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Android: Googles Probleme mit der Uhrzeit-Auswahl – Experimente, Kompromisse und dennoch unzufrieden

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Google hat sich mit dem Material Design vor langer Zeit eine eigene Design-Sprache geschaffen, die permanent weiterentwickelt wird und auch die Bedienelemente mehrfach modernisiert hat. Welche Wissenschaft dahinter stecken kann, zeigt man jetzt am Beispiel des Zeitpickers, der auf eine Reihe von Bedürfnissen eingehen und den idealen Mittelweg finden muss. Spoiler: Googles Designer sind selbst nicht zufrieden.


Modernes Design zeichnet sich dadurch aus, dass es schick aussieht, einfach gehalten ist und im besten Fall von allen Nutzern auf den ersten Blick verstanden wird – das gilt insbesondere für Bedienelemente. Der Katalog des Material Design umfasst seit jeher einen Zeitpicker, der von Nutzern normalerweise nur wenige Sekunden benötigt wird und eine ganz einfache Aufgabe hat: Nutzer sollen damit möglichst komfortabel Stunden und Minuten einstellen können.

Während das in der digitalen Version recht einfach mit zwei Eingabefeldern und bei Bedarf einem AM/PM Schalter umgesetzt werden kann, sieht das in der analogen Version völlig anders aus. Denn in dieser müssen gleich mehrere Besonderheiten beachtet werden, bei denen man sich nur schwer auf eine globale Lösung einigen kann. Doch weil das Material Design seit jeher eine analoge Version bietet, will man daran festhalten und diese weiter optimieren.

Googles Designer geben nun interessante Einblicke darin, wie ein solches Element gestaltet wird, welche Überlegungen es gibt, auf welche Schwierigkeiten man treffen kann und warum man auch heute noch nicht mit der finalen Version zufrieden ist, diese aber dennoch beibehält. Als Android-Nutzer dürften viele diese Entwicklung Live miterlebt haben, wenn auch vielleicht nur unterbewusst.




Das 24 Stunden-Problem
In der ersten Version des Material Designs gab es nur eine 12 Stunden-Uhr mit einer AM/PM-Auswahl, was für einen Teil der Welt vollkommen in Ordnung ist, in vielen anderen aber eher unschön gelöst ist. Denn wir arbeiten bekanntlich im 24 Stunden-System. Das Problem ist, dass eine analoge Uhr auch bei uns nur 12 Stunden kennt, was für die Anzeige vollkommen in Ordnung ist, bei der Zeitauswahl aber problematisch sein kann.

Also haben sich Googles Designer an zwei Versionen mit 24 Stunden-Darstellung gewagt (siehe oben). Die erste Version setzte auf zwei Ringe, die wohl visuell der beste Kompromiss sind. Allerdings sind die Abstände zu klein und es gab daher Probleme für einige Nutzer. Also nahm man von der Dual-Ring-Variante Abstand und sortierte alle 24 Stunden in den Außenring. Doch das schuf gleich zwei große Probleme: Man ließ jede zweite Stunde aus und die Stunden-Zahlen finden sich nicht dort, wo man sie erwarten würde.

Viele Menschen könnten eine analoge Uhr auch annähernd ohne Zahlen lesen, denn die Grundpositionen 3-6-9-12 sind bekannt. Das hat man bei der zweiten Version über Bord geworfen und somit das Gewohnheitstier Mensch vor eine Herausforderung gestellt. Also schuf man unzählige weitere Varianten (siehe folgende Grafik) und ließ einige davon in größeren Studien testen.

Herausgekommen ist tatsächlich, dass die Nutzer mit keiner einzigen Variante wirklich zufrieden sind. Positiv ist schon, wenn ein Design „am wenigstens verwirrend“ ist. Tatsächlich kam heraus, dass keine Version passt und die Nutzer die digitale Variante bevorzugen.




Aus diesem Grund setzt man jetzt wieder standardmäßig auf die digitale Variante und gibt den Nutzern optional die Möglichkeit, die analoge Version einzublenden. Tut man dies, kommt tatsächlich wieder eine Version mit zwei Ringen zum Vorschein, die in der Theorie vielleicht am besten funktioniert, aber in der Praxis eigentlich nicht alle Testläufe bestanden hat – insbesondere die Barrierefreiheit. Der große Vorteil ist, dass man den inneren Ring einfach ausblenden kann und weiterhin der Außenring einer klassischen Analog-Uhr entspricht.

Man gibt das Thema nicht auf, auch wenn man mit über 50 Varianten noch nicht die perfekte Version gefunden hat. Ich denke, dass das ein ambitioniertes Unterfangen ist und man nicht unbedingt das Rad neu erfinden muss. Der aktuelle Kompromiss mit Fokus auf die Digitalvariante sowie das Zwei-Ring-Design der Analoguhr dürfte kaum zu toppen sein.

[Material IO Blog]


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