Google arbeitet seit vielen Jahren daran, die wohl größte Schwäche im Betriebssystem Android zu beheben oder zumindest zu entschärfen – das Problem mit den mangelnden Updates und die daraus resultierende hohe Fragmentierung. Jetzt wird immer deutlicher, dass ausgerechnet die EU-Kommission dieses Problem in die Hand nehmen und lösen wird. Eine geplante Gesetzgebung soll alle Hersteller von Smartphones und Tablets zu nicht weniger als fünf Jahren Android-Updates verpflichten – ohne Ausnahme.
Android-Nutzer sind es leider gewohnt, dass ihre Smartphones nur selten Updates erhalten oder sich diese um viele Monate verzögern. Zwar hat sich die Situation bei Flaggschiff-Smartphones großer Hersteller etwas gebessert, aber auch dort sind Grenzen gesetzt, wenn man nicht zu einem Pixel oder Samsung greift. Das ist nicht nur für die Nutzer sehr ärgerlich und auch ein Sicherheitsproblem, sondern widerspricht aufgrund des dadurch häufiger erforderlichen Smartphone-Neukaufs auch nicht dem Gedanken der Nachhaltigkeit.
Bald könnte es ausgerechnet die EU sein, die Google und dem gesamten Ökosystem unter die Arme greift und ganz neue Spielregeln aufstellt. Die Regulierungsbehörden haben in einem Gesetzesentwurf einige interessante Vorschläge rund um die Updates von Smartphones unterbreitet, die bei erfolgreicher Prüfung und des folgenden Beschlusses schon ab Ende 2024 bzw. Anfang 2025 gelten sollen. Der schon vor einigen Monaten kursierende Entwurf wurde noch einmal deutlicher und soll erreichen, dass Smartphones und Tablets länger mit Updates versorgt werden müssen.
Dabei ist ausdrücklich die Rede von allen Geräten und Ökosystemen, ohne dass ein bestimmtes Betriebssystem genannt wird. Doch weil Apple die Anforderungen schon jetzt erfüllt, bleibt nur noch Android übrig. Natürlich kann das Android-iOS-Duopol irgendwann enden und dann würden diese derzeit in der Prüfung befindlichen Regeln dann auch für weitere Plattformen gelten. Greifen würden die Regeln für alle neuen Geräte, die im EU-Raum verkauft werden.
EU-Behörden wünschen sich längere Updates
Schon im ersten Vorschlag vor einigen Monaten hatte man zwei ganz konkrete Zahlen untergebracht, die aufhorchen ließen und jetzt noch einmal deutlich verschärft wurden: Man will fünf Jahre funktionelle Updates sowie fünf Jahre Sicherheitsupdates vorschreiben, ohne dass die Hersteller eine Möglichkeit haben sollen, dies zu umgehen – auch das war im ersten Entwurf noch anders. Damit fordert man selbst längere Updates, als es Google heute für die eigenen Pixel-Smartphones anbietet. Lediglich Samsung bietet für einige Smartphones bis zu fünf Jahre – und natürlich Apple.
Aber diese Updates sollen nicht irgendwann kommen, was für die Hersteller sonst eine attraktive Lücke wäre, sondern man hat einen ganz konkreten Zeitrahmen festgelegt. Die Updates müssen innerhalb von sechs Monaten auf die Geräte ausgerollt werden. Bei Sicherheitsupdates sprach man damals sogar von nur zwei Monaten. Würden diese Regeln schon heute gelten, dann müsste ein großer Teil aller Smartphones innerhalb der nächsten drei Monaten das Update auf Android 13 erhalten. Google hat eigentlich die Voraussetzungen für schnelle Updates trotz umfangreicher Hersteller-Anpassungen geschaffen, doch genutzt werden sie kaum.
Gelten soll ein solches Gesetz tatsächlich schon ab März 2023, allerdings mit einer 21-monatigen Vorbereitungszeit, sodass es schlussendlich erst Anfang 2025 für Neugeräte wirksam wird. Man kann eigentlich nur hoffen, dass dieser Entwurf abgesegnet wird, alle Instanzen erfolgreich durchläuft und dann in den EU-Mitgliedsländern in geltendes Recht umgesetzt werden kann. Auf der Gegenseite muss man bedenken, dass schnelle Updates mehr Ressourcen erfordern, mehr Kosten verursachen und sich die Hersteller diesen über den Kaufpreis zurückholen. Das wäre wohl das Aus für die Flut an Billiggeräten, was ja aus mancher Sicht ebenfalls nicht die schlechteste Folge wäre (ich weiß, dass das nicht jeder so sieht).
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