Google Websuche: Geht die Dominanz langsam zu Ende? Googles Kerngeschäft bekommt Schwierigkeiten
Die Google Websuche ist seit über zwei Jahrzehnten die dominierende Suchmaschine und hat nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für das gesamte Internet eine sehr große Bedeutung. Über einen sehr langen Zeitraum sah es so aus, als wenn diese Dominanz für die Ewigkeit bestehen wird – doch diese könnte langsam zu Ende gehen. Gleich mehrere aktuelle Entwicklungen bedrohen Googles Kerngeschäft so sehr wie nie zuvor.
Die Google Websuche war das erste Produkt des Unternehmens, ist älter als die Google Inc., ist seit Jahren die dominierende Suchmaschine im Web und für Google eine absolute Gelddruckmaschine. Trotz unzähliger weiterer Produkte, vielen Plattformen und Marktführerschaften wird der Löwenanteil des Umsatzes bis heute über die Werbeanzeigen in der Google Websuche generiert. Es ist dem Unternehmen niemals gelungen, sich von der Werbung unabhängiger zu machen und neue Geschäftsfelder mit ähnlich großer Bedeutung zu erschließen.
ChatGPT ist das ’next big thing‘
ChatGPT ist derzeit nur eine Demo, die uns zeigt, was möglich ist. Es ist kein ausgereiftes Produkt, doch mit Investoren und Anschiebern wie Microsoft wird sehr schnell eines werden. Microsoft geht direkt All-in und wird ChatGPT noch im 1. Quartal in die Bing-Suche integrieren und in weiterer Folge zu den Office-Produkten und mehr bringen. Das sind keine Randnotizen einer „kleinen Suchmaschine“, sondern dürfte zum echten Gamechanger werden. Vielleicht nicht unbedingt für Bing, aber für den gesamten Suchmaschinenmarkt.
Google geht seit Jahren über die namensgebende Funktion einer „Suchmaschine“ hinaus, denn es ist längst eine Findemaschine und auch eine Antwortmaschine. Allerdings auf dem Rücken der Content-Ersteller, die über die Nutzung und Nicht-Vergütung ihrer Inhalte alles andere als glücklich sind. Doch welcher Content-Anbieter kann sich schon ernsthaft mit Google anlegen, wenn ein Ausschluss aus der Websuche das eigene Aus bedeuten würde? Richtig.
Suchmaschinen verlieren an Bedeutung
Mit ChatGPT bzw. den daraus resultierenden Produkten kommt ein ganz neues Angebot ins Spiel, das die Informationssuche im Web uninteressant macht. Natürlich muss auch ein Chatbot seine Informationsquellen haben und wird vielleicht für diese bezahlen, aber das Konzept der „zehn blauen Links“ scheint überholt. Stattdessen dürfte es neue Produkte, auch von Google, geben, die Informationen zusammenstellen. Und somit wird die Websuche wieder zu dem, was sie einmal war: Eine Suchfunktion für das gesamte Internet.
Google hat seit vielen Jahren eine Art Informations-Monopol, zumindest wird das dem Konzern rund um die Welt immer wieder vorgeworfen. Da ist sicherlich etwas dran, doch dieses kommt mit neuen Informationsquellen gehörig ins Wanken. Doch viele Google-Angebote stehen und fallen mit dem Erfolg der Websuche, die allesamt auf deren Dominanz aufbauen. Warum lässt sich das gesamte Web die Regeln von Google diktieren? Weil es Google ist, das große und wichtige Teile des Traffics lenkt. Beiße niemals die Hand, die dich füttert. Doch wenn das Futter immer kleiner ausfällt, dann kann man vielleicht mal knabbern…
Google hat viel zu verlieren
Und so kann eine sinkende Bedeutung der Websuche, selbst wenn diese auf ewig die weltweit größte Suchmaschine bleibt, auch für Google und der gesamten Marktmacht der Marke schwere Folgen haben. Das gilt nicht nur für sinkende Werbeeinnahmen und damit verbunden einem finanziell schrumpfenden Unternehmen, sondern es hängt viel mehr dran. Die Websuche ist größter Trafficbringer für Google Maps, hat großen Anteil an der Chrome-Verbreitung, der YouTube-Verbreitung, trägt über das Suchfeld zur Android-Finanzierung bei und sorgt allgemein für eine starke Markenbindung.
Ich könnte mir für die nächsten Jahre eine schleichende Implosion der Websuche vorstellen, die starke Folgen haben kann. Google ist ein mächtiges Unternehmen, aber ein Schwergewicht, das auf dem Kartenhaus der Websuche aufbaut. Denn ein wichtiges Standbein ist die Vermittlung von Informationen und wenn ein anderes Produkt das plötzlich besser kann, wechseln die Nutzer schneller zur Konkurrenz, als man es nach dieser langen Zeit vermuten würde.
Für immer mehr Dinge ist Google nicht mehr die erste Anlaufstelle. Produkt-Suchen beginnen viele Nutzer bei Amazon, umfangreiche Informationen sucht man direkt bei Wikipedia und die jüngere Generation braucht Google für TikTok, Instagram und wie sie alle heißen sowieso nicht. Und wenn man mal schnelle Infos braucht, holt man sie sich bei Alexa oder auch dem Google Assistant, der allerdings nichts zum Werbeumsatz beiträgt.
Klagen gegen die Websuche
Und als wenn man nicht schon genug Probleme mit dem Kerngeschäft hätte, droht jetzt auch die juristische Keule: In der EU ist Google seit Jahren unter Dauerbeschuss, doch der große Brocken droht in den USA. Die US-Regierung untersucht schon seit längerer Zeit die Dominanz der Websuche und vor wenigen Tagen wurde offiziell von der US-Regierung Klage gegen das Werbegeschäft eingeleitet – was mutmaßlich zu einem Kartellverfahren führen wird. Am Ende könnte eine Zerschlagung des Unternehmens stehen.
Googles Marktmacht könnte schrumpfen
Natürlich muss man nicht gleich den Teufel an die Wand malen, wenn es mal Probleme gibt. Aber bei Google kommen derzeit gleich vier große Probleme zusammen (!), die man allesamt in der Dimension noch nicht hatte: Eine ernsthafte Konkurrenz für das wichtigste Produkt. Ein mutmaßlich folgenreiches Kartellverfahren im Heimatmarkt USA. Stark sinkende Umsätze und Werbeeinnahmen. Und aufgrund der Entlassungswelle sowie aktueller Unsicherheiten eine Verschlechterung des wichtigen Betriebsklimas.
Jede Dominanz geht einmal zu Ende und kein Erfolg hält ewig. Irgendwann kommt der Tag, an dem es plötzlich nicht mehr läuft oder ein neuer Konkurrent im Sturm den Markt erobert. Nach zweieinhalb Jahrzehnten an der Spitze könnte dieses ungeschriebene Gesetz auch für Google gelten und das Unternehmen verändern. So etwas kann immer auch eine Chance sein, noch stärker zurückzukehren…
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