Die Google Websuche ist seit sehr vielen Jahren die dominierende Suchmaschine und muss trotz unzähliger Anläufe und wechselnder Mitbewerber eigentlich keine Konkurrenz fürchten – zu diesem Schluss kam man vor drei Jahren wohl auch bei Microsoft. Wie jetzt bekannt wurde, wollte Microsoft die Suchmaschine Bing ausgerechnet an Apple verkaufen und hätte damit einiges am Markt in Bewegung setzen können.
Global betrachtet ist Microsofts Suchmaschine Bing der einzige wahrnehmbare Google-Konkurrent, hat aber lediglich einstellige Marktanteile und konnte Google trotz Milliarden-Investitionen und selbst mit dem noch recht jungen KI-ChatBot niemals ernsthaft gefährden. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht heißt es, dass Microsoft aus diesem Grund den Verkauf des Suchmaschinen-Geschäfts erwogen haben soll, mit dem man wohl kein Geld verdient und sich den Aufwand hätte ersparen wollen.
Ein Verkauf von Bing hätte in den allermeisten Fällen wohl nicht viel an den Marktanteilen geändert, doch es handelte sich um einen ganz besonderen anvisierten Käufer, bei dem das etwas anders ist: Microsoft wollte Bing an Apple verkaufen. Damals wollte man wohl die Gunst der Stunde nutzen, denn Apple hat wiederholt keinen Hehl daraus gemacht, dass man mit der Google-Kooperation nicht vollumfänglich glücklich ist, aber eben keine ernsthafte Konkurrenz zu Google existiert. Kein Wunder, dass immer wieder Gerüchte über eine eigene Apple-Suchmaschine auftauchen und man auch entsprechende Experten beschäftigt.
Mit Bing hätte Apple eine sehr gute Basis für die eigene Suchmaschine gehabt, aber dennoch sollen die Gespräche wohl nie über die Sondierungsphase hinausgekommen sein. Und das hat hauptsächlich zwei Gründe, die so schnell wohl nicht aus der Welt zu schaffen sind: Man sorgte sich um die Qualität der Suchergebnisse, wenn man von Google zu Bing wechseln würde. Aus Apple-Sicht scheint Bing also qualitativ nicht mit Google mithalten zu können.
Apple will nicht auf die Google-Milliarden verzichten
Der wichtigere Grund war aber wohl finanzieller Natur. Denn Apple würde sich sicherlich prinzipiell auf das Abenteuer Suchmaschine einlassen, so wie man es damals mit Apple Maps und dem Rauswurf von Google Maps getan hat. Doch Google lässt sich den Platz als Standardsuchmaschine auf dem iPhone enorm viel Geld kosten, auf das Apple wohl nicht verzichten will. Kolportiert werden mittlerweile Summen von bis zu 15 Milliarden Dollar pro Jahr.
Und somit sah die Rechnung für Apple ganz einfach aus: Man müsste den Kauf von Bing in nicht bekannter Höhe stemmen, müsste die Suchmaschine mit hohem finanziellen Aufwand weiterentwickeln, gleichzeitig auf die Google-Milliarden verzichten und würde möglicherweise einige Jahre schlechte Suchergebnisse für die Apple-Nutzer liefern. Unter dem Strich war klar, dass daraus nichts werden kann. Außerdem dürfte Apple wohl sehr gut damit leben können, Bing als „großen Konkurrenten“ als Druckmittel gegen Google einsetzen zu können, um weiterhin die Milliarden zu fordern.
Wenn ein Unternehmen so etwas stemmen kann, dann ist es Apple. Doch der aktuelle Bericht dürfte auch Google signalisieren, dass man tatsächlich alternativlos ist, so wie es Apple erst vor wenigen Tagen formulierte. Ich würde aber noch eine andere interessante Botschaft aus dieser Geschichte mitnehmen, deren Aussage zumindest im Jahr 2020 korrekt war: Der größte Konkurrent hat kein großes Interesse mehr an seinem Geschäft…