Google Bard: ChatBot-Vorstellung war völlig verpfuscht und übereilt – Googler geben CEO Sundar Pichai Schuld
Google hat vor gut einer Woche überraschend und sichtlich übereilt den neuen ChatBot Bard vorgestellt, mit dem die Websuche um eine Künstliche Intelligenz erweitert werden soll. Sowohl das Produkt als auch die Präsentation waren offensichtlich noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und wurden wohl „von oben“ durchgedrückt. Das bringt Google-CEO Sundar Pichai ungewohnte und ziemlich heftige Kritik von vielen Googlern ein.
Microsoft und Google haben sich in der vergangenen Woche einen Wettlauf um die ChatBot-Präsentation geliefert, der darin endete, dass beide Präsentation eher improvisiert wirkten und trotz der zukünftigen Relevanz der Produkte keine große Bühne bereitet wurde. Doch während Microsoft tatsächlich etwas Vorzeigbares hatte und die ChatGPT-Integration in Bing sofort ausgerollt und für erste Nutzer freigeschaltet hat, gab es bei Google nur eine Vorschau, ein faktisch falsches Promovideo und enttäuschende Stimmung. Das zwei Tage darauf folgende KI-Event war nicht nur unnötig, sondern sehr ernüchternd.
Google hätte nicht besser zeigen können, dass man eigentlich gar nichts zum zeigen hat. Man wollte nur von der Konkurrenz ablenken und zeigen, dass man auch noch lebt und an einem ähnlichen Produkt arbeitet. Doch während Microsofts Produkt in der Startaufstellung steht, hat Googles Auto noch nicht einmal Räder – um es mal plump zu vergleichen. Ich hatte bereits am Samstag Googles ChatBot-Fiasko zusammengefasst und Google-intern sieht man das wohl ganz ähnlich, denn es regt sich Kritik an der Präsentation, dem unfertigen Produkt und auch an CEO Sundar Pichai.
Die Präsentation wird intern als übereilt und verpfuscht bezeichnet. Es war ein unnötiger Schnellschuss, der keinen Vorteil gebracht hat, sondern eher Googles Rückstand zur Konkurrenz vor den Augen der Medien und interessierten Nutzer unterstrich. Ein Googler fasst es damit zusammen, dass es ein weiteres Schüren der Ängste war, dass Google der gesamte Markt plötzlich aus den Händen gleitet.
Die Kritik gilt aber nicht unbedingt dem Produkt selbst oder der damit beschäftigten Abteilung – denn zaubern können auch die besten Entwickler nicht. Viel mehr richtet sich die Kritik gegen CEO Sundar Pichai, der das Produkt gegen alle Bedenken am Montag ankündigte. Es kommt nicht häufig vor, dass Ankündigungs-Postings unter Pichais Namen im Google-Blog veröffentlicht werden, doch am Montag war es wieder soweit. Es war Pichai, der die Entscheidung traf, das Produkt jetzt vorzustellen. Keine gute Entscheidung.
Vermutlich hätte eine Präsentation zwei Tage später am KI-Event nicht viel geändert, aber man hätte das Ganze hübscher verpacken können, besser verkaufen können, auf die Einschränkungen und zukünftigen Möglichkeiten hinweisen können. Und vielleicht wäre in den 48 Stunden auch noch der Fakten-Fehler aufgefallen. Stattdessen gab es am Montag einen halbgaren Blogpost über ein halbgares Produkt und am Mittwoch ein KI-Event ohne echte Produktvorstellung. Denn Bard, das eigentliche Hauptprodukt, spielte nur eine Nebenrolle.
Zuletzt war zu hören, dass Sundar und das Top-Management wohl keinen guten Job darin machen, das Unternehmen in der sich entwickelnden Krise wieder auf Kurs zu bekommen: Man agiert „komisch kurzsichtig und un-googleisch im Streben nach ‚Schärfung des Fokus‘.
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