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Googles ChatBot Bard: Microsoft ist aktuell meilenweit voraus & Google hatte offenbar gar keinen Plan

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Es hätte die große Woche der ChatBots werden können, doch leider hat nur ein Unternehmen wirklich geliefert: Obwohl es Google gelungen ist, Microsoft in puncto Ankündigung zuvorzukommen und Bard schon am Montag anzukündigen, gingen die Lorbeeren nach Redmond. Denn Microsoft hatte eine echte Ankündigung und auch ein echtes Produkt im Gepäck, während Google nur eines zeigte: Dass man überholt wurde.


Aus Nutzersicht kam ChatGPT aus dem Nichts und konnte sowohl die Massen als auch die Medien beeindrucken und sehr schnell für sich gewinnen. Mit über 100 Millionen Nutzern innerhalb weniger Wochen ist es die am schnellsten wachsende App aller Zeiten und zeigt, dass nicht nur die Neugier der Menschen sehr groß ist, sondern dass solche Technologien sehr gut ankommen. Eigentlich hätte man ein solches Produkt von Google oder Microsoft erwartet, vielleicht auch von Amazon oder Microsoft – aber nicht von einem jungen Unternehmen wie OpenAI.

Ich habe hier im Blog schon häufiger geschrieben, dass Google vom ChatBot kalt erwischt wurde und nie war es so deutlich, wie in dieser Woche. Denn Googles Ankündigung von Bard hatte nur wenig Substanz und erst recht kein nutzbares Produkt zur Folge. Noch schlimmer war das KI-Event am Mittwoch, das zwar auf den KI-Hype aufspringen wollte, aber aus meiner persönlichen Sicht eher ein Fiasko war und zeigte, dass man eigentlich nichts zu zeigen hat. Viel mehr als Rückblicke, wiederholte Ankündigungen oder globale Freischaltungen zuvor bereits bekannter Features gab es nichts. Kein einziges Wow.

Ganz anders ein Tag zuvor bei Microsoft: Man hatte eine neue Version von Bing (und dem Edge-Browser) angekündigt, in die ein ChatBot auf Basis der ChatGPT-Technologie integriert ist. Die gezeigte Integration wurde von Beobachtern weltweit hochgelobt, das Produkt scheint in Anbetracht der Kürze der Zeit durchdacht zu sein. Und das allerwichtigste: Es ist jetzt verfügbar und wird in den nächsten Wochen von immer mehr Nutzern ausprobiert werden können.




Bei Google hingegen gab es nur eine Selbstbeweihräucherung der eigenen KI-Technologien, der Sprachtechnologien, der Fakten-Datenbanken und so weiter. Alles sehr wichtige Puzzleteile auf dem Weg zu einem solchen ChatBot, aber offenbar hat man das Puzzle erst jetzt ausgepackt und muss es eiligst zusammensetzen. Welches Bild sich daraus ergibt, ist noch vollkommen unklar und könnte selbst Google-intern noch nicht vollständig geklärt sein.

Wir können Stand dieser Woche festhalten, dass Microsoft deutlich weiter ist und mit Bing die Google Websuche überholt hat. Es ist zu erwarten, dass das in den nächsten Wochen und Monaten so bleiben wird. Während Google noch puzzelt, wird Microsoft wohl sehr viel Kraft und Ressourcen darin investieren, die KI für möglichst viele Nutzer zugänglich zu machen. Denn es ist das erste Mal, dass Bing ein wirklich wichtiges Alleinstellungsmerkmal gegenüber der Google-Suche hat. Und dann ist es gleich ein echter Gamechanger, wie man so schön sagt.

Microsoft Bing ist meilenweit vor Google
Die Integration des ChatBots in Bing ist durchdacht. Nutzer erhalten sowohl Web-Suchergebnisse als auch die ChatBot-Antworten. Es lässt sich beides miteinander vermischen und die ChatGPT-Technologie kann sich des Bing-Indexes für aktuelle Informationen bedienen. Selbst Suchmaschinen-Experten sind der Meinung, dass Google noch meilenweit von einem solchen Produkt entfernt ist. Microsoft wird diesen Erfolg noch lange Zeit auskosten können und vielleicht auf diesem Weg Marktanteile gewinnen.

Denn während Microsoft „nur“ die Technologie integrieren muss, was natürlich auch keine kleine Sache ist, muss Google überhaupt erst einmal einen ChatBot zimmern. Man hat zwar alle Technologien seit Jahren in Entwicklung, diese aber offenbar niemals zu einem hypothetischen Gesamtprodukt zusammengesetzt. Es wurden Milliarden investiert, sowohl von Google als auch Alphabet, und dann hat man wohl einfach vergessen, eine Strategie zur Nutzung dieser Technologien zu entwerfen. Vielleicht etwas überspitzt dargestellt, aber anders lässt sich die aktuelle Situation nicht erklären.




Vielleicht wird Google technisch aufschließen, aber das wird wohl noch einige Monate auf sich warten lassen. Bis dahin wird Microsoft diesen Vorteil ausspielen und vielleicht werden einige Nutzer zum ersten Mal bewusst bemerken, dass es noch andere Suchmaschinen mit besseren Antworten gibt. Google lebt nicht nur von der Qualität der Suchergebnisse, sondern auch vom eigenen Selbstverständnis und der Tatsache, dass viele Nutzer gar nichts anderes kennen. Schon vor einigen Wochen hatte ich darüber geschrieben, dass das eine ernsthafte Bedrohung für Googles Kerngeschäft ist und nach den Entwicklungen der letzte Tage würde ich das erneut unterschreiben.

Man ist sich diesen Tatsachen wohl auch bei Google bewusst und hat nicht ohne Grund den Code Red ausgerufen und die Google-Gründer zurückgeholt. Das bedeutet, dass ernsthaft Feuer am Dach ist und man Gefahr läuft, ausgerechnet den Anschluss an den Markt zu verlieren, den man über viele Jahre dominiert hat. Und das auch noch an eine Technologie, die man seit vielen Jahren in den Mittelpunkt stellt und deren Entwicklung man selbst immer wieder prognostiziert hat.

Vielleicht ist das von Google zur Bard-Ankündigung verwendete Logo symbolhaft zu sehen: Ein angedeuteter und kaum sichtbarer Google-Schriftzug.

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Letzte Aktualisierung am 2024-11-27 / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Affiliate Links, vielen Dank für eure Unterstützung!


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