Gestern Abend hat Google den Startschuss für den breiten Rollout von Bard gegeben und will den KI-ChatBot ohne Warteliste in 180 Ländern anbieten. Das hat man auch getan, doch ganz offensichtlich könnte sich der Rollout im EU-Raum noch deutlich nach hinten verschieben, denn aufgrund von DSGVO-Bedenken kann Bard offiziell vorerst nicht in Deutschland, Österreich, Schweiz und anderen EU-Ländern genutzt werden.
Google hat gestern Abend die große KI-Rakete gezündet und viele neue KI-Funktionen für Workspace, für die Cloud und für das gesamte Ökosystem angekündigt. Aber auch Bard, das als KI-ChatBot den Einstieg in die Welt der generativen KI bietet, wurde gestern Abend noch einmal ganz offiziell vorgestellt. Nach gut zwei Monaten in der eingeschränkten Testphase mit Warteliste, hat man sowohl die nationale Verfügbarkeit ausgebaut als auch die Warteliste abgeschafft.
In der Ankündigung hieß es, dass Bard in 180 Ländern startet und als erste Reaktion würde man dann natürlich davon ausgehen, dass auch die wichtigen EU-Länder unter diesen zu finden sein werden. Doch genau das ist nicht der Fall. Denn wenn man sich die Liste der offiziell unterstützten Länder ansieht, findet sich dort kein einziges EU-Land. Auch in der Schweiz ist Bard nicht verfügbar, weil sich das dortige Datenschutzgesetz eng an die DSGVO anlehnt.
Befragt man Bard selbst, was die Kollegen bei WinFuture getan haben, erhält man eine recht ausführliche Antwort. Diese besagt, dass Bard aufgrund von DSGVO-Bedenken noch nicht im EU-Raum starten kann. Ich habe diese Frage ebenfalls gestellt (per VPN ist Bard auch hierzulande zugänglich) und eine ähnliche Antwort von Bard erhalten. Bedenkt allerdings, dass Bard seine ganz eigenen Quellen hat und diese Antwort mutmaßlich nicht manuell von Google eingepflegt wurde. Dennoch klingt die Begründung sehr plausibel.
Man kann geteilter Meinung darüber sein, ob das jetzt gut oder schlecht ist. Schlecht, weil EU-Nutzer Bard nicht ausprobieren können und für Google ein sehr wichtiger Markt zumindest zu Beginn verloren geht. Gut, weil gerade Urheberrechtsbedenken bei den KI-ChatBots sehr schnell aufgekommen sind und so mancher bereits das Ende von SEO, redaktioneller Inhalte und großer Teile der schreibenden Zunft gekommen sahen.
Es stellt sich die Frage, warum der Bing ChatBot, ChatGPT und ähnliche Angebote im EU-Raum angeboten werden können. Gehen die Unternehmen einfach das Risiko ein oder haben sie eine andere Herangehensweise für ihre Datenquellen? Google hat zwar den Vorteil der über zwei Jahrzehnte aufgebauten Informationsdatenbank, aber diese Informationen lassen sich nicht unbedingt bedenkenlos in einem KI-ChatBot verwenden. Fraglich, wie lange es dauern wird, bis man Bard hierzulande starten kann. Dass man es schon bald in 40 Sprachen, darunter viele EU-Sprachen, starten will, macht aber Hoffnung.