Die Google-Mutter Alphabet hat vor wenigen Tagen die Geschäftszahlen für das 2. Quartal vorgelegt und konnte mit diesen alle Anleger überraschen sowie finanziell begeistern. Sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn hat man trotz aller Umstände kräftig zugelegt und scheint in fast allen Bereichen auf dem richtigen Weg zu sein. Die Cloud hebt endlich ab, die Google-Geschäfte laufend glänzend und nur Alphabet braucht noch Starthilfe.
Die Google-Mutter Alphabet gehört zu den wertvollsten Unternehmen der Welt und konnte über viele Jahre ein zweistelliges Umsatzwachstum hinlegen, selbst in Zeiten globaler Krisen – zu diesen sogar noch mehr als zuvor. Doch in den vergangenen drei Quartalen war der Wurm drin, denn das Umsatzwachstum fiel gering aus und der Gewinn ging erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt zurück. Zumindest im zweiten Quartal 2023 hat man diese Zeiten aber hinter sich gelassen, denn die Quartalszahlen von April bis Juni zeigen ein deutliches Wachstum.
Wachstum ist endlich und einige Beobachter waren der Meinung, dass Google das Ende der Fahnenstange vorerst erreicht hat – aber das scheint nicht der Fall zu sein. Aktuelle globale Krisen (Energie, Finanzen, Euro-Absturz, Kriegssorgen,…) spielen natürlich mit herein. Die internen Sorgen um die Websuche aufgrund des verpassten Anschlusses bei der Künstlichen Intelligenz scheinen schon wieder vergessen zu sein. Denn das Kerngeschäft konnte zulegen, innerhalb weniger Monate konnte man Bard etablieren und fast auf Augenhöhe mit der Konkurrenz bringen.
Die aktuellen Zahlen zeigen, dass das Werbegeschäft doch nicht so anfällig ist, wie man seit vielen Jahren gedacht hat. Denn viel mehr Krisen können kaum zusammenkommen und dennoch wird immer mehr Geld für Onlinewerbung ausgegeben bzw. dieses landet in Googles Geldspeicher. Dazu kommt, dass man längst zusätzliche Geschäfte erschlossen hat, die langsam aber sicher einen wichtigen Teil zur Stabilität des Unternehmens beitragen. Schauen wir uns die Zahlen einmal im Detail an.
Googles Umsätze unter der Lupe
Der Blick auf die Umsätze zeigt uns, dass Google in allen Bereichen wachsen konnte, mit Ausnahme der Netzwerk-Werbeeinnahmen, die auf Seiten der Werbepartner (AdSense) eingefahren werden. Die gestiegenen Einnahmen auf Google-Seiten sowie auf YouTube konnten das allerdings mehr als ausgleichen. Aber auch das Cloudgeschäft hat sich vom Sorgenkind zum wichtigen Umsatzträger entwickelt, denn in Relation betrachtet fiel das Umsatzwachstum in keinem anderen Bereich so stark aus. Auch das Hardware-Geschäft mit den stark wachsenden Pixel-Smartphones sorgt für großen Zuwachs. Selbst die Alphabet-Unternehmen legen mehr Geld in die Kasse als im Vorjahr.
Die Werbeeinnahmen sind innerhalb eines Jahres um fast zwei Milliarden Dollar gewachsen, wobei das Wachstum vor allem auf die Google-Plattformen zurückzuführen ist. YouTube konnte trotz gesteigerter Werbedichte „nur“ 300 Millionen Dollar mehr verdienen als im Vorjahr. Ein wichtiger Meilenstein ist sicherlich auch, dass das Cloudgeschäfts erstmals mehr Umsatz generiert als die gesamte YouTube-Plattform. Das war über viele Jahre nicht absehbar. Aber auch „Google other“ mit den Hardware- und Play Store-Umsätzen hat YouTube überholt.
Googles Gewinne unter der Lupe
Der Gewinn des Unternehmens ist von 19,45 Milliarden Dollar auf 21,8 Milliarden Dollar geklettert und konnte damit deutlich gesteigert werden. Leider lässt man sich in puncto Gewinn und Verlust kaum in die Karten blicken, aber die verfügbaren Informationen sind sehr interessant. Die Google-Dienste konnten um 1,8 Milliarden Dollar mehr verdienen und bei Google Cloud ist es besonders erfreulich. Nachdem man im 1. Quartal erstmals Gewinn einfahren konnte, sieht es auch in diesem Jahr stark aus: Google Cloud hat 395 Millionen Dollar Gewinn eingefahren – nach 590 Millionen Dollar Verlust im vorjahr. Eine Differenz von fast einer Milliarde Dollar.
Bei den restlichen Alphabet-Unternehmen neben Google sieht es traditionell immer sehr schlecht aus, doch auch dort hat man zumindest in diesem Quartal eine deutliche Trendwende geschafft. Nachdem man fast zehn Quartale in Folge mehr als eine Milliarde Dollar Verlust innerhalb von jeweils drei Monaten einfuhr, ist der Verlust von April bis Juni deutlich gesunken. Statt 1,34 Milliarden Dollar Verlust im Vorjahr sind es in diesem Quartal nur 813 Millionen Dollar. Für Alphabet-Verhältnisse ist das ein wirklich gutes Ergebnis.
Google ist auf dem richtigen Weg…
Seit vielen Jahren wird Google eine starke Abhängigkeit vom Werbegeschäft unterstellt, das in Krisenzeiten als unsicher gilt. Doch diese Vorwürfe hört man seit 20 Jahren und an Krisen hat es in den letzten Jahren sicherlich nicht gemangelt. Googles Geschäft hat dennoch stets mit Wachstum oder zumindest mit Stagnation reagiert. Einen echten Einbruch hat es nie gegeben. Aber auch die anderen Geschäftsbereiche zeigen in die richtige Richtung. Die Hardware-Verkäufe legen stark zu, Google Cloud legt stark zu und die Werbung wächst. Will man sudern, könnte man derzeit eigentlich nur YouTube mit geringem Wachstum als Sorgenkind bezeichnen.
…Alphabet ist weiter auf dem Irrweg
Ich wiederhole mich ungern, denn ich habe es hier im Blog schon oft geschrieben, aber mit fast jedem Quartal wurde es schlimmer: Die Alphabet-Unternehmen sind eine gewaltige Belastung für den gesamten Konzern und nach acht Jahren kann man sicherlich erwarten, dass die Umsätze signifikant steigen und irgendwann einmal Geld in die Kassen gespült wird. Zwar sieht es im vergangenen Quartal für Alphabet in Relation zu den letzten Jahren richtig gut aus, aber von einem akzeptablen Ergebnis ist man weit enfernt. Dennoch ist man auf dem richtigen Weg und wir dürfen gespannt sein, ob Google-CFO Ruth Porat Alphabet antreiben kann.
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Google scheint besser dazustehen, als es die letzten Monate vermuten ließen. Man war (oder ist?) im Krisenmodus, scheint aber die richtigen Maßnahmen gesetzt zu haben. Es mussten 12.000 Mitarbeiter gehen, was sich mittelfristig natürlich positiv auf die Ausgaben auswirkt. Aber man scheint auch an den richtigen Stellschrauben gedreht zu haben, um die Umsätze weiter sprudeln zu lassen. Selbst das KI-Versäumnis hat man gefühlt innerhalb weniger Monate aufgeholt. Man konnte kaum von einer echten Krise sprechen, aber zumindest laut den aktuellen Zahlen hat man diese hinter sich gelassen.
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