Bing ärgert Google: Microsoft nutzt den neuen ChatBot zur Edge-Promotion – so wie Google es früher getan hat
Microsoft ist seit vielen Jahren mit Bing und einigen Vorgängerprodukten im Suchmaschinen-Bereich aktiv, hatte aber damals wie heute trotz hoher Investitionen niemals wirklich starke Marktanteile. Während bisher alle Versuche zum Aufstieg im Sand verliefen, könnte man jetzt mit dem Bing ChatBot ein starkes Werkzeug in der Hand haben. Das weiß man selbst und geht direkt All-in, um den ewigen Rivalen Google zu ärgern.
Microsoft ist ähnlich wie Google ein sehr erfolgsverwöhntes Unternehmen, das zwar in vielen Bereichen stark aufgestellt ist, in manchen aber trotz aller Macht und Ressourcen kaum vorankommt. Während für Google der Messenger-Markt ein Buch mit sieben Siegeln ist, ist es bei Microsoft der Suchmaschinen-Markt. Sei es MSN Search, Live Search oder die Bing Websuche – allesamt gehörten zwar jeweils zu den größten Anbietern, aber wirklich starke Marktanteile hatte man nie.
Jetzt hat Microsoft mit dem Bing ChatBot plötzlich ein begehrtes Produkt in der Hand, das große Aufmerksamkeit auf sich zieht und Bing einen Schritt vor die Google Websuche bringt. Es ist zu erwarten, dass Google bald stark nachlegen wird, aber bis es soweit ist, wird man diesen Vorteil bei Microsoft ausspielen. Das begann schon beim Wettlauf der Ankündigung, setzte sich bei der Warteliste für den Zugriff auf den ChatBot fort und gilt auch jetzt für den Betrieb des Tools.
In die Warteliste kann sich jeder bei Bing registrierte Nutzer eintragen – Punkt 1. Wer fleißig Bing nutzt, erhält Microsoft-Punkte und wandert in der Liste weiter nach oben – Punkt 2. Nutzt man zusätzlich den Edge-Browser, rutscht man noch weiter nach oben in der Liste – Punkt 3. Schon damit holt man sich mehr Nutzerkonten, mehr Bing-Suchanfragen und auch mehr Edge-Nutzer.
Hat man die Warteliste erfolgreich durchlaufen und Zugriff erhalten, geht es weiter: Der Bing ChatBot ist nur in Edge nutzbar. Das hat Stand heute keinerlei technische Gründe, sondern hat einzig und allein den Zweck, die Nutzer von Chrome (oder einem anderen Browser) zu Edge zu locken. Vollkommen legitim, aber ein dickes „in your face“ an Google. Zusätzlich hat man derzeit eine neue Kampagne, bei der man die Edge-Nutzer vor dem Chrome-Download warnt.
Es ist nicht die feine englische Art, aber Google hat immer wieder zu ähnlichen Mitteln gegriffen – wenn auch eleganter. Google hatte vor allem in den ersten Chrome-Jahren „versehentlich“ dafür gesorgt, dass bestimmte Features von populären Diensten wie YouTube oder Google Maps nur mit Chrome funktionieren. Allerdings mit dem feinen Unterschied, dass die Dienste auch in anderen Browsern nutzbar waren, während sich Microsofts Bing ChatBot völlig gegen Chrome sperrt.
Es ist zu erwarten, dass man den Vorsprung weiter auskosten wird, so lange dieser besteht. Wer Google und dessen unklare Strategien sowie mehrfache Anläufe für wichtige Bereiche kennt, könnte erwarten, dass Microsofts KI-Vorsprung trotz aller Google-Technologien noch längere Zeit besteht.
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