Googles Spieleplattform Stadia wurde erst vor wenigen Tagen endgültig eingestellt, ist gefühlt aber schon längst vergessen – und das aus rein technischer Sicht völlig zu Unrecht. Google ist nicht nur die eigene Strategie in die Quere gekommen, sondern wohl auch das Gesamtkonzept der Spieleplattform. Man musste lernen, dass mit dem Stadia-Konzept zwei Welten aufeinanderprallten, die nicht zusammen passen.
Als sich die Ankündigung von Stadia im Frühjahr 2019 abzeichnete und Google alle Register zog, um einen großen Hype zu erzeugen, waren die Erwartungen hoch: Nicht wenige hatten mit einem „Netflix für Spiele“ gerechnet, für das sie einen monatlichen Abo-Preis zahlen und anschließend vollen Zugriff auf den Spielekatalog erhalten sollten. Doch das war leider nur ein Wunschdenken, denn Stadias Modell sah bekanntlich ganz anders aus.
Statt einer einzigen Flatrate, hätten Nutzer je nach Situation mehrfach Geld auf den Tisch legen müssen. Einmal für das Abo zum Betrieb der Platttform und einmal zum Kauf der Spiele. Man konnte aber auch ohne Abo spielen, wenn man mit einer niedrigeren Qualitätsstufe leben konnte. Dennoch blieb es dabei, dass Spiele gekauft werden müssen und es bis auf ein oder zwei Demos keine Gratis-Titel gegeben hat. Genau das scheint wohl das große Problem gewesen zu sein, an dem Google ohne vollständigen Strategiewechsel nicht vorbeigekommen wäre.
Der CEO der bekannten Spieleschmiede TakeTwo schoss jetzt gegen Stadia und sagte, dass Stadia bzw. Google es lernen musste, dass Gamer etwas anders ticken. Wer 60 bis 70 Dollar für ein Spiel ausgibt, der ist auch bereit, Geld für eine Konsole auszugeben. Damit dürfte er nicht ganz Unrecht haben und vor allem das anfänglich teure Stadia-Starterpaket dürfte dafür gesorgt haben, dass die Entscheidung zwischen Xbox, PlayStation und Stadia zugunsten der Konkurrenz ausgefallen ist.
"If you are prepared to pay $60-$70 for a frontline title, you are also prepared to buy a console. #Stadia found that out". $TTWO CEO takes shots at Stadia during Q3 2023 Earnings Call. pic.twitter.com/yDB4nNq6vs
— Shacknews (@shacknews) February 6, 2023
Ich denke, dass TakeTwo das nicht nur zum Nachtreten veröffentlicht hat, sondern dass man tatsächlich etwas tiefere Einblicke in Googles Stadia-Abteilung hatte. Denn tatsächlich hatte man das Konzept im Laufe der ersten zwei Jahre recht stark verändert, wenn auch von der Masse unbemerkt. Während es zu Beginn hieß, dass das Abo nur den Zugang zur Spieleplattform stellt und keine Gratis-Spiele umfasst, wurde das später deutlich geändert.
Wir hatten euch hier im Blog regelmäßig auf dem Laufenden gehalten und gezeigt, dass Stadia bis zu 50 Titel kostenlos angeboten hat, wenn ein Stadia Pro-Abo vorhanden ist – und das dauerhaft. Man hat wohl bemerkt, dass die Nutzer keine Spiele kaufen wollen. Erst recht nicht auf einer Google-Plattform, die von Beginn an von der Einstellung bedroht gewesen wäre und die Titel somit verloren wären. Dass Google schlussendlich alle Kosten vollständig erstattet, war damals nicht abzusehen. Google hätte natürlich nie darüber gesprochen, wie der Plan Z in der Schublade ausgehen hätte, wenn man die Plattform nach recht kurzer Zeit einstellt.
Ich denke, dass Google recht blauäugig an die Sache herangegangen ist und mit Stadia sehr viele Erfahrungen gesammelt hat. Vielleicht kommt es eines Tages zurück, dann aber hoffentlich mit einem ganz neuen Konzept und sicherlich erst dann, wenn das Thema Cloudgaming vollständig etabliert ist.
Letzte Aktualisierung am 2024-12-07 / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Affiliate Links, vielen Dank für eure Unterstützung!