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Android: Googles Geschäftsmodell bröckelt – wird das Betriebssystem irgendwann kostenpflichtig?

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Bei Android handelt es sich um ein freies Betriebssystem, das von Google kostenlos sowohl zum Download als auch zur gewerblichen Nutzung angeboten wird. Dabei lautet der Deal seit jeher, dass man zwar kein Geld verlangt, aber die Vorinstallation einiger Google-Apps. Doch dieses Geschäftsmodell könnte schon bald ein Ende haben und somit muss man sich fragen, ob Android vielleicht bald kostenpflichtig wird.


Das Android-Geschäftsmodell
Google bietet viele Produkte kostenlos an und setzt auf die unterschiedlichsten Konzepte, um mit diesen Geld zu verdienen. Oftmals ist es Werbung, manchmal sind es kostenpflichtige Zusatzdienste und in einigen Fällen dienen Produkte tatsächlich nur zur Markenbindung. Auch Android gehört zur Riege der kostenlosen Produkte, bei denen man auf den ersten Blick nicht sehen kann, wie dieses Geld verdient. Mit der freien Variante verdient man tatsächlich keinen Cent.

In den allermeisten Fällen kommt außerhalb Chinas allerdings die Google-Version von Android zum Einsatz, die den Nutzern Zugang zum Play Store ermöglicht und nur gebündelt mit anderen Google-Apps vertrieben werden darf. Auch diese wird kostenlos angeboten, wenn sich die Smartphone-Hersteller an die Regeln halten. Diese schreiben nicht nur die Vorinstallation des Google Play Store vor, sondern sehen auch zehn weitere Google-Apps vor, die auf dem Smartphone vorinstalliert sein müssen.

Diese Apps sind es, mit denen Google Geld verdient und somit die Entwicklung von Android finanziert. Es ist eine interne Subvention, die seit vielen Jahren sehr gut funktioniert und es Google ermöglicht, sehr viele Ressourcen in die Weiterentwicklung des Betriebssystems zu stecken und dennoch über Umwege Umsatz zu erwirtschaften. Denn natürlich ist Google ein gewinnorientiertes Unternehmen und kein Wohlfahrtsverein, das muss jedem klar sein.




Oben seht ihr, welche Google-Apps auf den Android-Smartphones vorinstalliert werden müssen. Daneben seht ihr, wie es schon sehr bald in Indien aussehen dürfte: Nämlich Smartphones ganz ohne Google-Apps. Lediglich der Play Store und dessen eng verbundene Frameworks müssen vorinstalliert sein. Alle Details dazu findet ihr in diesem Artikel. Dem ist eine Gerichtsentscheidung in höchster Instanz vorgegangen, laut der die App-Bündelung untersagt ist.

In anderen Märkten wie der EU und den USA könnte es schon bald ähnlich aussehen, denn sowohl Kartellbehörden als auch Konkurrenten ist diese App-Bündelung seit Jahren ein Dorn im Auge. Doch bisher hat kein Land solch strenge Regeln erlassen wie Indien, und damit könnte das Land zum Vorreiter werden. Nicht ausgeschlossen, dass es in anderen Regionen in den nächsten Jahren ähnliche Verbote geben und Google die App-Bündelung untersagt wird.

Geschäftsmodell Android auf der Kippe?
Für Google ist die Vorinstallation einiger Apps äußerst wichtig, allen voran die Websuche sowie Google Maps, mit denen man Milliarden verdient. Wie bedeutend das ist, zeigen die 15 Milliarden Dollar, die Google jährlich an Apple für den Platz auf dem iPhone-Startbildschirm zahlt. Aber auch andere Apps wie YouTube, Fotos oder Drive tragen vorinstalliert dazu bei, dass die Nutzer im Google-Netzwerk bleiben und sich gar nicht erst nach anderen Apps umsehen.

Es ist kaum berechenbar, wie hoch der wirtschaftliche Schaden für Google ist, vor allem aufgrund der neuen Regeln. Denn durch die neuen Freiheiten könnten Smartphone-Hersteller auch andere Suchdienste vorinstallieren und sich damit ganz neue Einnahmequellen schaffen. Kaum auszudenken, wenn auf jedem Android-Smartphone in Indien (und eines Tages vielleicht auch in anderen Regionen) statt der Google-Suchleiste plötzlich eine Bing-Suchleiste ist. Viele Nutzer werden wohl dennoch aus Gewohnheit zu Google wechseln, aber längst nicht alle.




Wie soll Android finanziert werden?
Diese neue Situation ist aber nicht nur aus Sicht der einzelnen Google-Anwendungen und Werbeumsätze gefährlich, sondern auch für das Gesamtprodukt Android. Denn wie einleitend bereits erklärt, basiert das Android-Geschäftsmodell auf diesen Apps. Wenn dieses Geschäftsmodell wegbricht, ist Android nicht mehr finanzierbar. Es gäbe wohl nur die beiden Alternativen, Werbung direkt in Android anzuzeigen (was wohl weder bei Nutzern noch bei den Behörden gut ankäme) oder das Produkt stattdessen zu verkaufen. Sprich, Geld von den Smartphone-Herstellern zu verlangen.

Ich habe keine Zahlen, aber man müsste sich hochrechnen, was ein einzelner Android-Nutzer im Laufe des Smartphone-Lebens an Werbeumsatz generiert. Da könnte schon einige Dutzend Dollar zusammenkommen. Das ergibt dann den Lizenzpreis von Android für die Smartphone-Hersteller. Den Smartphone-Herstellern wird es egal sein, denn sie reichen die Kosten an die Nutzer weiter.

Und somit hätten wir die Situation, dass Smartphones etwas teurer werden, die Google-Apps (wenn man sie nutzen möchte) manuell installiert werden müssen und potenziell noch einige weitere vorinstallierten und nicht löschbare Apps auf den Smartphones zu finden sind. Das dürfte auch nicht unbedingt das sein, was sich die globale Nutzerschaft wünscht.

Letzte Aktualisierung am 2024-11-22 / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Affiliate Links, vielen Dank für eure Unterstützung!


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