Google gibt Messenger-Markt auf: (Fast) letzte Produkte wurden eingestellt & Konzentration auf Business-Apps
Googles Messenger-Karussell hat in den letzten Wochen noch einmal mit vollem Schwung rotiert und ist mittlerweile am Ende der aktuellen Runde angekommen, die möglicherweise für längere Zeit die letzte gewesen ist. Denn wir haben gleich zwei Messenger verloren und beim aktuellen Stand des Portfolios kann man nur sagen, dass Google den Messengermarkt für Privatnutzer nahezu vollständig aufgegeben hat. Das war sicherlich nicht die schlechteste Entscheidung.
Wie viele Google-Messenger gibt es?
Nur die wenigsten Menschen dürften die Frage beantworten können, wie viele Messenger Google im Laufe der Jahre, seit den glorreichen Google Talk-Zeiten geschaffen, umgebaut, eingestellt und damit verschlissen hat. Denn die Produkte wurden nicht nur geschaffen und eingestellt, sondern mehrfach in der langen Historie zusammengeführt, in mehrere Stränge aufgeteilt oder umbenannt. Die Anzahl der Messenger-Produkte ist davon abhängig, wie gezählt wird. Eine Übersicht über Googles aktuelle Messenger und deren Marktposition findet ihr in diesem Artikel.
Zwei populäre Produkte wurden eingestellt
In den letzten Tagen mussten sich treue Nutzer von zwei Google-Messengern verabschieden, die auf dem Höhepunkt recht viele Fans hatten und in ihrer eigenen Kategorie als Messenger-Hoffnung für Googel galten: Google Hangouts wurde eingestellt und die Nutzer von Google Duo wurden mehr oder weniger elegant zu Google Meet „verschoben“. Vor allem Google Hangouts galt als unverwüstlich, denn es hat mehrere interne Nachfolger überlebt. Wer erinnert sich noch an Allo?
Schon beim Start von Google Duo war Google Hangouts „alt“. Die beiden zeitgleich gestarteten Messenger Google Allo und Google Duo sollten das schwächelnde Hangouts ersetzen. Eines als Ersatz für den Chat-Teil, das andere als Ersatz für die Videotelefonie. Doch während Allo trotz des damaligen Google Assistant-Boosts nicht vom Fleck kam, konnte sich Duo gut entwickeln und Fans einsammeln. Am Ende hat es ganz offensichtlich nicht viel gebracht hat.
Google gibt den Privatmarkt auf
Während Duo vollständig eingestellt wird, bleiben die neuen Kommunikationsprodukte ein Vermächtnis von Google Hangouts. Denn Hangouts wurde damals in den Business-Bereich verschoben und in „Hangouts Chat“ sowie „Hangouts Meet“ aufgespalten. Später verloren sie die Bezeichnung „Hangouts“ und sind heute als Google Chat und Google Meet bekannt. Google Chat wird Google Hangouts ersetzen und Google Meet wird Google Duo ersetzen. Irgendwie bleibt die Hangouts-Ära also weiterhin vorhanden.
Man kommt aber nicht drumherum zu sehen, dass Google den Markt der Privatnutzer nahezu vollständig aufgibt. Sowohl Google Chat als auch Google Meet sind Teil des G Suite-Pakets und strecken lediglich ihre Fühler in den Privatbereich aus. Dadurch ergeben sich Synergien, die die Weiterentwicklung auch ohne großen Erfolg ermöglichen, doch einen echten Fokus auf Privatnutzer gibt es nicht. Und damit wohl auch keine Motivation der Massen, sich schon wieder an einen neuen Google-Messenger zu gewöhnen. Lediglich Google Messages bleibt bestehen, das von 90 Prozent der Nutzer aber wohl nur als App für den SMS-Empfang genutzt wird und gar nicht als ernsthafter Messenger angesehen wird.
Ich lehne mich aus dem Fenster und behaupte, dass ein Großteil der Nutzer gar nicht weiß, dass Google Messages nicht nur eine SMS-App ist. Die SMS-Funktionalität wird für ein langes Überleben der App sorgen und Googles umfangreiche Investitionen in RCS stützen die App ebenfalls, sodass man sich um Messages derzeit keine Sorgen machen muss. Ein ernsthafter Marktbegleiter für WhatsApp, Telegram, Signal und wie sie alle heißen ist es auf keinen Fall und wird es wohl auch nie werden.
Ob man Googles vermeintliche Aufgabe jetzt mit einem „Schade“ oder einem „Endlich“ kommentieren soll, lässt sich gar nicht so leicht sagen, denn das dürfte wohl jeder Nutzer ein wenig anders sehen. Sicherlich ist es keine schlechte Idee, etwas Ruhe hereinzubringen, das eigene Karussell vollständig zum Stillstand zu bringen und auf Veränderungen im Messenger-Markt zu warten. Auch WhatsApp wird nicht auf alle Ewigkeit dominieren, sondern es werden neue Apps, neue Technologien, neue Möglichkeiten kommen, die WhatsApp verschläft oder die Konkurrenz besser umsetzt. Und vielleicht wird ja auf einer dieser neuen Apps in ferner Zukunft ein Google-Logo kleben…
» Android: Das waren die ersten Google-Smartphones – Sooner und Dream noch vor dem ersten Apple iPhone
GoogleWatchBlog bei Google News abonnieren | GoogleWatchBlog-Newsletter
Als Nutzer von Google Chat Apps in den letzten ca. 15 Jahren, bin ich froh, das sie kapitulieren. Google versteht bis heute nicht, was einen guten Messenger ausmacht. Und weil sie das irgendwann bemerkt haben, versuchten sie es noch mit einer Zwangsheirat zwischen sms und Messenger, aber wer Leute zwingen will, hat in der Regel bereits verloren. Das gilt zum Glück auch für Marktbeherrschende und Innovationsunterdrückende Weltkonzerne. Vermutlich hoffen Sie weiterhin auf RCS, das aber aus meiner Sicht seit jeher eine Totgeburt ist. Das ganze ist lediglich ein Versuch, mit Dienstleistungen Geld zu verdienen obwohl es keinen Grund gibt, sie zu bezahlen, da ein paar MB Daten günstiger sind. Nochmals zu den Google Messengern, wer diese ein bisschen intensiver verwendet und auch mit anderen Messengern vergleicht, hat schnell das Gefühl das Google keine Ahnung von irgendwas hat. Ich denke, wer öfters mal Fotos oder Videos per Hangouts/Chat versenden wollte, weis was ich meine. Zumindest bekommt man dabei nicht das Gefühl, das Google Erfahrung mit Cloud-Speicher hat.
Ich werde nie das einstampfen von Hangout und G+ verzeihen. Wir waren viele hier unterwegs. Alles anderes von Google interessiert mich nicht. Auf Google ist kein Verlass.