GMail: Zerstört Google die E-Mail? Mit den neuen Emoji-Reaktionen treibt man es vielleicht zu weit (Meinung)
Google betreibt mit GMail seit vielen Jahren den mit Abstand größten Freemailer und hat daher einen hohen Anteil am weltweiten E-Mail-Verkehr. Diese Stellung hat man schon häufiger ausgenutzt, um bestimmte Technologien zu etablieren und schon sehr bald dürfte es wieder soweit – nämlich mit den Emoji-Reaktionen. Doch in diesem Fall könnte die neue Funktion zu einem großen Ärgernis für das gesamte Medium E-Mail werden.
Die E-Mail wurde schon häufiger totgesagt, erfreut sich aber nach wie vor großer Beliebtheit und es ist kaum vorstellbar, dass sich das eines Tages ändern wird. Denn viele Menschen dürften die Nähe zum klassischen Brief schätzen. Gerade in der schnelllebigen Zeit mit sofortiger Erreichbarkeit per Messengern, hat die E-Mail fast schon etwas beruhigendes und ist für die meisten Konversationen geeignet. Während Informationen im Messenger schnell vergessen werden, hat die E-Mail etwas dauerhaftes an sich.
Doch die E-Mail ist eine sehr alte Technologie und hat ihre Grenzen, die vor Jahrzehnten abgesteckt wurden. Google versucht daher immer wieder, die Grenzen zu sprengen und Dinge möglich zu machen, die eigentlich nicht machbar sind – zumindest innerhalb von GMail. Dazu zähle ich unter anderem die vertraulichen E-Mails sowie die Möglichkeit zum Zurückholen von E-Mails. Schon sehr bald will man eine neue Technologie bzw. Funktion einführen, die bereits mehrfach geleakt wurde: Die Emoji-Reaktionen.
Nutzer werden die Möglichkeit haben, auf einzelne E-Mails mit einem beliebigen Emoji zu reagieren, so wie man das aus modernen Messengern kennt. Während das innerhalb von GMail sehr komfortabel und vergleichsweise dezent umgesetzt ist, sieht es bei anderen Mail-Plattformen anders aus. Denn GMail wird für jede Reaktion eine E-Mail versenden, in der nur dieses eine Emoji enthalten ist. Wie das genau aussieht und alle Details zu diesen Reaktionen findet ihr in diesem Artikel.
Google zerstört die E-Mail
Für alle Nutzer, die kein GMail nutzen und mit einem GMail-Nutzer konzipieren, kann das schnell nervig werden. Denn der GMail-Nutzer ist sich vielleicht gar nicht bewusst, dass der Empfänger auf der anderen Seite eine E-Mail erhält. Konversationiert man mit vielen GMail-Nutzern, kann plötzlich der eigene Posteingang vollgespammt werden, ohne dass die E-Mails einen echten Informationsgehalt hätten. Dadurch kann es passieren, dass wichtige E-Mails, die der Reaktion möglicherweise folgen oder vorangegangen sind, untergehen. Das kann sowohl für den Empfänger als auch den Absender nicht von Interesse sein.
Noch „lustiger“ wird es bei Massen-Mails mit vielen Empfängern. Denn dann potenziert sich das Ganze und aus einer einzelnen GMail-Reaktion ohne echten Informationsgehalt werden Dutzende einzelne E-Mails. Das dürfte den globalen Mailverkehr nicht unbedingt entlasten. Eine mögliche Lösung wäre daher, diese Reaktionen für externe Nutzer abzuschalten. Aber was, wenn der Daumen nach oben plötzlich doch eine wichtige Info ist und somit externe Nutzer gar nicht erreicht? Dazu kommt, dass durch die Nutzung von GMail mit eigener Domain oder Weiterleitungen oftmals gar nicht klar ist, wer unter den eigenen Kontakten überhaupt GMail verwendet und wer nicht.
Ich denke, dass Google dem gesamten Produkt E-Mail mit diesem Feature keine Gefallen tut. Sicherlich wird man darauf setzen, dass die großen konkurrierenden Mail-Anbieter das Problem erkennen, diese E-Mails erkennen und ebenfalls solche Reaktionen einführen. Damit hätte Google wieder eine Technologie durchgedrückt – weil man es kann. Aber ob das wirklich im Sinne der Nutzer ist? Ich kann nur für mich persönlich sprechen, aber bei einer E-Mail möchte ich eine vernünftige Antwort haben. Für Reaktionen oder Emoji-Antworten gibt es die Messenger…
Letzte Aktualisierung am 2024-11-17 / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Affiliate Links, vielen Dank für eure Unterstützung!
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