YouTube: Google sperrt Werbeblocker in Deutschland aus – schaden Creator mehr als Google (Kommentar)
Vor wenigen Tagen hat YouTube damit begonnen, deutsche Werbeblocker-Nutzer auszusperren und ist damit wenig überraschend auf wenig Gegenliebe gestoßen. Die Wut unter den Werbeblocker-Nutzern ist groß, doch diese scheinen nicht auf die andere Seite der Medaille blicken zu wollen, um zu verstehen, wem sie mit dem Einsatz dieser Tools eigentlich schaden: Nämlich den Creatorn und damit in weiterer Folge vielleicht auch sich selbst.
YouTube experimentiert schon seit einigen Monaten mit einem Werbeblocker-Blocker und hat diesen vor wenigen Tagen auch in Deutschland eingeführt. Seit Anfang der Woche werden auch deutsche Nutzer ausgesperrt, die ihren Werbeblocker nicht abschalten oder alternativ ein YouTube Premium-Abo abschließen. Damit dürfte man viele Nutzer, die seit Jahren recht stolz auf diese Methode setzen, kalt erwischt haben. Das absehbare Katz- und Maus-Spiel der Technologien dürfte YouTube mittelfristig gewinnen.
Google hat sich über viele Jahre sehr geduldig gezeigt, denn obwohl Werbeblocker seit langer Zeit über die YouTube-Nutzungsbedingungen verboten sind, ist man nie dagegen vorgegangen. Erst jetzt, wo man ein werbefreies YouTube Premium Lite-Abo für gerade einmal 5,99 Euro pro Monat anbietet, sperrt man die Nutzer mit Werbeblocker aus. Damit entzieht man ihnen das oft hervorgebrachte Argument, dass das werbefrei-Abo zu teuer ist und Dienstleistungen enthält, die sie nicht nutzen möchten. Ich denke, mit 5,99 Euro pro Monat dürfte wirklich jeder leben können.
Wer dann noch immer alle möglichen Technologien und Umwege einsetzt, um die Werbung unbemerkt zu blockieren, der sollte sich diese 5,99 Euro pro Monat vielleicht einmal in Lebenszeit umrechnen, die mit den ganzen Umwegen verschwendet wird. Natürlich gibt es strikte Verweigerer, die alles kostenlos haben möchten, und diese wird man auch mit Argumenten nicht erreichen. Aber ob diese Personen selbst ebenfalls ohne Gehalt arbeiten und nur von Luft und Liebe leben? Denn was gerne vergessen wird, ist die enorme Arbeit hinter YouTube – nämlich die, die von den Creatorn betrieben wird.
Werbeblocker schaden den Creatorn
Denn was bei dem ganzen Thema gerne vergessen wird: Es ist nicht nur der „böse Konzern Google“, dem man den Werbeblocker eines auswischt. Sondern es sind viel mehr die Creator, die den größten Teil der Werbeeinnahmen erhalten – in etwa 70 Prozent. Je mehr Nutzer die Werbung blockieren, desto weniger verdienen die eigentlichen Leistungsträger der Plattform und können ihre Arbeit vielleicht eines Tages nicht mehr fortsetzen. Google steht auch in der Verantwortung, dies zu verhindern und wenn die Werbeblocker-Nutzer selbst Creator wären, würden sie das vielleicht auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten.
Von daher ist es vollkommen nachvollziehbar, dass Google nun diese Wege gehen muss – vielleicht auch hinter den Kulissen auf Druck der Creator. Der Gigant Google wird die Werbeblocker überleben, aber die „kleinen Creator“ nicht. Schon vor einigen Wochen hatte ich hier im Blog geschrieben, dass Google das jetzt auch auf Druck der Creator durchziehen und Werbeblocker nahezu vollständig von der Plattform verbannen muss. Denn wenn die Creator zu wenig verdienen, könnten sie ihre Arbeit einstellen müssen und damit schaden sich auch die Nutzer, die diesem Creator vielleicht gerne zugesehen haben, wieder selbst.
Die Diskussion rund um die Werbeblocker sollte daher auch auf dieser Ebene geführt werden und nicht nur den Milliardenkonzern betrachten. Aber auch Google steckt jährlich viele Milliarden Dollar in den Betrieb von YouTube und als wirtschaftlich agierendes Unternehmen muss sich das lohnen. Auch wenn es unvorstellbar klingt, aber wenn YouTube aufgrund der Werbeblocker und Premium-Verweigerer nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben ist, dann müsste man es irgendwann einstellen. Und das ist dann sicherlich auch nicht mehr im Sinne der Werbeblocker…
P.S. Damit es kein Hauen und Stechen gibt, habe ich die Kommentarfunktion deaktiviert. Jeder hat unterschiedliche Standpunkte zu diesem Thema, die sich auch in langen Diskussionen nicht vereinbaren lassen.
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