Bei Google wird in den nächsten Monaten ein harter Sparkurs gefahren, der nicht nur mehr als 12.000 Mitarbeitern ihren Job und vielen Projekten die Fortsetzung kostet, sondern offenbar auch bei den Arbeitsplätzen Veränderungen mitbringt. Die seit Jahren wachsende, aber dennoch nicht profitable, Sparte Google Cloud versucht nun mit allen Mitteln, die Effizienz zu steigern. Dafür müssen sich jetzt die meisten Mitarbeiter einen Schreibtisch teilen.
Seit vielen Jahren wird der Sparte Google Cloud eine große Zukunft prognostiziert. Einmal wurde das Ziel ausgegeben, dass Google Cloud bis Anfang der 2020er Jahre profitabler sein soll als die Google Websuche – doch das Gegenteil ist der Fall. Zwar wächst Google Cloud Jahr für Jahr, fährt aber seit jeher hohe Verluste im dreistelligen Millionen-Bereich ein. In der Bedeutung ist man außerdem weiter hinter Amazon und Microsoft zurückgefallen. Und das, obwohl gut ein Viertel aller Google-Mitarbeiter in dieser Sparte beschäftigt sind.
Um die Effizienz zu steigern, sollen jetzt Kosten bei den Mitarbeitern gespart werden, ohne (vorerst) weiter zu entlassen. Man führt ein neues Programm ein, das man sehr positiv umschreibt, schlussendlich aber nur eines bedeutet: Zwei Mitarbeiter müssen sich ab sofort einen Schreibtisch teilen. Die Planungen sehen vor, dass die beiden Mitarbeiter nicht zur gleichen Zeit im Büro arbeiten. Sollte das doch einmal der Fall sein, gibt es Ausweichräume.
Diese Anweisung gilt für die fünf größten US-Standorte bei Google Cloud und trifft wohl die allermeisten Mitarbeiter. Dadurch will man eine ganze Reihe an Abteilungen und Gebäuden „stilllegen“ und somit Kosten einsparen. Erinnert zwar ein wenig an Startup-Kultur und weniger an einen Milliarden-Konzern, aber wenn viele Büros ohnehin den größten Teil der Arbeitswoche leer sind, ist das sicherlich aus vielerlei Gründen vernünftig.
Das Programm:
Die meisten Googler teilen sich jetzt einen Schreibtisch mit einem anderen Googler. Durch den Matching-Prozess werden sie sich auf eine grundlegende Schreibtischeinrichtung einigen und mit ihrem Schreibtischpartner und ihren Teams Normen festlegen, um eine positive Erfahrung in der neuen gemeinsamen Umgebung zu gewährleisten.
Reaktion der Mitarbeiter:
Nicht jede Kostensenkungsmaßnahme muss so verstümmelt werden, dass sie für die Mitarbeiter gut klingt. Ein einfaches ‚Wir kürzen Büroflächen, um Kosten zu sparen‘ würde den Führungsstil glaubwürdiger machen.
Googles schöne Umschreibung:
Seit unserer Rückkehr ins Büro haben wir Pilotprojekte durchgeführt und Umfragen mit Cloud-Mitarbeitern durchgeführt, um verschiedene hybride Arbeitsmodelle zu erkunden und dabei zu helfen, die beste Erfahrung zu gestalten. Unsere Daten zeigen, dass Cloud-Googler die garantierte persönliche Zusammenarbeit im Büro sowie die Möglichkeit schätzen, einige Tage pro Woche von zu Hause aus zu arbeiten. Mit diesem Feedback haben wir unser neues Rotationsmodell entwickelt, das das Beste aus der Zusammenarbeit vor der Pandemie mit der Flexibilität und dem Fokus kombiniert, die wir alle von der Fernarbeit zu schätzen wissen, und es uns gleichzeitig ermöglicht, unsere Räume effizienter zu nutzen.
Dennoch ist es ein ungewöhnlicher Schritt für ein Unternehmen, das in den letzten Jahren viele Milliarden Dollar in Immobilien investiert hat, von denen man in Krisenzeiten profitieren wollte. Jetzt ist die Krise da und die Gebäude stehen leer…
[CNBC]