YouTube Shorts: Kurzvideos könnten das Kerngeschäft kannibalisieren – hochrangige Manager sind besorgt
Googles Videoplattform YouTube dominiert den Gesamtmarkt der Videoplattform praktisch seit dem Durchbruch dieser Medienform und es gibt keine Anzeichen dafür, dass man diesen Status auf absehbare Zeit verlieren wird – außer man steht sich selbst im Weg. Jetzt warnen selbst hochrangige YouTube-Manager die Unternehmensführung davor, dass man sich zu verzetteln droht. Allen voran der starke Fokus auf YouTube Shorts soll das Kerngeschäft bedrohen.
YouTube finanziert sich auch heute noch hauptsächlich über Werbeeinnahmen, die mit Anzeigen und Spots rund um die Videos generiert werden – seit jeher mit großem Erfolg. Schon vor einigen Tagen hatte ich hier im Blog berichtet, dass YouTube die Umsätze deutlich steigern muss und zu diesem Zweck setzt man nicht nur auf verstärkte Werbung, das pushen der Premium-Abos und das Ausblenden von Werbeblockern, sondern will mit den Kurzvideos auch die Zielgruppe erweitern. Doch das erweist sich als gefährliches Risiko.
Jeder mehr oder weniger regelmäßige YouTube-Nutzer wird in den letzten Monaten bemerkt haben, dass Google große Stücke auf die Kurzvideos hält und mit YouTube Shorts eine integrierte Plattform geschaffen hat, um neue Nutzergruppen zu gewinnen. Dass man damit der Konkurrenz von TikTok und Instagram Paroli bieten will, ist mehr als offensichtlich. Der Plan scheint einfach aber genial: Den Nutzern zusätzlich unzählige Kurzvideos zu präsentieren, die zusätzliche Werbeeinnahmen generieren. Und die Creator von Kurzvideos überzeugen, die diese zusätzlich veröffentlichen, um die langen Videos zu promoten. Aber der Plan geht nicht auf.
Denn die Nutzer zeigen sich eher genervt von den Kurzvideos (gilt natürlich nicht für alle!) und die Creator reagieren auf das extreme Pushen dieses Inhaltstyp anders, als man es sich bei YouTube erhofft hat. Denn so mancher Creator ist schon jetzt umgeschwenkt und produziert nur noch Kurzvideos. Die Logik ist klar: Deutlich weniger Produktionsaufwand, hohe Klickzahlen und in Relation gesehen vielleicht auch mehr Umsatz. Der Stundenlohn steigt gewaltig.
YouTube Shorts kannibalisiert YouTube
Und genau darin sehen hochrangige Manager ein Problem: Denn wenn eine größere Masse der Creator nur noch auf Kurzvideos setzt, gibt es weniger längere Videos. Diese bilden aber das Kerngeschäft von YouTube und sind noch dazu deutlich besser zur Monetarisierung geeignet. Denn rund um ein 15-minütiges Video lassen sich 3-4 Spots oder mehr schalten, während es im 30-sekündigen Kurzvideo vielleicht einer ist. Damit kannibalisieren die Kurzvideos nicht nur die Masse der längeren Videos, sondern auch die Umsätze. Ergo kann der Umsatz sogar sinken.
Doch nicht nur die möglicherweise verlorenen Umsätze sind ein Problem, sondern auch das gesamte Standing der Plattform. Denn wenn die Creator in Massen zu Kurzvideos wechseln, wird ihnen der Sprung zur Konkurrenz deutlich erleichtert.
Die einfache Lösung wäre es daher, einfach die Kurzvideos deutlich weniger zu pushen und sich weiterhin auf die seit vielen Jahren etablierte eigene Stärke zu fokussieren. Auf der anderen Seite könnte das einige Nutzer zu den Kurzvideoplattformen abwandern lassen. Eine Zwickmühle, die man nicht so einfach lösen können wird.
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[heise]
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