Google will das Betriebssystem Wear OS nach vielen Jahren in der Nische endlich zum Erfolg führen und setzt dafür nicht nur auf die eigene Pixel Watch, sondern auch auf die sehr enge Partnerschaft mit Samsung. Natürlich hofft man, dass weitere große Marken auf den Zug aufspringen, aber vielleicht müsste Google dafür selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Dass Fitbit nicht zu Wear OS wechselt, ist ein verheerendes Signal.
Das hat sich Google vor gut zehn Jahren sicherlich anders vorgestellt, als man mit Android Wear (heute Wear OS) den Smartwatch-Markt in Angriff genommen hat. Man ging vermutlich davon aus, den Android-Erfolg auf den sehr Smartphone-nahen Geräten wiederholen und alle großen Hersteller zur Nutzung von Wear OS bewegen zu können. Diese sahen das aber ganz anders und sind zu großen Teilen gar nicht erst auf den Wear OS-Zug aufgesprungen oder haben ihn schnell wieder verlassen.
Und so kam es, dass über viele Jahre die klassischen Uhren- und Luxus-Hersteller Googles wichtigste Wear OS-Partner gewesen sind und nicht die Technologie-Unternehmen. Das brachte zwar Marktanteile, aber die Welten sind viel zu verschieden, um diese als einzige Zugpferde zu sehen. Damit dürfte auch die langsame Weiterentwicklung von Wear OS zu erklären sein. Heute sieht es anders aus, denn der jüngste Anlauf, der sich jetzt auch schon wieder über eineinhalb Jahre streckt, sah ein sehr großes Update vor. Mit Samsung konnte man außerdem einen wichtigen Partner gewinnen, der die Reichweite von Wear OS im Alleingang in den letzten Monaten verdreifacht hat.
Samsung wird auf absehbare Zeit bei Wear OS bleiben und Google wird den Markt mit der Pixel Watch und den folgenden Generationen anschieben wollen. Das bringt beachtenswerte Erfolge, aber um an die Spitze zu gelangen, wird man viele weitere Marken von Wear OS überzeugen müssen. Genau das wird die Aufgabe der nächsten Jahre sein, um eines Tages Wear OS zu einer so bedeutenden Plattform zu machen, wie es Apples watchOS oder Android auf dem Smartphone ist. Aber da gibt es ein kleines Problem.
Ist Google selbst nicht von Wear OS überzeugt?
Mit der Pixel Watch setzt Google natürlich auf das hauseigene Wear OS, alles andere wäre undenkbar. Dann hat man aber noch eine zweite Smartwatch-Marke im Portfolio, hinter der ohnehin schon ein Fragezeichen steht und die partout nicht auf Wear OS wechseln will – warum auch immer. Aus den damals von Google angekündigten Fitbit-Smartwatch mit Wear OS ist nichts geworden. Mehr noch, man will weiter in die Zukunft der Fitbit-Plattform investieren. Das hat man erst vor wenigen Tagen per Blogpost bekannt gegeben.
Für Google kann sich dieses zweigleisige Fahren aus eigener Sicht auszahlen, nach außen hat das aber eine ganz andere Botschaft. Von außen betrachtet kann man den Eindruck bekommen, dass Google selbst nicht 100%ig vom Wear OS-Erfolg überzeugt und sich daher die zweite Plattform als Ausweg offen hält. Als Hersteller strategisch klug, als Plattformbetreiber nicht. Wie will man andere Smartwatch-Hersteller überzeugen, die eigenen Plattformen und bisher genutzten Betriebssysteme fallenzulassen und zu Wear OS zu wechseln, wenn man das selbst nicht tut?
Die Entscheidung Pro-Fitbit OS könnte daher für Google noch problematisch werden. Natürlich kann man das in Zukunft korrigieren, aber der Wear OS-Zug muss JETZT Fahrt aufnehmen und nicht erst in fünf Jahren. Denn bis dahin hat man bei Google schon wieder andere Pläne, wenn der erwartete Erfolg ausbleibt…
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