Google wird in vielen Medien immer wieder als „Internetkonzern“ bezeichnet, was im weitesten Sinne sicherlich nicht verkehrt ist. Umso ironischer wirkt das Experiment, das man in den nächsten Wochen mit gut 2.500 Mitarbeitern durchführen will: Diesen soll der Internetzugang am Arbeitsplatz gestrichen werden, sodass sie nur im internen Netzwerk sowie sehr wenigen Google-Diensten unterwegs sein können. Was man damit genau bezweckt, scheint nicht ganz klar.
Die allermeisten Google-Mitarbeiter verfügen an ihrem Arbeitsplatz über mindestens einen Computer, an dem sie ihrer täglichen Arbeit nachgehen. Doch nachdem man kürzlich schon die Computer-Auswahl zusammengestrichen hat, wurde jetzt eine weitere Maßnahme bekannt, die im Rahmen eines Experiments an 2.500 ausgewählten Mitarbeitern durchgeführt wird. Man wird den ausgewählten Mitarbeitern in den nächsten Wochen oder Monaten den Internetzugang abdrehen.
Das bedeutet, dass die Mitarbeiter ihre Rechner weiterhin wie gewohnt verwenden, aber nicht mehr im Internet unterwegs sein können. Das Intranet ist davon natürlich nicht betroffen, genauso wie sehr wenige ausgesuchte Google-Dienste. Explizit erwähnt werden GMail und Google Drive, die sich nicht ausschließlich über das Intranet nutzen lassen. Denn sonst wird es mit dem Mail-Versand natürlich schwer und zu viele Umbauten am Hintergrund über diverse Intranet-Server will man wohl nicht vornehmen.
Laut dem Bericht von CNBC sollen die 2.500 ausgewählten Mitarbeiter nicht vollumfänglich begeistert gewesen sein. Einige hätten wohl reagiert und zurückgemeldet, dass sie auf den Internetzugang angewiesen sind. Darauf sollen sie das Testprogramm wohl unkompliziert verlassen können. Das lässt interessanterweise darauf schließen, dass diese Mitarbeiter zufällig ausgewählt und deren Arbeitsbereich vorher nicht überprüft worden ist.
Was soll das Ganze?
Unklar bleibt, was Google mit diesem Schritt bezweckt. Die Rede ist von einem Feldversuch, der die Vorteile und Nachteile einer solchen Arbeitsumgebung abklopfen soll. Es steht wohl die Frage im Raum, ob wirklich alles vollständig vernetzt und jeder Mitarbeiter Zugang zum Internet haben muss. Sollte der Test ergeben, dass die Mitarbeiter auch ohne Internet sehr gut arbeiten können, dürfte man das wohl deutlich erweitern und die Mitarbeiter könnten zukünftig begründen müssen, warum sie Internetzugang benötigen.
Es geht Google sicherlich nicht um Einsparpotenzial und vermutlich auch nicht darum, ob die Mitarbeiter zu häufig in sozialen Netzwerken oder ähnlichen Seiten unterwegs sind – denn das würden die internen Auswertungen sicherlich recht schnell feststellen. Ich könnte mir vorstellen, dass man Mitarbeiter dazu anhalten will, sich nicht für jeden Arbeitsschritt im Internet zu informieren. StackOverflow könnte der beste Freund der Google-Programmierer sein – als Beispiel. Das muss überhaupt nicht schlecht sein, kann aber auch einschränkend wirken.
Offiziell gibt man an, dass Google-Mitarbeiter zunehmend in das Zielkreuz von Cyber-Attacken rücken, die zum Teil sehr aufwendig verlaufen. Würde man den Mitarbeitern den Internetzugang sperren, wären solche Angriffsszenarien sehr viel schwerer und somit würde die Sicherheit steigen. Wir dürfen gespannt sein, welche Details oder Ergebnisse es in Zukunft noch zu diesem Experiment geben wird.
[heise]