Die Kartenplattform Google Maps hat in allen Bereichen größere und kleinere Mitbewerber, ist im Gesamtumfang aber praktisch konkurrenzlos, sodass sie den Mapping-Markt seit vielen Jahren dominiert. Gleich mehrere Tech-Riesen wollen nun einen Gegenpol schaffen, der mit großen Vorhaben an den Start gehen und an einer mächtigen Säule des Quasi-Monopols rütteln soll. Dafür wählt man zunächst einen Ansatz, der eher hinter den Kulissen für Konkurrenzkampf sorgen dürfte.
Google Maps ist als einfache Kartenplattform gestartet und hat Funktionsumfang und Reichweite über die Jahre stetig ausgebaut, sodass man der Konkurrenz im Eiltempo entkommen ist. Google Maps bietet Karten, Satellitenbilder, Streetview-Aufnahmen, Navigation, ÖPNV-Daten, Bewertungen, Fotos, unzählige Detailinformationen, Tracking, Standort-Teilen, ist ein Branchenbuch und und und… In dieser Gesamtheit ist die Plattform absolut konkurrenzlos und selbst mit Milliarden von Dollar lassen sich die zwei Jahrzehnte Vorsprung kaum aufholen – vor allem nicht der gigantische Datenbestand.
Vor wenigen Tagen wurde der erste Meilenstein der Overture Maps Foundation bekannt gegeben, die es sich zum Ziel gesetzt hat, eine offene Mapping-Plattform zu schaffen. Dahinter stehen die großen Namen Microsoft, Meta, TomTom, die Linux Foundation sowie Amazon Web Services. Microsoft betreibt mit Bing Maps seit vielen Jahren eine Konkurrenzplattform, Meta könnte eine Kartenplattform in vielen Produkten gut gebrauchen, hat mit Mapillary sogar einen Streetview-Konkurrenten im Portfolio und bei TomTom ist Mapping und Navigation das Kerngeschäft.
Die großen Namen lassen vermuten, dass diese Initiative nicht nur temporär verfolgt wird, sondern man ernsthaft und langjährig daran arbeiten wird, eine entsprechende Plattform zu schaffen und auszubauen. Allerdings geht es dabei weniger um eine Konkurrenz zum Endnutzer-Produkt Google Maps, sondern eher zur Google Maps API. Über diese sind die Google Maps-Dienste in unzähligen Apps und Webseiten eingebunden, stehen allerdings ab einer gewissen Bandbreite nicht mehr kostenlos zur Verfügung.
Keine Konkurrenz für Google Maps
Ich denke, dass die Foundation keine echte Konkurrenz für Google Maps darstellen wird, denn es geht mehr um Frameworks, Abläufe im Hintergrund, Geo-Dienste und Ähnliches. Damit könnte man den Umsatz der Google Maps-API vielleicht schmälern, bietet aber keine Konkurrenz zu Google Maps. Spannender wäre es da schon, wenn man etwa OpenStreetMap mit ins Boot geholt hätte und die Stärken und Expertise der Partner bündelt. Die Reichweite von OpenStreetMap und Bing Maps, Straßenfotos von Amazon Mapillary und die Navi-Expertise von TomTom. Das wäre schon ein starkes Gesamtpaket, das aber dennoch nicht an Google Maps heranreichen würde.
Google Maps hat sich stark am Markt positioniert, viele Menschen (abseits des iPhones) kennen gar keine Alternative und die fast schon spielerisch gestaltete Mitarbeit von Milliarden Nutzern liefert einen Datenstrom, den sich kein Konkurrent einfach erkaufen kann. Das heißt nicht, dass Maps nicht unfehlbar ist oder ewig dominieren wird, aber der jetzt angekündigte Anlauf wird das sicherlich nicht einleiten. Denkbar wäre, dass eine neue Plattform auf Basis von Overture an den Start geht. Wer weiß, vielleicht wird hier das Fundament für etwas Großes gelegt.
Was ich ebenfalls kritisch sehe: Wenn mehrere Großkonzerne aus völlig unterschiedlichen Branchen zusammenarbeiten, kommt meist nichts Gutes heraus. Es braucht eine Leitfigur, und diese scheint ausgerechnet die Linux Foundation zu sein, die grundsätzlich mit Mapping so gar nichts zu tun hat. Langfristig muss ein solches Projekt natürlich auch Gewinn abwerfen, sonst steigen die Konzerne eines Tages aus. Also muss die offene Plattform monetarisiert werden und dann stellt sich wieder die Frage, wo der Vorteil gegenüber der kostenpflichtigen Google Maps API wäre. Heben die Projekte dann tatsächlich ab, setzt erneut das Konkurrenzdenken ein und schafft ein Fragezeichen hinter der gemeinsamen Zusammenarbeit an der Datenbasis…
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