Google hat vor wenigen Tagen das Pixel Tablet auf den Markt gebracht, das mit recht guten Kritiken überzeugen kann und vielen Reviewern ein positives Fazit entlockt. Das gilt allerdings nur für das Tablet, doch dessen vermeintlich größte Stärke – nämlich der Ladedock mit Lautsprecher – entpuppt sich immer mehr als die größte Schwäche. Für die gebotene Leistung ist die Ladestation deutlich zu teuer und droht, das gesamte Tablet mit herunterzuziehen.
Googles Rückkehr in den Tablet-Markt wurde von vielen Nutzern heiß erwartet, denn die damaligen ersten Nexus-Tablets waren vergleichsweise populär (so mancher schwärmt noch heute vom Nexus 7) und gleichzeitig erhofft man sich dadurch natürlich einen Anschub des gesamten Android Tablet-Marktes. Tatsächlich hatte Google schon ein Jahr vor der offiziellen Präsentation die Pläne für das Tablet durchblicken lassen und dieses mit nicht weniger als der „nächsten Generation der Tablets“ angeteasert. Die Messlatte hing hoch.
Jetzt ist das Pixel Tablet da und ist ein solides Gerät, das in Tests sowohl in puncto Hardware als auch Software und mit den zahlreichen angepassten Oberflächen überzeugen kann. Was man im Jahr 2022 genau mit „next generation“ meinte, hat man 2023 nicht mehr verraten und auch nicht mehr erwähnt. Ich gehe davon aus, dass man auf die flexiblen Einsatzmöglichkeiten anspielte, mit denen sich das Tablet in eine Reihe weiterer Geräte verwandeln kann. Also erst das Zubehör macht die nächste Generation.
Es ist seit einiger Zeit bekannt, dass Google eigentlich schon zum Start einen Eingabestift und eine Tastatur auf den Markt bringen wollte, doch diese sind nicht rechtzeitig fertig geworden und lassen nach wie vor auf sich warten. Was hingegen fertiggeworden ist, ist der Ladedock mit Lautsprecher. Eigentlich DAS Highlight des Geräts, mit dem man sich zusätzlich die Zielgruppe der Smart Display-Nutzer erschließt. Doch leider ist das Highlight selbst objektiv betrachtet eine Enttäuschung.
Standfuß ist ohne Tablet nicht nutzbar
Eigentlich hatte alle Beobachter erwartet, dass sich die Geräte bei der Trennung in ein Tablet und einen Smart Speaker verwandeln, während sie zusammen als Smart Display fungieren. Doch das ist nicht der Fall, denn die Ladestation kann ohne Tablet überhaupt nicht genutzt werden. Das Gerät ist einfach nur ein Lautsprecher und ein Ladegerät, nicht mehr und nicht weniger. Es kann keine Assistant-Befehle entgegennehmen und hat nicht einmal eine eigene Anbindung oder die Möglichkeiten eines Cast-Empfängers. Sprich: Ohne Display ist es so aufregend wie ein Ladekabel oder ein gewöhnlicher Charging Dock.
Der Standfuß hat weniger Leistung und Bass als ein Nest Hub Max
Aber auch wenn das Tablet auf dem Standfuß liegt und das Gerät somit in den Smart Display-Modus geht, geht es nicht unbedingt mit Begeisterung weiter: Der integrierte Lautsprecher soll wohl die gleiche Größe wie der im Nest Hub verbaut haben: 43,5mm. Zum Vergleich: Der Nest Hub Max sowie der Nest Audio Smart Speaker haben eine Größe von 75mm. Zwar ist die Lautsprechergröße nicht der einzige Indikator für Soundqualität, aber ein sehr wichtiger.
Auch bei der Hauptfunktion, nämlich dem Aufladen des Tablets, macht das Gerät keine ganz so gute Figur: Das Tablet wird mit maximal 15 Watt geladen. Das reicht bei dem Konzept natürlich vollkommen aus, denn das Display soll potenziell sehr lange auf dem Ständer liegen, aber dennoch hätte man mehr verbauen können.
Google hat WLAN und Bluetooth eingespart
Googles Produktmanager hat erst vor wenigen Tagen in einem Interview verraten, dass man sowohl WLAN als auch Bluetooth „unfortunately“ (unglücklicherweise) einsparen möchte, damit der Dock nicht noch teurer wird. Faktisch ist die Aussage nachvollziehbar, aber genau diese Einsparungen sind es, die die obigen Schwächen hervorbringen. Denn mit WLAN und Bluetooth hätte die Ladestation deutlich mehr Möglichkeiten und könnte tatsächlich als Smart Speaker genutzt werden. Dass man selbst im öffentlichen Statement von „unglücklicherweise“ spricht, zeigt mir, dass das Team selbst zu Beginn wohl andere Pläne hatte und diese dann dem Rotstift zum Opfer gefallen sind.
» Alle Infos zur WLAN- und Bluetooth-Einsparung
Lässt sich nicht flexibel einsetzen
Frühen Nutzern ist aufgefallen, dass sich der Ladedock nicht als Lautsprecher nutzen lässt, wenn ein weiteres USB-Gerät am Tablet angeschlossen ist. Stattdessen gibt es eine Meldung auf dem Display, die den Nutzer zum Abziehen des USB-Geräts auffordert, um den Lautsprecher nutzen zu können. Auch das dürfte eine Folge der Einsparungen sein, denn es ist Hardware-technisch mit den verbauten Komponenten wohl nicht möglich, dies zu umgehen.
» Alle Infos zur eingeschränkten Nutzung
Das Dock ist viel zu teuer
Und für all das will Google ganze 149 Euro haben. Wir erinnern uns, der Dock ist lediglich eine Ladestation mit einem nicht ganz so guten Lautsprecher. Selbst mit WLAN und Bluetooth wäre der Preis zu hoch, doch in der aktuellen Umsetzung ist der Verkaufspreis deutlich überzogen und vielen Käufern sicherlich kaum vermittelbar. Ich gehe nicht davon aus, dass Google viele Einzeldocks verkaufen wird. Vermutlich hat man die gesamten Entwicklungskosten auf den Preis der ersten Generation umgelegt, denn die verbauten Komponenten können diesen Preis nicht rechtfertigen.
…und damit auch das Tablet
Klar, niemand muss einen zweiten Dock kaufen. Aber: Google verkauft das Tablet nur im Paket mit einem Starter-Dock und das sorgt mit Milchmädchenrechnung dafür, dass auch das Tablet zu teuer ist. Wir wissen natürlich nicht, wie die interne Kalkulation für dieses Starterpaket aussieht und wie viel das Tablet einzeln kosten würde, aber vielleicht wäre es ohne Dock 100 Euro günstiger. Ich halte das Bundle, ohne Möglichkeit zum Einzelkauf, für keine gute Idee.
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Das Pixel Tablet ist sicherlich ein starkes Gerät und wird hoffentlich mit den nächsten Generationen weiter begeistern – dann optimalerweise auch mit Tastatur und Eingabestift. Aber der Standfuß ist meiner persönlichen Meinung nach von der Stärke zur absoluten Schwäche geworden und dürfte im Alleingang dafür sorgen, dass das Tablet sein Potenzial nicht entfalten kann. Hoffen wir, dass die nächste Generation dann tatsächlich „next generation“ wird.
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