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Android: Googles automatische Erdbebenwarnung hat beim Türkei-Beben wohl nicht funktioniert (Bericht)

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Google hat mit den Android-Smartphones schon vor langer Zeit ein globales Netzwerk zur Erdbebenwarnung aufgebaut, das Beben vollautomatisch erkennen und alle Nutzer in der betroffenen Region davor warnen soll. Obwohl das System bereits häufig zum Einsatz kam, soll es wohl ausgerechnet beim verheerenden Beben in der Türkei im Februar versagt haben. Ein Bericht legt nahe, dass das System die Menschen nicht gewarnt hat, aber Google dementiert.


Android-Smartphones sind in vielen Regionen dieser Welt dazu in der Lage, die Nutzer vor Erdbeben zu warnen und diese sogar selbst zu erkennen. Dazu kommen eine Reihe von Faktoren zum Einsatz, die eine sehr schnelle Erkennung ermöglichen sollen. Zuerst sind das tatsächlich die Bewegungssensoren in den Smartphones, die Beben unterschiedlicher Stärken erkennen sollen. Eine solche interne Erkennung wird sofort an die Google-Server gemeldet und wenn mehrere Android-Smartphones in unmittelbarer Umgebung den gleichen Verdacht haben, wird daraus nach einem weiteren Abgleich mit offiziellen Datenquellen eine Erdbebenwarnung.

Diese Erdbebenwarnung wird sehr schnell an alle Android-Nutzer gesendet, die sich im potenziellen Gefahrengebiet befinden. Wie das im Detail funktioniert, könnt ihr der unten eingebundenen Animation sehen sowie ausführlich in diesem Artikel nachlesen. Eine Erdbebenwarnung ist stets brandaktuell und kann nur vor bereits aktiven Beben warnen, sodass man als Nutzer sehr schnell reagieren und sich in Sicherheit bringen muss. Eine Erdbebenprognose gibt es nicht und ist bis heute wissenschaftlich kaum möglich.

Ausgerechnet bei einem der schwersten Beben in Europa in den letzten Jahren soll Googles System wohl versagt haben. Das Beben hatte eine Stärke von 7,8 auf der Richterskala und betraf sowohl die Türkei als auch Teile Syriens. Mehr als 50.000 Menschen kamen ums Leben und die Katastrophe wird die Region noch für viele Jahre beschäftigen.




Die BBC hat wohl Hunderte Menschen in den betroffenen Regionen befragt und kein einziger will eine Erdbebenwarnung auf dem Smartphone erhalten haben. Sicherlich haben die Menschen in diesen Sekunden anderen Gedanken als ihr Smartphone, aber es ist unwahrscheinlich, dass kein einziger diese Warnung gesehen haben soll. Mit diesem Ergebnis konfrontiert, hat Google den Bericht dementiert. Nach eigenen Aussagen soll das System funktioniert und die Menschen gewarnt haben. Zumindest in der deutschen Übersetzung des Statements schwingt aber dennoch eine Unsicherheit mit: „Wir sind zuversichtlich, dass dieses System ausgelöst und Warnungen gesendet hat“. Offenbar hat Google keine Aufzeichnungen über die Empfänger, zumindest würde ich das so herauslesen.

Als Plattformbetreiber mit Googles Reichweite (in der Türkei hat Android 80 Prozent Marktanteil) ist ein solches System natürlich relevant. Nicht ausgeschlossen, dass die Warnung einige Menschenleben hätte retten können. Von daher dürfte man diesen Fall wohl weiter untersuchen und das System verbessern. An der Erkennung lag es wohl nicht, sondern viel mehr an der Verbreitung der Nachricht. Spekuliert wird, dass das Mobilfunknetz unmittelbar vor den Warnungen zusammengebrochen ist und diese daher nicht ankamen.

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[Futurezone]


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