Google ChromeOS: Revolution für Chromebooks – so will Google den Browser vom Betriebssystem trennen
Bei den Chromebooks bahnt sich eine Revolution an, die schon mit dem nächsten monatlichen Update starten und den Geräten mit Googles Betriebssystem ein längeres Leben bescheren könnte. Denn das sehr eng mit dem Browser verknüpfte Betriebssystem ChromeOS soll im Rahmen des Project Lacros aufgespalten werden. Das Projekt ist seit Jahren in Entwicklung und steht vor dem Rollout, sodass es sich lohnt, noch einmal einen detaillierten Blick darauf zu werfen.
Das Betriebssystem ChromeOS und der Browser Google Chrome sind sehr eng miteinander verwoben, was natürlich daran liegt, dass die gesamte Plattform zum einen aus dem Browser heraus entstanden ist, diesen aber auch an allen erdenklichen Stellen verwendet. Heute ist ChromeOS zwar deutlich flexibler als früher, aber in den ersten Jahren konnte man außerhalb des Browsers nicht viel tun. Das war mit Blick auf das Konzept und die Zielsetzung des Betriebssystems natürlich auch kein großes Problem.
Die Update-Situation bei Googles Betriebssystem ChromeOS ist im Vergleich zu einigen anderen Plattformen sehr vorbildlich: Die Chromebooks werden viele Jahre lang (in der Spitze bis zu acht Jahre) mit Updates versorgt, die auch noch direkt von Google verteilt und somit sehr zeitnah zur Veröffentlichung ausgeliefert werden. Das Update verläuft vollständig im Hintergrund und wird vom Nutzer meist gar nicht bemerkt. Läuft wie geschmiert.
Problematisch wird es allerdings, wenn irgendwann das End-of-Life gekommen ist und das Chromebook keine Updates mehr erhält. Denn mit dem EOL-Datum werden jegliche Updates gestoppt, sowohl die des Betriebssystems als auch die des Browsers. Als Nutzer wird man darüber informiert, dass das Chromebook ab sofort nicht mehr unterstützt wird und man zeitnah darüber nachdenken sollte, sich ein neues Gerät anzuschaffen. Eine unschöne Situation, auch wenn sie bei jedem technischen Gerät irgendwann unvermeidbar ist.
Google nimmt sich diesem Problem nun im Rahmen des Project Lacros an und möchte den Browser vom Betriebssystem trennen. Dadurch möchte man erreichen, dass beide Komponenten unabhängig voneinander aktualisiert werden können, sodass mit dem End-of-Life des Geräts zwar keine funktionellen Betriebssystem-Updates mehr ausgeliefert werden, der Browser aber weiterhin aktuell gehalten werden kann.
Die Trennung des Browsers vom Betriebssystem unter ChromeOS dürfte ein Mammutprojekt gewesen sein, das mit dem damaligen Aufwand des Android-Teams vergleichbar war, als das Project Treble eingeführt wurde. Dieses gilt bis heute als großer Erfolg und bildet die Basis für schnellere und längere Android-Updates. Zwar ist die Situation bei ChromeOS nicht ganz so dramatisch, aber das liegt auch daran, dass das Betriebssystem längst nicht so weit verbreitet ist, die Updates ohnehin länger bereitgestellt werden und dass diese von Google direkt und nicht den Chromebook-Herstellern versorgt werden.
Lacros bringt den Linux-Browser
Sollte das Chromebook das End-of-Life erreicht haben, soll dem Nutzer wahlweise die Möglichkeit geboten werden, das Project Lacros umzusetzen – sicherlich schon bald mit einer netteren Bezeichnung. Entscheidet sich der Nutzer dafür, findet im Hintergrund ein Umbau im Betriebssystem statt. Der alte Browser wird rausgeschmissen und die Linux-Version des Browsers heruntergeladen, installiert und im System verankert. Klingt einfach, ist aber im Hintergrund eine Riesensache.
Der große Unterschied besteht darin, dass der Linux-Browser eine eigenständige App in der Linux-Umgebung ist, denn Googles Betriebssystem kann schon seit einigen Jahren Linux-Apps ausführen. Und weil dieser Browser vom Betriebssystem unabhängig ist, kann dieser über den Update-Prozess des Browsers noch so lange aktualisiert werden, bis auch an dieser Stelle der Stecker gezogen wird. Abgesehen von einigen neuen Technologien, die eventuell nicht zur Verfügung stehen, kann man so noch einige Jahre drauflegen.
Schon seit Jahren war es im Canary Channel möglich, den Lacros-Browser herunterzuladen und parallel zum Betriebssystem-Browser zu verwenden. In oben eingebundener Animation seht ihr die beiden Browserversionen, die aber nicht parallel verwendet werden können. Lacros ersetzte bei Nutzung dieses Features den Standardbrowser. Genau das ist seit wenigen Tagen nicht mehr möglich und deutet daher darauf hin, dass das getrennte Betriebssystem und Browser sehr bald ausgerollt werden.
Alternative Browser unter ChromeOS?
Interessanterweise öffnet sich Google damit auch für alternative Browser unter ChromeOS – etwas, das bisher gar nicht so einfach möglich war. Schon heute gibt es Chrome-Alternativen für ChromeOS, etwa von Opera, doch dieses dürfte die absolute Ausnahme darstellen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Google sehr deutlich für alternative Browser starkmachen wird, aber zumindest diese Möglichkeit etwas mehr zu unterstreichen und leichter zu machen, dürfte der richtige Schritt sein. Man weiß ja nie, ob das Betriebssystem nicht plötzlich wie eine Rakete abhebt und die Wettbewerbsbehörden an den Türen der Entwickler-Büros klopfen. Nicht von heute auf morgen, aber vorsorglich kann man sowas ja mal integrieren.
Schulen als großer Profiteur
Vor allem während der Corona-Pandemie haben Schulen rund um die Welt, allen voran in den USA, neue Chromebooks angeschafft. Und weil auch die Schul-Chromebooks kein ewiges Leben haben, wird irgendwann die Update-Frage im Raum stehen. Mit Lacros ist Google darauf vorbereitet und kann die alternden Geräte mit veraltetem Betriebssystem dennoch weiter mit einem aktuellen und sicheren Browser ausstatten. Weil der Browser in ChromeOS das einzige echte Einfallstor ist, reicht es eine Zeit lang aus, nur diesen Bestandteil zu aktualisieren.
Bisher hat sich Google nicht offiziell zum aktuellen Stand des Projekts oder dem erwarteten baldigen Rollout geäußert, es könnte aber ein wichtiger Meilenstein für das Betriebssystem werden. Die Chromebook-Hersteller sind vermutlich weniger erfreut, aber potenziell könnte der Marktanteil durch solche Garantien schnell steigen. Dass viele Unternehmen an ChromeOS glauben zeigt sich daran, dass fast alle großen Hersteller auch Chromebooks im Portfolio haben.
Letzte Aktualisierung am 2024-11-02 / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Affiliate Links, vielen Dank für eure Unterstützung!
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