Die Google-Mutter Alphabet hat vor wenigen Tagen die Geschäftszahlen für das 1. Quartal 2023 vorgelegt und konnte mit diesen durchaus positiv überraschen, auch wenn das Gesamtergebnis eher durchwachsen ist. Es ist das erste bekannte Quartal überhaupt, in der die Sparte Google Cloud einen Gewinn einfahren konnte. Doch bei den restlichen Alphabet-Unternehmen läuft es so schlecht wie nie zuvor.
Die Google-Mutter Alphabet gehört zu den wertvollsten Unternehmen der Welt und konnte über viele Jahre ein zweistelliges Umsatzwachstum hinlegen, selbst in Zeiten globaler Krisen – zu diesen sogar noch mehr als zuvor. Doch zumindest in den vergangenen drei Quartalen war es damit erst einmal vorbei, denn die Umsätze wachsen deutlich langsamer als zuvor und in den frisch veröffentlichten Quartalszahlen für Januar bis März zeigt sich gerade einmal ein Umsatzwachstum von drei Prozent. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor waren es noch ganze 23 Prozent. Effektiv ist der Umsatz Inflations-bereinigt eher gesunken.
Wachstum ist endlich und vielleicht hat Google das Ende der Fahnenstange vorerst erreicht. Aber auch die aktuellen globalen Krisen (Energie, Finanzen, Euro-Absturz, Kriegssorgen,…) spielen natürlich mit herein. Dazu kommen die aktuellen Sorgen rund um die Google Websuche und ein temporär verpasster Anschluss bei der Künstlichen Intelligenz. Doch auch wenn das Wachstum stark zurückgegangen ist, machen sich all die Dinge kaum bemerkbar und zeigen, dass das Geschäft weiterhin auf stabilen Beinen steht.
Wir sind weit davon entfernt, Google in einer echten Krise zu sehen, das hat sich jetzt durch die jüngsten Quartalszahlen noch einmal bestätigt. Man erzielt weiterhin Milliardengewinne, kann den Umsatz sogar noch steigern und zeigt, dass das Werbegeschäft wohl nicht ganz so anfällig ist, wie man es für Krisenzeiten immer wieder prognostiziert hat. Schauen wir uns die Zahlen einmal im Detail an.
Googles Umsätze unter der Lupe
Der Blick auf die Umsätze zeigt uns, dass das Wachstum vor allem auf zwei Bereiche zurückzuführen ist, die lange Zeit eher unter dem Radar flogen oder unterschätzen wurden: Google Cloud konnte um 1,6 Milliarden Dollar zulegen und auch bei „Google other“ hat man gut 600 Millionen Dollar mehr umgesetzt als im Vorjahr. Dabei handelt es sich um Umsätze mit Hardware, Umsätze im Play Store und eben alles andere abseits des Werbe- und Cloudgeschäfts. Die stark wachsenden Pixel-Smartphones dürften ihren Anteil daran haben.
Die Werbeeinnahmen sind praktisch stabil geblieben, was in Zeiten der hohen Inflation aber als negativ einzustufen ist. Die Werbung in Google-Plattformen verzeichnet ein Plus von 700 Millionen Dollar, während die Einnahmen bei YouTube um 180 Millionen Dollar zurückgegangen sind. Aber auch in Googles Werbenetzwerk von Partnerseiten wurden knapp 700 Millionen Dollar weniger umgesetzt. Bei den anderen Alphabet-Unternehmen scheint man die Aktivitäten stark zurückgefahren zu haben, denn der Umsatz sank von 440 auf 228 Millionen Dollar – also praktisch halbiert.
Googles Gewinne unter der Lupe
Der Gewinn des Unternehmens ist von 20 Milliarden Dollar auf 17,4 Milliarden Dollar deutlich zurückgegangen, aber woran liegt das? Das gesamte Google-Portfolio hat 250 Millionen Dollar weniger verdient als im Vorjahr – könnte schlimmer sein. Spannend ist es bei Google Cloud, denn die über Jahre sorgenbringende Cloud-Sparte konnte erstmals seit der Auflistung der Zahlen einen Gewinn einfahren. Ganze 191 Millionen Dollar hat man verdient. Das ist zwar im Vergleich zu Amazon und Microsoft extrem bescheiden, aber im Vorjahr stand noch ein Minus von 706 Millionen Dollar unter dem Strich. Eine sehr starke Entwicklung.
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Bei den Alphabet-Unternehmen neben Google sieht es fast schon traditionell schlimmer aus als im Vorjahr: Während man im Vorjahr noch 835 Millionen Dollar Minus gemacht hat, waren es in diesem Jahr schon 1,2 Milliarden Dollar. Und das bei nur 228 Millionen Dollar Umsatz. Grob gesagt: Für jeden Dollar, den die Alphabet-Unternehmen einnehmen, geben sie mehr als fünf Dollar aus. Aber es ist nicht Alphabet, das Googles Gewinn runterreißt, sondern die aktuelle Entlassungswelle: Man führt 3,3 Milliarden Dollar Kosten „in Verbindung mit der Reduzierung unserer Belegschaft“ an. Es sind also einmalige Kosten. Hätte man diese nicht, läge der Gewinn praktisch beim Vorjahr.
Google ist auf dem richtigen Weg…
Seit vielen Jahren wird Google eine starke Abhängigkeit vom Werbegeschäft unterstellt, das in Krisenzeiten als unsicher gilt. Doch diese Vorwürfe hört man seit 20 Jahren und an Krisen hat es in den letzten Jahren sicherlich nicht gemangelt. Googles Geschäft hat stets mit Wachstum und jetzt (immerhin) mit Stagnation reagiert. Einen echten Einbruch scheint es nicht zu geben. Aber auch die anderen Geschäftsbereiche zeigen in die richtige Richtung. Die Hardware-Verkäufe legen stark zu, Google Cloud legt stark zu und sogar Gewinn konnte erstmals eingefahren werden.
…Alphabet ist weiter auf dem Irrweg
Ich wiederhole mich ungern, denn ich habe es hier im Blog schon oft geschrieben, aber mit jedem Quartal wird es schlimmer: Wie lange will man die Alphabet-Unternehmen noch als Belastung für das Google-Geschäft mittragen? Leider gibt es keine Aufschlüsselungen, sodass wir nicht wissen, welches der Alpabet-Projekte die Zahlen so sehr belastet. Aber ein Umsatzrückgang von fast 50 Prozent und ein Verlust von 1,2 Milliarden Dollar in nur drei Monaten sind sicherlich nicht das, was man sich zur Gründung im Jahr 2015 zum Ziel gesetzt hat.
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Google scheint besser dazustehen, als es die letzten Monate vermuten ließen. Man befindet sich im Krisenmodus, muss an vielen Stellen sparen, ist aber dennoch ein mehr als gesundes Unternehmen. Natürlich hat man große Herausforderungen vor sich, allen voran der Bereich KI und dessen noch nicht absehbare Auswirkungen auf das Kerngeschäft Websuche. Doch es sind genügend Reserven vorhanden, um auch das gut zu überstehen.
» Google Quartalszahlen 1/2023: Alphabet-Wachstum erheblich gebremst und Gewinn stark eingebrochen
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