Google Maps Streetview: Endlich neue Aufnahmen für Deutschland – alle Infos zum Comeback (FAQ)
Am Dienstag war es endlich soweit: Google Maps Streetview hat nach knapp 15 Jahren ein Comeback in Deutschland erhalten, das von Google erst im vergangenen Monat offiziell angekündigt wurde. Damit kann Deutschland als letztes großes Land in Europa endlich wieder mit halbwegs aktuellen Fotos digital besucht werden. Hier findet ihr alle wichtigen Infos zur Streetview-Rückkehr im Überblick.
Schon vor zwei Jahren hatte ich hier im Blog Argumente für eine Streetview-Rückkehr in Deutschland gesammelt und vermutlich waren diese damals gar nicht so verkehrt, denn ein solches Projekt will natürlich ausführlich vorbereitet werden – vor allem mit Blick auf die Vorgeschichte. Denn die letzten Streetview-Aufnahmen von deutschen Straßen stammen aus den Jahren 2008 und 2009, sodass diese bis zu 15 Jahre alt waren. Vereinzelte neuere Aufnahmen stammten von Nutzern oder waren nur in Innenräumen verfügbar.
Nach der damaligen Eskalation und der Verpixelungswelle hatte Google im Jahr 2010 angekündigt, Streetview in Deutschland nicht mehr aktualisieren zu wollen. Die Aufnahmen blieben zwar erhalten, blieben aber viele Jahre lückenhaft und sind natürlich im Laufe der Zeit gealtert. Denn in gerade großen Städten kann sich in 15 Jahren sehr viel verändern – was es bekanntlich auch getan hat. Was genau den Anstoß für das Comeback in Deutschland gegeben hat, lässt sich nicht sagen. Es dürfte wohl ein Mix aus Konkurrenz (allen voran Apple), technischer Notwendigkeit (Google Maps 3D und Ähnliches) sowie der Tatsache sein, dass es nach 15 Jahren langsam auch auf den Ruf von Google Maps überzuschwappen drohte.
Am Freitag vergangener Woche hatte Google Maps Streetview alle alten Aufnahmen in Deutschland gelöscht und es war daher absehbar, dass diese in Kürze ersetzt werden. Genau das ist am Dienstag dann endlich passiert. Man ist vorerst mit Aufnahmen von den 20 größten Städten gestartet, wird das Bildernetz aber in den nächsten Monaten umfangreich ausbauen. Die offizielle Ankündigung zum Start findet ihr hier.
Woher stammen die neuen Aufnahmen?
Google hatte schon in der Ankündigung im Juni verraten, dass es „frühestens Mitte Juli“ erste neue Streetview-Aufnahmen geben wird, also schon wenige Wochen nach dem Start der Fahrten. Das liegt aber nicht daran, dass das Team oder die Algorithmen so schnell arbeiten, sondern der Trick ist ein anderer: Die in Kürze kommenden Aufnahmen stammen aus dem Jahr 2022, denn sie wurden ohne Ankündigung bereits im vergangenen Jahr aufgenommen. Das Bildmaterial der aktuellen Fahrten ist nicht vor Herbst/Winter zu erwarten.
Wird es noch mehr Aufnahmen geben?
Schon jetzt ist man mit den 20 größten deutschen Städten recht gut vertreten, aber Deutschland besteht bekanntlich aus etwas mehr Städten und Ortschaften. Seit Ende Juni bis Oktober ist man in ganz Deutschland unterwegs, um neue Aufnahmen anzufertigen. Die offizielle Liste findet ihr in diesem Artikel. Man wird Hunderte Orte, deren nähere Umgebung und in Verbindung damit auch viele Straßen dazwischen (von Landstraßen über Feldwege bis zur Autobahn) ablichten. Hat man alles besucht, dürfte sich ein (vergleichsweise) flächendeckendes Netz ergeben.
Kommen die alten Aufnahmen wieder zurück?
Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht. Wer in Deutschland eine Zeitreise machen wollte, hatte dazu theoretisch 15 Jahre Zeit. In der Ankündigung heißt es: „Vor der Veröffentlichung der neuen Street View-Bilder werden wir die mehr als 13 Jahre alten Street View-Bilder inklusive der Unkenntlichmachungen entfernen.“ Vor allem der letzte Teil des Satzes „inklusive der Unkenntlichmachung“ bedeutet, dass die Bilder nicht mehr zugänglich sein werden. Denn man könnte wohl kaum die damals mühsam verpixelten Bilder plötzlich ohne Verpixelung zugänglich machen. Vermutlich besitzt man die Originalbilder selbst nicht mehr und falls doch, gäbe das den nächsten Aufschrei.
Zeitreise-Funktion in Deutschland wohl vorerst nicht möglich
Wir haben euch kürzlich die Zeitreise-Funktion in Google Maps Streetview gezeigt, mit der ihr ältere Aufnahmen aufrufen könnt. In Deutschland wäre das aufgrund der massiven Verpixelung aber kaum sinnvoll. Mit der erwarteten aktuellen Herangehensweise geht man außerdem dem Problem der sehr unterschiedlichen Ansichten aus dem Weg. Denn es ist nicht sinnvoll, wenn ein Haus 15 Jahre lang verpixelt war und 2023 plötzlich sichtbar ist.
Faktisch wird das an sehr vielen Stellen der Fall sein, aber man wird das nicht mit der Zeitreise-Funktion öffentlich dokumentieren wollen. Jetzt einen klaren Schnitt zu machen und Streetview vollumfänglich neuzustarten, erscheint sinnvoll, um die „dunkle Vergangenheit“, die man nur in Deutschland hat, vergessen zu machen. Sehr schade um das „historische“ Bildmaterial, aber die Herangehensweise ist nachvollziehbar. Natürlich ist es Stand heute sehr schade um die 15 Jahre alten Aufnahmen, aber das wäre es zu jeder Zeit. Dafür können wir uns im Jahr 2038 dann wahrscheinlich 15 Jahre alte Aufnahmen ansehen.
Wird es wieder Verpixelungen geben?
Google bietet natürlich wieder die Möglichkeit, Häuser verpixeln zu lassen und es steht den Besitzern/Bewohnern frei, dies vornehmen zu lassen. Doch weil die großen Medien diesmal nicht aufspringen und Panik schüren, so wie vor 13-15 Jahren, dürfte sich das sehr stark in Grenzen halten – so wie in vielen anderen Ländern auch. Ab und an ein verpixeltes Häuschen, aber in der Masse sollten die Orte in voller Pracht betrachtet werden können.
Ist Streetview in meiner Stadt schon verfügbar?
Schaut einfach einmal nach. Verlasst euch allerdings nicht auf die blauen Linien auf der Karte, sondern zieht das Streetview-Männchen einfach einmal auf den gewünschten Straßenabschnitt. Denn in sehr vielen Orten gibt es Aufnahmen, obwohl diese in der Kartenübersicht noch nicht gezeigt werden. Offenbar sind diese beiden Schnittstellen bei Google Maps getrennt und werden vielleicht erst mit mehreren Tagen Abstand aktualisiert.
Werden die Streetview-Aufnahmen regelmäßig aktualisiert?
In vielen anderen Ländern aktualisiert Google die Streetview-Aufnahmen regelmäßig. Je nach Ballungsgebiet oder Ortsentwicklung dürfte man das separat entscheiden. Auf jeden Fall sollten die aktuellen Aufnahmen nicht wieder 15 Jahre lang altern, sondern mehr oder weniger aktuell gehalten werden. Und dann ist es zu erwarten, dass man bei der ersten Aktualisierung auch in Deutschland die Zeitreise-Funktion anbieten wird.
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