Android: Warum ist die Suchfunktion im Play Store so schlecht? Google hat keine Filter und keine Sortierung
Mit großem Abstand ist der Google Play Store der weltweit meistgenutzte App Store und erste (meist einzige) Anlaufstelle für viele Android-Nutzer. Gerade aufgrund dieser enormen Bedeutung für eine ganze Industrie ist es schon sehr verwunderlich, wie Googles Technologien bei diesem Produkt schwächeln und nicht dazu in der Lage sind, eine vernünftige Suchfunktion oder Empfehlungen anzubieten.
Glaubt man aktuellen Zahlen, dann gibt es im Google Play Store knapp 3 Millionen Apps und Spiele, die von den Nutzern auf viele Android-Geräte heruntergeladen und installiert werden können. Der Google Play Store ist der weltweit größte App Store und stellt Apple sowohl in puncto Anzahl der verfügbaren Apps als auch der Nutzerzahl und den Downloads weit in den Schatten. Dafür führt Apple nach wie vor bei den Umsätzen und verdient unter dem Strich mehr Geld.
Der Play Store hat eine enorme Bedeutung
Der Play Store hat sowohl für Googles Finanzen als auch für das gesamte Android-Ökosystem eine riesige Bedeutung. Smartphones ohne Google Play Store lassen sich in vielen Ländern dieser Welt nicht verkaufen, sodass der Play Store DIE Plattform ist, die bei einem Smartphone über Erfolg oder Misserfolg entscheidet – ganz unabhängig von den restlichen Kriterien. Aber auch für Abertausende Entwickler und Software-Unternehmen ist der Play Store bzw. Googles Werbeplattform der größte Umsatzbringer. Man kann sich kaum vorstellen, wie viele Jobs indirekt am Play Store bzw. dem Android-Ökosystem hängen.
Umso erstaunlicher ist es, dass Google seit jeher nicht dazu in der Lage zu sein scheint, dem Play Store eine vernünftige Suchfunktion oder ein gut funktionierendes Empfehlungssystem zu verpassen. Und das wird sich wohl auch in Zukunft nicht ändern, denn man versucht gar nicht erst, etwas daran zu ändern.
Die Suchfunktion hat große Mängel
Noch etwas zur Ausgangslage: Wir haben uns die Zahlen rund um den Play Store bereits angesehen. Nun darf man nicht vergessen, dass der Play Store aus dem Hause Google stammt. Ein Unternehmen, das seit über 20 Jahren ein Vermögen mit der Websuche verdient und dessen Suchtechnologie seit zwei Jahrzehnten unerreicht ist. Diesem Unternehmen ist es gelungen, diese starken Technologien in weitere Produkte wie GMail, YouTube, Google Fotos und mehr zu integrieren. Warum nicht in Google Play?
Die Suchfunktion des Play Store scheint aber offenbar eine Raketenwissenschaft zu sein, die die Google-Entwickler einfach nicht beherrschen. Der Play Store besitzt seit jeher eine Suchfunktion, die aber nicht viel mehr tut, als den Titel und die Beschreibung nach den eingegebenen Keywords des Nutzers zu durchsuchen. Für eine kleine App oder Webseite mag das ausreichen, aber für eine Plattform wie den Play Store kann man im Jahr 2019 schon einiges mehr erwarten – vor allem, wenn der große Name Google dahinter steht.
Durch dieses Modell ist es kein Wunder, dass die Nutzer nur selten das finden, was sie eigentlich gesucht haben. Viele App-Beschreibungen bestehen aus unzähligen populären Keywords, die zwar nur wenig sinnvoll sind und mit der App überhaupt nichts zu tun haben, diese aber in den Suchergebnissen ganz nach oben spülen. Das hat sich in den letzten Jahren dank der Play Store-Redaktion zwar geändert, aber ist nach wie vor ein großes Problem. Kein Wunder, dass mittlerweile sogar eine Spezialeinheit den Play Store sauber halten muss.
Auch Empfehlungen funktionieren nicht
Im Play Store werden dem Nutzer an allen Stellen neue Apps empfohlen, die entweder aktuell sehr populär sind, die vermeintlich zu den Interessen des Nutzers passen oder für die die App-Entwickler in Form von Werbeanzeigen gezahlt haben. Viele Nutzer sind aber der Meinung, dass diese Empfehlungen so gar nicht zu ihren Interessen passen und deswegen wohl auch nur sehr selten zu tatsächlichen Installationen über den Play Store führen.
Google holt sich nun externe Hilfe der Schwester Deepmind und lässt dessen Künstliche Intelligenz die Empfehlungen im Play Store auswählen und an den jeweiligen Nutzer anpassen. Wie lange das schon der Fall ist, geht aus der Ankündigung leider nicht hervor, aber die verwendeten Technologien sind sehr interessant (Infos im verlinkten Artikel). Man muss sich aber natürlich fragen, warum Googles eigene KI das nicht hinbekommt.
Der Play Store ist eigentlich ein sehr kleines Ökosystem
Der Play Store mag der weltweit größte App Store mit über einer Milliarde Nutzern sein, aber dennoch ist der reine Inhalt im Play Store extrem überschaubar. Nur 2,5 Millionen Apps sind im Vergleich zu allen Webseiten im Google-Index oder allen YouTube-Videos ein Witz. Dazu kommt, dass sich diese Apps in Relation zu den anderen beiden Plattformen so gut wie niemals ändern. Hier kommt mal eine App dazu, da fällt mal eine weg, aber der grobe Kern dürfte sehr lange Zeit erhalten bleiben. Das ist in der Websuche mit der sekündlichen Indexierung oder den Tausenden YouTube-Videos pro Minute eine ganz andere Liga.
Nun, warum schafft es Google dann nicht, passende Apps vorzuschlagen oder wenigstens eine starke Suchfunktion anzubieten. Es gibt so gut wie keine Parameter, fast keine Filter und Einschränkungsmöglichkeiten und erst recht keine Kategorisierungen oder Sortierungsmöglichkeiten in den Suchergebnissen. All das war vor 10 Jahren mit einer Handvoll Apps vielleicht tragbar, aber heute haben weder die Nutzer noch die App-Entwickler eine Chance, rein über den Play Store gezielt zueinander zu finden.
Lange Rede, kurzer Sinn: Was Google im Play Store als Suchfunktion und Empfehlung verkauft, ist dem Unternehmen und seinen in vielen Punkten extrem starken Technologien nicht würdig. Man merkt dem Play Store an, dass er praktisch konkurrenzlos ist und Google sich nicht unbedingt viel Mühe geben muss. Schade.
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Das tönt jetzt zwar nach Verschwörungstheorie, aber eine schlechte Suchmöglichkeit führt dazu, das es viel einfacher (und vor allem für die Entwickler wichtiger) ist, Apps mit bezahlter Werbung zu pushen, da sie sonst in der Flut untergehen. Den Rest kann man sich denken.