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Google Nest: Google stellt viele Produkt ein – hat die Smart Home-Marke überhaupt noch eine Zukunft?

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Google krempelt das Smart Home-Business um, denn in den letzten Tagen gab es eine Reihe von Schritten und Ankündigungen, die man in der Gesamtheit als Strategiewechsel bewerten kann. Das hat aber nicht nur Auswirkungen auf viele Nutzer, sondern vor allem auf die Tochtermarke Nest, die viele Produkte und Dienstleistungen verliert. Man muss sich fragen, ob Nest unter dem Dach von Google überhaupt noch eine Zukunft hat.


Als der Smart Home-Bereich im Jahr 2014 immer wichtiger wurde, hat sich Google mit der Übernahme von Nest verstärkt, das in den folgenden Jahren viele neue Produkte auf den Markt brachte. Ganze 3,2 Milliarden Dollar hat man sich die Übernahme kosten lassen, bei der es unter anderem darum ging, kommende Produkte unter der Marke „Google Nest“ auf den Markt zu bringen. Die zuvor verwendete Submarke „Google Home“ wurde in „Google Nest“ umbenannt, sodass nur die gleichnamige App zur Smart Home-Steuerung übrig blieb.

Das Portfolio von Nest wurde in den folgenden Jahren rund um den Smart Home-Bereich ausgebaut: Man setzte das Business der smarten Rauchmelder sowie Thermostate fort, brachte Smart Speaker, Smart Displays, Überwachungskameras, ein ganzes Sicherheitssystem, Wifi Router und weitere kleinere Produkte. Tatsächlich wird die Marke „Google Nest“ oder nur „Nest“ von den Nutzern aber nicht ganz so gut angenommen, denn einige Produkte sind bereits verschwunden und weitere Einstellungen stehen bevor.

Wir haben euch erst vor wenigen Tagen zusammengefasst, welche Smart Home-Produkte eingestellt werden, wobei man allein in den letzten Wochen eine lange Liste zusammengebracht hat. Nest wird zahlreiche Produkte verlieren, sodass nicht mehr ganz so viel übrig bleiben wird. Offenbar wurde auch das Nest-Team deutlich zusammengestaucht und könnte innerhalb von Google eine schwere Zukunft haben.




Oben seht ihr einen Screenshot vom Nest-Portfolio im amerikanischen Google Store. Es sind alle Kategorien, die man unter „Google Nest“ listet und somit das gesamte Sortiment abbilden. Schauen wir uns das doch einmal etwas genauer an.

Smart Speaker – Kategorie ist wohl eingeschlafen
Mit dem „Google Home Mini“ hatte Google vor einigen Jahren einen Überraschungserfolg verbuchen können, der als Antwort auf den Echo Dot auf den Markt kam und den Google Assistant als Smart Home-Zentrale etablieren sollte. Zwei Jahre später man ein leicht verändertes Produkt als „Nest Mini“ auf den Markt, über dessen Verkaufszahlen nichts bekannt ist. Ein weiteres Jahr später kam der „Nest Audio“ als Nachfolger des erfolgreichen Google Home Smart Speaker auf den Markt. Nach allem was man hört, ebenfalls nicht ganz erfolgreich.

Der Nest Audio kam vor zweieinhalb Jahren auf dem Markt, seitdem ist nichts mehr passiert. Das starke Zurückfahren des Google Assistant scheint es derzeit kaum möglich zu machen, neue Smart Speaker auf den Markt zu bringen.

Smart Displays – wandern zu Pixel
Das erste Nest Smart Display war ein umbenanntes Google Home Smart Display. Das letzte neue Produkt kam vor zwei Jahren und mittlerweile hat man den Nest Hubs Funktionen entzogen und sieht es durch das Fuchsia-Upgrade fast schon als Spielwiese. Es ist nicht zu erwarten, dass Google noch neue Smart Displays bringt, denn diese Kategorie gibt man erst einmal an das Pixel Tablet und damit die Marke Pixel ab. Mehr Infos dazu in diesem Artikel.

Streaming – gehört nicht zu Nest
Der Chromecast wird als „Google Nest“-Produkt geführt, ist aber ein Google-Produkt. Hat mit Nest nichts zu tun.

Wifi – interne Konkurrenz noch immer erhältlich
Seit mehreren Jahren gibt es den Google Wifi und den Nest Wifi-Router. Man sollte vermuten, dass der Nest Wifi die Nachfolge des Google Wifi antritt, aber tatsächlich sind beide weiterhin erhältlich. Auch diese Produktkategorie hat man, wie schon Smart Speaker und Smart Displays, von Google geerbt.




Kameras & Türklingel – Zukunft ungewiss
Der Kamera-Bereich kam durch die damalige Übernahme von Dropcam zu Nest. Vor wenigen Tagen hatte man allerdings das Aus von Dropcam angekündigt und parallel dazu öffnet man die Google Home-App für Überwachungskameras weiterer Marken. Es ist daher anzunehmen, dass man in den Vorbereitungen steckt, auch das Nest Kamera-Business potenziell zu schrumpfen oder mittelfristig vollständig einzustellen. Dazu passt auch die folgende Kategorie.

Smart Home-Sicherheit – bereits eingestellt
Das gesamte Nest-Sicherheitssystem wurde schon vor längerer Zeit eingestellt und in Kürze werden die wenigen Produkte wie Bewegungsmelder, Fensterkontakte oder die Alarmzentrale nicht mehr funktionieren. Hätte natürlich sehr gut zum Rauchmelder und den Überwachungskameras und auch den Smart Displays gepasst. Es wäre die perfekte Zusammenführung aller Nest-Produkte gewesen, hat aber offenbar nicht funktioniert. Bis heute verkauft man Bundles bestehend aus Kamera und Smart Display im Google Store. Ist natürlich sinnvoll nutzbar, hätte mit Alarmsystem noch mehr Sinn ergeben.

Works with Nest
Nicht nur Nest Secure wurde eingestellt, sondern auch das Programm „Works with Nest“ wird in Kürze nicht mehr gelten. Dieses war aber nicht nur Marketing, sondern tatsächlich auch eine Softwarebrücke zu externen Geräten. Sobald Google Nest diese Brücke abschaltet, werden die Geräte nicht mehr nutzbar sein.

Rauchmelder und Thermostate – bleiben
Die beiden einzigen Produktkategorien, die bestehen bleiben könnten. Aber auch in diesen beiden Bereichen liegt die letzte große Ankündigung schon längere Zeit zurück. Ironischerweise sind es genau die beiden Produkte, mit denen Google das Unternehmen Nest damals übernommen hat. Wenn man es genau darauf zurückstutzt und die teuren Flops betrachtet, war auch diese Übernahme trotz allem Engagement durch Google eher ein Reinfall.




Google braucht Nest nicht
Ich denke, dass obige Zusammenfassung zur Genüge die Aussage in der Überschrift begründet. Das gesamte Nest-Portfolio geht auf zuvor bereits bestehende Google-Produkte oder die Übernahme von Dropcam zurück. Der einzige echte Neustart war das Nest Secure-Sicherheitssystem, das grandios gefloppt ist. Meine Meinung: Google brauchte Nest damals nicht, heute nicht und auch in Zukunft nicht.

Google und Nest – das hat nie richtig gepasst
Schon in den Monaten nach der Übernahme wurde bekannt, dass es zwischen Google und Nest kriselt – ähnlich wie einige Jahre zuvor bei der Motorola-Übernahme. Die Kulturen waren zu verschieden, sodass der damalige Google-CEO Larry Page gar mit der Schliessung des Unternehmens drohte. Das hat offenbar Wirkung gezeigt, aber Erfolg lässt sich nicht erzwungen. Unvergessen auch die damalige Zusammenführung von Nest und Google. Die Produkte wurden von „Google Home“ zu „Nest“ umbenannt, die Nest-App hingegen wanderte unter das Dach von Google Home.


Ich lehne mich aus dem Fenster und behaupte, dass Google die Marke „Nest“ einschlafen lassen wird und die restlichen Produkte wieder unter das eigene Dach bringt oder auslaufen lässt. Stattdessen wird man sich noch mehr für Drittanbieter öffnen und den Bereich Smart Home hauptsächlich auf Software-Basis betreiben. Chromecast und Smart Displays haben nur bedingt etwas mit Smart Home zu tun und sind eigene Produktbereiche.

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Letzte Aktualisierung am 2024-11-09 / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Affiliate Links, vielen Dank für eure Unterstützung!


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