Mit Google Maps ist Google seit vielen Jahren sehr stark aufgestellt, denn für viele Menschen ist sowohl die Kartenplattform als auch die Navigation seit jeher Standard. Dennoch hat man seit gut einem Jahrzehnt die Navigations-App Waze im Portfolio, die niemals an Google Maps angebunden wurde. Aber das könnte sich bald ändern, denn in den letzten Monaten gab es erste Schritte in diese Richtung. Langfristig könnte das eine deutliche Verschlankung oder gar das Aus von Waze bedeuten.
Es ist bei Google nicht ungewöhnlich, dass man mehrere Produkte für denselben Zweck im Portfolio hat und diese auch in direkte Konkurrenz zueinander gehen lässt – bekannt ist das vor allem aus dem Messenger-Bereich. Auch wenn es zu Beginn anders kommuniziert wird, wird langfristig eines der beiden Produkte den Kürzeren ziehen und eingestellt werden. Bei Google Maps und Waze erwarte ich das schon seit Jahren, aber tatsächlich hat sich Google immer an das damalige Versprechen gehalten, dass Waze bestehen bleibt.
Doch Ende 2022 hatte man zuerst die Zusammenlegung der Entwickler-Teams angekündigt, um Synergien zu schaffen und doppelte Entwicklungen zu vermeiden. Waze ist somit auch organisatorisch unter dem Dach von Google angekommen. Die damals einzige bekannte Folge war es, dass Waze seinen CEO verliert und die mehr als 500 Mitarbeiter von Google Maps-Managern gelenkt werden. Das spielt für Endnutzer keine Rolle, aber natürlich wird man eine solche Umstrukturierung nicht ohne Grund vornehmen. Denn man wird mehr einsparen wollen, als nur das Gehalt des Waze-CEO.
Vor wenigen Tagen hatte man dann angekündigt, das Waze Ads-Team aufzulösen und die gesamte Werbung zukünftig über das Google-Netzwerk auszuliefern. Das bedeutet, dass die in Waze enthaltenen Werbeanzeigen von Google statt von Waze selbst ausgeliefert werden – auch das ist ein Schritt, der Für Endnutzer keine große Rolle spielt. Aber sicherlich wird es nicht der letzte Schritt in die Richtung sein, Synergien zu schaffen.
Aber eine solche Umstrukturierung ergibt nur Sinn, wenn Synergien geschaffen werden und die Entwicklung in vielen Bereichen zusammengelegt wird. Denn bisher haben Waze und Google Maps keinerlei Überschneidung miteinander und haben über Jahre getrennt an Features gearbeitet. Das Google Maps-Team hat aufwendig Waze-Funktionen nachgebaut, statt diese zu übernehmen. Selbst die Datenbanken für Verkehrsmeldungen sind vollständig voneinander getrennt und werden nicht synchronisiert – obwohl sich das natürlich anbieten würde.
Google muss sparen
Google befindet sich seit einigen Monaten im Krisenmodus Lite. Die Umsätze stagnieren, der Gewinn geht zurück und das Unternehmen muss viel Geld einsparen. Sundar Pichai hat es so formuliert, dass man sich so manchen Luxus, manche Experimente und auch manche doppelte Produkte nicht mehr leisten kann. Zuerst hat es Chromebooks getroffen, später Stadia und auch die Entwicklungen von Google Maps und Waze dürften sehr kostspielig sein.
Doch während Google Maps sehr tief in das Ökosystem integriert ist und sicherlich über die zahlreichen Werbeanzeigen auch auf direktem Weg sehr viel Geld verdient und möglicherweise sogar Gewinn erwirtschaftet, sieht das bei Waze anders aus. Waze hat eine starke Community und viele Fans, aber nüchtern betrachtet muss man sagen, dass es die Plattform nicht braucht. Denn die wichtigsten Funktionen finden sich auch in der Google Maps Navigation.
Schon vor einigen Jahren wurde über ein baldiges Aus von Waze spekuliert, denn die Google Maps Navigation hat die Verkehrsmeldungen von Waze in großem Umfang nachgebaut. Dennoch ist Waze stets Online geblieben und wurde ebenfalls weiterentwickelt, wenn auch mit deutlich weniger Tempo. Man darf sich fragen, was die über 500 Mitarbeiter eigentlich tun, auch wenn ich natürlich keinen Einblick in die Strukturen habe.
Fusion von Google Maps und Waze?
Dass man nun die Entwickler-Teams zusammenlegt, muss nicht unbedingt im ersten Schritt das Aus von Waze bedeuten. Aber es bedeutet, dass die Entwicklung zusammenrückt, mögliche einheitliche Plattformen und Schnittstellen geschaffen werden und somit der Entwicklungsaufwand auf beiden Seiten etwas heruntergefahren werden kann. Alles andere ergäbe keinen Sinn, denn dann könnte man sich die Zusammenlegung sparen.
Daraus ergibt sich, dass die Teams verkleinert werden und sich auch intern Schwerpunkte verschieben. Die Zusammenlegung der beiden Plattformen wäre aufgrund der völlig anderen Strukturen und auch Communities sicherlich nicht leicht. Ein dauerhafter Weiterbetrieb ist vielleicht denkbar, dann aber mit einer starken Google Maps-Grundlage für Waze. Man könnte versuchen, die Waze-Community zu Google Maps umzuziehen. Umgekehrt wird man wohl kaum die Google Maps-Verkehrsmeldungen zu Waze bringen. Denn wenn eine der beiden Plattformen den Kürzeren zieht, dann muss man keine Glaskugel haben, um das einzuordnen.
Google Maps mit Waze-Modus?
Ich könnte mir gut vorstellen, dass Google Maps einen Waze-Modus erhält. Ähnlich zum Fahrmodus könnte man zusätzliche Funktionen freischalten oder gleich den Fahrmodus mit Waze zusammenlegen. Dadurch könnte man sich die separate App ersparen und gleichzeitig beides unter ein Dach bringen. Denn während Waze praktisch nur für die Navigation eine Bedeutung hat, ist das für Google Maps nur eines von sehr vielen Bereichen, die die Kartenplatttform abdeckt.
Waze steht vor dem Aus
Bisher war es immer so, dass man bei einer internen Zusammenlegung eines der beiden Produkte einstellen wird. Wir erinnern uns daran, wie Google damals die Messenger-Abteilungen Privat und Business zusammengelegt hat. Man beteuerte, dass sich an den Produkten nichts ändern wird. Zwei Jahre später sind Google Hangouts und Google Duo verschwunden. Vermutlich hat man Stand Heute noch keinen Plan für eine mögliche Waze-Einstellung, aber genau einen solchen dürfte man jetzt schmieden und Roadmaps entwerfen. Vorstellbar wäre aber auch, dass Waze zwar dauerhaft als Marke und Produkt bestehen bleibt, aber langfristig auf Google Maps-Basis aufgebaut wird.
Ich will nicht Schwarzmalen und würde mich für die Waze-Community freuen, wenn das Produkt bestehen bleibt, aber die Zeichen stehen gerade eher schlecht. Wir sprechen uns in zwei Jahren noch einmal, bis dahin werde ich aber hier im Blog sehr genau beobachten, wie sich die beiden Plattformen weiterentwickeln und welche Schnittstellen geschaffen oder Inspirationen übernommen werden.
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