Seit vielen Jahren gilt bei Google das Motto „AI First“, sodass bei vielen Produkten die Künstliche Intelligenz im Fokus der Planung und Entwicklung steht. Tatsächlich ist die KI in sehr vielen Produkten eingezogen, ohne dass die Nutzer es bemerkt haben. Doch damit wird es wohl vorbei sein, denn schon in naher Zukunft soll die Künstliche Intelligenz deutlich sichtbarer werden. Der Grund ist nachvollziehbar, aber ob das der richtige Ansatz ist?
Über Jahre stand kein großes IT-Unternehmen so sehr für Künstliche Intelligenz wie Google, denn man betreibt seit vielen Jahren massive Forschungen in diesem Bereich und konnte immer wieder beeindruckende Demos zeigen. Von der Informationsfindung aus vielen Quellen über starke Sprachmodelle bis hin zu Bildgeneratoren und menschlich wirkenden Unterhaltungen war vieles dabei. Doch nur wenige fanden den Weg von der großen Bühne in die Produkte.
Dennoch ist die Künstliche Intelligenz in vielen Google-Produkten integriert, ohne dass die Nutzer es als solche wahrnehmen – das beste Beispiel ist der GMail-Spamfilter. Rein technisch könnte Google vielleicht noch immer führend sein, doch die Zeiten haben sich geändert und heute geht es vor allem um Sichtbarkeit. In puncto PR auch um Machtdemonstration. Doch das spielte bei Google bisher keine große Rolle, sodass man in den nächsten Monaten ordentlich nachlegen will.
Schon vor einigen Wochen wurde bekannt, dass man an 20 neuen KI-Produkten arbeitet und in der vergangenen Woche haben wir gelernt, dass schon innerhalb der nächsten Monate alle wichtigen Google-Produkte KI-Funktionen erhalten sollen. Dabei geht es aber nicht um den Ausbau des Bestehenden, sondern um die Sichtbarkeit. Es geht vor allem darum, generative KI zu integrieren und Schnittstellen zu den Nutzern zu schaffen. Oder kurz gesagt: Die Schnittstelle zum Bard ChatBot in allen Produkten.
Eine solche Entwicklung bindet aber nicht nur viele Ressourcen und könnte wichtige Projekte blockieren, sondern hat natürlich auch Auswirkungen auf die Nutzer. Es wäre nicht Google, wenn man diese Assistenten nur bei Bedarf dazuschalten kann. Gerade zu Beginn wird man Bard, oder wie auch immer die Schnittstelle dann heißen wird, vermutlich deutlich sichtbar machen und die Nutzer vielleicht sogar pro-aktiv ansprechen. Bei mir rief die Ankündigung sofort Erinnerungen an unser aller guten Freund Karl Klammer hervor. Die Älteren unter uns werden sich erinnern.
Natürlich kann Google den Vorstoß nicht ignorieren, der derzeit vor allem von Microsoft vorangetrieben wird, und muss reagieren. Wir können nur hoffen, dass man das trotz der aktuellen Panik und dem gefühlt blinden Aktionismus in durchdachter Form entwickelt und auf die Nutzer loslässt. Die angekündigten Verbesserungen scheinen sinnvoll, aber ob man es dabei belässt, wird sich zeigen. Spätestens die Google I/O dürfte uns weitere Informationen in diese Richtung und vielleicht auch schon den ersten Rollout bringen.
Meine Meinung: Google hat es technisch und faktisch drauf, einen wirklich starken Assistenten zu entwickeln. In den ersten Monaten oder gar Jahren wird es holprig werden, aber wenn es sich erst einmal eingespielt hat, wird die KI ihre Stärken ausspielen. Aber auch bei Microsoft und Co wird man nicht untätig sein und versuchen, Google so lange wie möglich vor sich herzutreiben.
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