Das Team von Google Chrome arbeitet gemeinsam mit weiteren Google-Abteilungen seit längerer Zeit daran, Drittanbieter-Cookies standardmäßig zu deaktivieren und auf neue Technologien für personalisierte Werbung zu setzen. Das Gesamtprojekt ist umstritten und wurde von Google mehrfach umfangreich angepasst, doch jetzt scheint man auf dem richtigen Weg zu sein: Ein Testlauf im ersten Quartal brachte überzeugende Ergebnisse.
Für viele Webseiten und Werbenetzwerke ist personalisierte Werbung, also auf die Nutzerinteressen zugeschnittene Anzeigen, sehr wichtig und quasi unverzichtbar. Um diese zu ermöglichen, setzt man auf die sogenannten Drittanbieter-Cookies, die abwertend auch „Tracking-Cookies“ genannt werden und den Weg der Nutzer durch das Web durch breiten Einsatz praktisch verfolgen können. Diese Cookies sollen mittelfristig von allen Browsern blockiert und somit quasi abgeschafft werden. Aber was kommt danach?
Google arbeitet in der Doppelrolle als größter Browseranbieter und größtes Werbenetzwerk seit langer Zeit an der Nachfolge und hat diese mit der Privacy Sandbox offenbar gefunden. Ohne Wissen der Nutzer und Partner hat man im ersten Quartal einen Testlauf mit Chrome-Nutzern durchgeführt und für die Schaltung personalisierter Anzeigen auf die Sandbox statt auf die Drittanbieter-Cookies gesetzt. Man wollte herausfinden, wie sich das auf die Performance auswirkt.
Glaubt man den Ergebnissen, die ich im Folgenden der Einfachheit Halber einfach nur zitiere, dann hat man schon im ersten Testlauf eine hohe Trefferquote mit guten Ergebnissen. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass selbst Abweichungen von nur drei Prozent auf den Gesamtmarkt bezogen verlorene Werbeumsätze im dreistelligen Millionenbereich bedeuten können.
Für den Test wurden zwei Testgruppen mit jeweils einem bestimmten Anteil an Chrome-Zugriffen erstellt. Bei der ersten Testgruppe wurden weiterhin Drittanbieter-Cookies verwendet. Für die andere setzte man stattdessen eine Kombination aus datenschutzfreundlichen Signalen ein, wobei Drittanbieter-Cookies für andere Anwendungsfälle wie z. B. Messung und Remarketing beibehalten wurden.
Unsere Tests haben gezeigt, dass die neuen, vom Google Chrome-Team entwickelten datenschutzfreundlichen Lösungen ähnlich gute Ergebnisse im Vergleich zu Drittanbieter-Cookies erzielen können. Bei unseren Tests haben wir festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine Nutzerin/ein Nutzer auf eine Anzeige klickt (CTR), bei 90 % des aktuellen Niveaus liegt. Die Conversions pro Dollar Marketing-Investition, ein Indikator für die Kapitalrendite des Kunden, sank nur um 1-3 %. Schließlich sanken die Marketing-Investitionen im Google Displaynetzwerk um 2-7 % im Vergleich zu Drittanbieter-Cookies. Ähnliche Leistungswerte ließen sich auch bei Display & Video 360 beobachten.
Zudem zeigen unsere Tests, dass die Kampagnen mithilfe von KI-gestützten Lösungen optimiert werden können. Zum Beispiel erzielten Kampagnen, welche „optimierte Ausrichtung“ oder die Gebotsstrategie „Conversions maximieren“ verwendet haben, noch bessere Ergebnisse, was aufzeigt, dass KI-gestützte Optimierungslösungen eine wichtige Rolle spielen werden.
Es dürfte daher noch einige Zeit vergehen, bis das Chrome-Team die Drittanbieter-Cookies tatsächlich deaktiviert. Man hat den Zeitplan für deren Abschaltung bereits mehrfach nach hinten gestreckt.
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