nicht überflüssig. Aber ihre Bedeutung für die Videoplattformen könnte erheblich sinken.