Schon am Montag könnte Google im Rahmen des Pixel Feature Drop eine neue Dashcam-Funktion für die Pixel-Smartphones ankündigen, die in den letzten Tagen mehrfach in Teardowns aufgetaucht ist. Jetzt ist es Bastlern gelungen, dieses Feature vorab zu aktivieren und bereits ausführlich zu testen. Im ersten Testlauf zeigen sich sowohl die Stärken als auch die Schwächen der Dashcam-Nutzung.
Es klingt nach einer logischen Kombination: Das Smartphone befindet sich in den allermeisten Fällen im Auto und wird eher passiv genutzt, wenn überhaupt. Gleichzeitig hat es starke Kameras verbaut, die nicht genutzt werden, während sich so mancher Fahrer parallel über seine Dashcam ärgert. Warum also nicht das Smartphone als Dashcam nutzen? Das haben sich auch Googles Pixel-Entwickler gedacht und werden aller Voraussicht nach in Kürze eine neue Dashcam-Funktion ankündigen.
Hardware spielt eine sehr große Rolle
Die Kollegen von 9to5 konnten dieses Feature bereits aktivieren und haben es über das lange Wochenende ausführlich getestet. Doch der Test beginnt nicht etwa bei der Software, sondern wenig überraschend bei der notwendigen Hardware: Das Smartphone muss erst einmal richtig befestigt werden, um die Straße zuverlässig abzufilmen und nicht bei so manchem Fahrmanöver herunterzufallen. Vor allem nicht bei einem Unfall – DER Situation, für die man die Dashcam-Bilder überhaupt benötigt. Die Befestigung ist natürlich vom Fahrzeug und auch vom Smartphone abhängig, schaut bei Bedarf einfach mal bei Amazon vorbei.
Habt ihr eine Befestigung, benötigt ihr auch ein Smartphone, das die Hitzeentwicklung hinter/unter der Frontscheibe gut wegsteckt. Interessanterweise soll das Pixel 7a ziemlich schnell zum Backofen geworden sein, während das Pixel 7 Pro die Nutzung als Dashcam deutlich besser weggesteckt hat. Dabei müsst ihr bedenken, dass der Test Ende Mai stattgefunden hat und nicht im Hochsommer. Dieses grundsätzliche Problem wird Google maximal in enger Kooperation mit Hardwareherstellern lösen können, die passiv-kühlende Hüllen entwickeln müssen.
Software mit Tücken
Kommen wir zur eigentlichen Nutzung der Software: Die App verhält sich im Grunde wie eine normale Kamera, allerdings mit einigen Ausnahmen: Die Aufnahmen starten und enden automatisch, wobei die Verbindung per Kabel oder Bluetooth zu einem weiteren Gerät als Signal gewertet wird. Aber auch die Bewegung des Smartphones scheint ein Faktor zu sein, der die Aufnahme automatisch starten kann. Es soll aber wohl auch ein manueller Start möglich sein.
Kritisiert wird von den Testern, dass das Smartphone zwar das Umschalten zwischen der Hauptkamera und Frontkamera ermöglicht, man kann also auch sich selbst und die Fahrgäste filmen (nicht gleichzeitig). Aber die Nutzung der verbauten Ultrawide-Kamera ist nicht möglich, was sich vor allem bei der Aufnahme der Fahrt eigentlich angeboten hätte, um das Sichtfeld zu vergrößern und nicht nur den Tunnelblick aufzuzeichnen. Vielleicht wird das in einer späteren Version noch nachgerüstet.
Außerdem lässt sich auch die Audiospur optional aufzeichnen, wobei diese vermutlich in den meisten Fällen kaum interessant ist. Denn den schimpfenden Fahrer kann man sich je nach Situation selbst vorstellen und Privatgespräche sind eher nichts, was man auf einem Überwachungsvideo sehen möchte. Wer hingegen einfach nur seine Fahrten aufzeichnen und den Reiseführer spielen will, um diese später zu teilen, wird das ganz praktisch finden. Dann muss man allerdings wieder aufpassen, Nummernschilder und Gesichter unkenntlich zu machen. Das wiederum schafft aber auch Googles Software ungewollt ganz allein – siehe nächster Punkt.
Bildqualität ist nicht ausreichend
Der Blick auf das fertige Video, oben seht ihr ein Beispiel, ist enttäuschend. Ausgerechnet die Nummernschilder der Fahrzeuge sind erst in nächster Nähe zu erkennen. Da verträgt sich wohl die Nähe zur Scheibe sowie die von Google genutzte Komprimierung nicht mit dem eigentlichen Anwendungsfall. Als Unfallbeweis ist das Video daher nur bedingt tauglich, wenn das Nummernschild nicht zu erkennen ist. Aber das kann natürlich auch von der Position hinter der Scheibe abhängig sein und bei jedem Nutzer andere Ergebnisse liefern.
Als weitere Kritikpunkte bringt man noch an, dass Videos nicht automatisch in der Cloud gespeichert, sondern nur lokal vor dem Überschreiben geschützt werden können. Der Speicherplatzverbrauch ist mit etwa 30 Megabyte pro Minute akzeptabel, wobei dieser auch stark vom Bildmaterial abhängig ist. In einem Fall hatte man ein Video mit dreieinhalb Minuten bei etwa 93 Megabyte, während ein Video mit 17 Minuten nur 367 Megabyte belegte.
Insgesamt muss man wohl sagen, dass diese Funktion nicht ausgereift ist und es aus technischer Sicht vielleicht auch niemals sein kann. Ob Google es am Montag ankündigt und wie es mit der nationalen Verfügbarkeit aussieht – auch rechtlich – , bleibt abzuwarten.
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